Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)
»Es ist sogar noch viel schöner«, flüsterte sie.
»Meinst du, du könntest noch immer ohnmächtig werden, wenn du … wenn ich …?«, fragte Rouben leise.
»Den Teufel werde ich tun und irgendetwas davon verpassen«, erwiderte Jolin. Beherzt ergriff sie den Saum ihres T-Shirts, streifte es ab und ließ es auf die Kissen fallen.
Sie sah, dass nun auch Rouben den Atem anhielt.
Schließlich fasste er sich in den Nacken und zog sein T-Shirt ebenfalls aus. Jolin registrierte jeden einzelnen Zentimeter seiner Haut, die kräftigen Schultern, die perfekt geformten Oberarme, die geschmeidigen Muskeln, die dunklen Warzen und die wenigen feinen dunklen Haare auf seiner Brust.
Bis auf die kleine goldene Sonne waren seine Augen tiefschwarz und seine Lippen leicht geöffnet, als er langsam auf sie zurutschte und sanft ihre Schultern berührte. Zögernd fasste er mit den Fingerspitzen nach den Trägern ihres BHs und schob sie langsam bis zu ihren Ellenbogen herunter.
Er starrte sie an und schluckte, und Jolin schoss die Röte ins Gesicht. »Du … du hast das alles doch schon gesehen …«, stammelte sie.
Rouben schüttelte den Kopf. »Nein, ich … ehrlich gesagt, ich hab damals nicht so genau hingeschaut.«
Jolin senkte den Blick. »Und?«, fragte sie, und ihre Stimme zitterte so sehr, dass sie selbst kaum verstand, was sie sagte. »Bereust du’s jetzt?«
»Was?« Wieder bildete sich eine kleine Steilfalte zwischen seinen Augenbrauen. Dann schüttelte er den Kopf, als könnte er nicht begreifen, wie sie so etwas fragen konnte. »Komm her«, sagte er rau. »Los, komm schon her!«
Er ließ seine Hände auf ihre Schultern zurückgleiten, ihren Hals hinauf und schließlich wieder in ihren Nacken hinunter. Sanft, aber bestimmt drückte er sie zu sich heran. Ihre Blicke trafen sich und den Bruchteil einer Sekunde darauf auch ihre Lippen.
Dieser Kuss war wie eine Befreiung, das Aufeinandertreffen ihrer Haut wie ein elektrischer Schlag, das Liebkosen ihrer Körper wie ein ineinander Ertrinken und ihr Verschmelzen wie eine Explosion, die sie in den Himmel warf.
Jolins Verstand brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass genau das tatsächlich geschah. Ihre Schenkel umschlossen Roubens nackten Körper, ihre Blicke waren ineinander verankert, ihre Hände miteinander verschlungen und ihre Arme hoch über ihre Köpfe gestreckt, während sie für den Bruchteil einer Sekunde schwerelos unter dem samtenen Dach des schwarzen Himmels und den Lichtern der Stadt schwebten. Dann rollte Rouben sich blitzschnell ein, in vollkommener Harmonie wurde seine Bewegung eins mit Jolins, schützend schlossen sie einander ein wie eine Kugel, und einen Atemzug später rollten sie lachend über die Matratze auf der Terrasse.
»Wie hast du das gemacht?«, kicherte Jolin. »Wie machst du das nur?«
»Na ja«, sagte er. »Es ist nun mal so, wie ich schon sagte, ich bin ein Wesen …«
»… von besonderer Gabe?«
Rouben nickte beklommen. »Eines, das immer auch einen Teil der Dunkelheit in sich tragen wird.«
»Es ist also wahr«, sagte Jolin.
»Ja, es ist wahr.«
»Und woher stammt dieses …ähm … Wissen? Von Vincent? Oder von Ramalia?«
»Es stand ebenfalls etwas darüber in dem Brief«, sagte er, während er sich auf ihr ausstreckte und seine Nase zärtlich an ihrer rieb. »Ich habe allerdings nicht die geringste Ahnung, ob meine Mutter dafür gesorgt hat, dass du diesen Zettel bekommst.«
Jolin schüttelte den Kopf. »Ich tippe ja noch immer eher auf deinen Bruder.«
»Wahrscheinlich hast du recht«, sagte Rouben. »Aber letztendlich ist es jetzt auch egal.«
»Ja, das ist es«, erwiderte sie. »Doch was genau bedeutet es?«
»Na ja, wie du eben schon gemerkt hast«, begann Rouben. »In bestimmten Situationen verfüge ich über außergewöhnliche Fähigkeiten.«
Jolin runzelte die Stirn. »Und weiter?«
»Ich bin ziemlich stark und schnell …«
»Ja … Und was noch?«
»Ich … ähm … na ja … ich …«
Jolin verdrehte die Augen. »Jetzt sag nicht, du bist unsterblich.«
»Nein, das nicht … bloß unsterblich in dich verliebt.«
»So?«
»Für immer«, sagte Rouben und setzte eine betretene Miene auf. »Ich fürchte, ich werde eine ziemliche Klette sein …«
»Oh«, sagte Jolin. »Ich glaube, damit komme ich klar.«
Rouben beugte sich herab und küsste sie flüchtig.
»Meinst du wirklich?«
»Ja …«, sagte Jolin gedehnt. »… Allerdings …«
»Was?«, fragte er erschrocken.
Sie
Weitere Kostenlose Bücher