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Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Titel: Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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Roubens Wärme erfüllte sie augenblicklich, umfing ihre Seele, streichelte ihr Herz und trieb ihr die Tränen in die Augen.
    »Das bin nicht ich«, hörte sie ihn flüstern. »Das bist du.«
    »Nein, das sind wir«, widersprach Jolin leise.
    »Aber das wusste ich nicht«, sagte Rouben. »Verstehst du, ich wusste, dass ich dich liebe, aber ich habe mich immer als kalt empfunden. Ich konnte meine eigene Wärme nicht spüren, ich musste es erst lernen. Wenn du mich berührt hast, wenn wir uns küssten, hat es mich völlig verrückt gemacht, ich konnte nicht genug davon kriegen. Und ich wusste durchaus, dass es auch bei dir so war, aber ich konnte es nicht empfinden, ich hatte einfach keine Ahnung, wie viel davon du überhaupt vertragen würdest, und am Anfang hatte ich ständig Angst, alles kaputtzumachen. Vincent ist genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen … aus seiner Sicht. Damals war ich alles andere als fertig mit mir, und als du dann in mich eingetaucht bist … in dem Moment, als ich zu Staub zerfiel … das ist ein Zustand der absoluten Auflösung, so etwas wie eine Neugeburt … da habe ich alles auf einmal empfunden … innerhalb eines Sekundenbruchteils … deine Wärme, deine Liebe, deine Sehnsucht … alles, was du mir entgegenbringst … Verstehst du, Jol, nur weil du so tiefe, reine, ehrliche Gefühle für mich hast, wurde der Auflösungsprozess gestoppt, und ich konnte wieder in meinen Körper zurück.« Rouben senkte den Blick, und ein heftiges Beben erschütterte ihn. »Ich habe mich so unendlich geschämt. Ich hätte dir niemals gleich danach unter die Augen treten können, ich wollte erst so werden wie du …«
    »Aber Rouben, das ist doch Unsinn«, begann Jolin. »Meine Gedanken sind beileibe nicht immer so rein , wie du vielleicht denkst.«
    »Ich weiß.« Er nickte. »Mittlerweile weiß ich es. Trotzdem werde ich niemals so sein wie du.«
    »Ist das nicht ein Glück?«, entgegnete sie fragend.
    Die Traurigkeit verschwand aus seinen Augen, und der Anflug eines Lächelns kehrte zurück. »Wie man es nimmt«, sagte er.
    »Was meinst du damit?«
    »Dass für dich das Leben mit mir immer in gewisser Weise unberechenbar bleiben wird …«
    »Also niemals langweilig …?«
    »Na ja, du hast es ja schon gemerkt. Manchmal bin ich nicht besonders charmant. Dann sage ich Dinge, die ich hinterher bereue.«
    Jolin drehte sich auf seinem Schoß, schlang die Beine um seine Hüften und legte ihre Arme eng um seinen Hals. »Damit kann ich leben, aber nur, wenn du endlich aufhörst, Dinge zu tun , die du anschließend bereust.«
    Rouben sah sie nachdenklich an. »Meinst du das?«, fragte er schließlich und küsste sie.
    »Genau«, murmelte Jolin und küsste ihn wieder. Entschlossen schob sie ihre Hände unter sein T-Shirt, strich über die kräftigen Muskeln entlang seiner Wirbelsäule, und tastete sich langsam unter seinen Achseln hindurch nach vorn.
    »Bist du sicher?«, wisperte Rouben. Sein Atem war an ihrem Ohr, seine Hände wanderten an ihren Armen entlang, und seine Lippen strichen über ihre Halsschlagader. »Willst du das wirklich?«
    »Nichts mehr als das …«, hauchte Jolin. »Als dich.«
    Rouben bog den Kopf zurück und nahm ihr Gesicht in seine Hände. »Ich kenne einen Ort«, sagte er leise. Er erhob sich mit ihr auf dem Arm, als wäre sie so leicht wie eine Daunenfeder, trug sie durch den Raum, schaltete die Musikanlage auf der Kommode an und ging dann weiter bis ans andere Ende des Zimmers, wo sich eine Wendeltreppe befand, die nach oben führte.
    »Wohin bringst du mich?«
    »In den Himmel, Jol … Weißt du noch …?«
    Unter ihnen ertönten die ersten Takte von Stairway to Heaven , dem Song von Led Zeppelin, zu dem sie ein halbes Jahr zuvor auf Klarisses Party zum ersten Mal miteinander getanzt hatten.
    »Damals hätte ich nie gedacht …«, flüsterte Jolin. Sie legte den Kopf in den Nacken, und während Rouben sie die Wendeltreppe hinauftrug, sah sie den Himmel über sich, so schwarz wie ein samtenes Kissen.
    »Es ist nicht das Gleiche wie in Ramalias Haus«, murmelte er eine Entschuldigung, während er sie auf etwas Dickem, Weichem absetzte. Es war eine Matratze, annähernd so groß wie die ganze Dachterrasse, belegt mit Kissen und Decken und umgeben von einem Beet, in dem Büsche und kleine Bäume wuchsen. In der Erde dazwischen und in den unzähligen Gabelungen ihrer Zweige steckten Gläser, in denen Lichter brannten, wie Hunderte von Sternen.
    Jolin hielt den Atem an.

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