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Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Titel: Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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wirklich zutiefst, wie sehr Sie um mein Wohl besorgt sind, bin ich doch tatsächlich der Meinung gewesen, dass Sie mir jetzt, da ich erst kürzlich einer Freundin das Leben gerettet habe, diese kleine einmalige Unregelmäßigkeit nachsehen würden. – Wie dumm von mir!« Mit Genugtuung beobachtete sie, wie sich die Miene im hageren Gesicht ihrer Sportlehrerin allmählich veränderte. Die ohnehin schon hohlen Wangen fielen nun noch mehr ein, und die dunklen Augen begannen nervös zu flackern.
    »So war das ja nicht gemeint«, sagte Gabriele Selleck hastig.
    »Oh, Sie brauchen sich wirklich nicht zu entschuldigen«, erwiderte Jolin ebenso schnell. »Sie haben ja recht. Bedauerlicherweise wurde ich eben von einem Stufenkameraden gebeten, ihm etwas zu den Biologiehausaufgaben zu erläutern«, log sie, ohne auch nur anflugsweise rot zu werden.
    Die Sportlehrerin schüttelte den Kopf und hob abwehrend die Hände. In ihren Augen lag nun ein aufrichtiger Ausdruck des Bedauerns, doch Jolin war noch nicht fertig.
    »Ich muss einfach lernen, mich nicht mehr so sehr auf die Belange anderer einzulassen«, setzte sie hinzu. »Soziales Engagement zahlt sich eben nicht aus.« Noch einmal lächelte sie, und diesmal ging es ihr sehr viel leichter über die Lippen. »Von daher bin ich Ihnen wirklich sehr dankbar, dass Sie mich daran erinnert haben.«
    »Ich glaube, Sie haben mich völlig falsch verstanden«, versuchte Gabriele Selleck sich zu rechtfertigen.
    »Kein Problem«, meinte Jolin. »Hauptsache, ich weiß, worum es in Zukunft geht. Sie haben mir wirklich sehr geholfen.«
    Großmütig erklärte sie sich bereit, den Schiedsrichterposten zu übernehmen. Die Sportlehrerin brauchte allerdings noch eine Weile, um sich wieder zu fangen. Mit einer gewissen Schadenfreude registrierte Jolin, dass Gabriele Selleck vorübergehend nicht nur die Kontrolle über ihre zackigen Bewegungen, sondern auch über den Spielstand verloren zu haben schien.
    Doch schon bald glitten ihre Gedanken wieder zu Leonhart zurück, und ein beklemmendes Gefühl machte sich in ihr breit. Vielleicht wäre es gut, mit Rouben über die Sache zu reden, vielleicht war es aber sogar noch besser, genau das nicht zu tun. Leos Zweifel, oder treffender ausgedrückt, seine offene Feindseligkeit, hatten Hilflosigkeit und eine neuerliche unbestimmte Angst in ihr ausgelöst. Wie konnte er bloß ernsthaft glauben, dass Rouben sie in einen Vampir verwandelt hatte!
    Eigentlich hätte sie ihn auffordern müssen, ihren Arm oder ihre Wange zu berühren. Dann hätte er ihre Wärme und ihre Lebendigkeit gespürt und wäre vielleicht gleich eines Besseren belehrt worden. Aber wahrscheinlich hätte er sich vehement geweigert, sich ihr zu nähern. Ja, verdammt, Leo wollte sich im Moment einfach nicht überzeugen lassen, damit musste sie sich wohl abfinden. Andererseits durfte sie es auf keinen Fall zulassen, dass er sich weiter in diese Geschichte hineinsteigerte und seine Theorien womöglich sogar unter die Leute brachte. Anna hatte diesbezüglich zum Glück noch nichts erwähnt, was sie ganz sicher getan hätte, wenn Leonhart mit diesen irrwitzigen Behauptungen tatsächlich bereits hausieren ging.
    Trotzdem wollte Jolin die Angelegenheit so schnell wie möglich bereinigen. Und wenn Leo sich nicht bekehren ließ, dann musste sie es eben mit Carina versuchen.

    »Ist dir der Abschied von Rouben so schwergefallen?«, säuselte Anna ihr ins Ohr, als sie anderthalb Stunden später durch die Sporthallentür in die kühle Spätnachmittagsluft hinaustraten. Der Himmel hatte sich mittlerweile zugezogen, und es wehte ein zwar nur leichter, dafür aber sehr unangenehmer Wind. Jolin zog den Reißverschluss ihres Steppmantels rasch bis oben hin zu.
    »Der Abschied von Rouben fällt mir immer schwer«, seufzte sie. »Obwohl das natürlich idiotisch ist. Schließlich sind wir selten mehr als achtundvierzig Stunden voneinander getrennt.«
    »Ich finde das gar nicht idiotisch«, entgegnete Anna. »Ich an deiner Stelle hätte wahrscheinlich ständig Angst, dass er genauso plötzlich wieder verschwinden könnte, wie er aufgetaucht ist.«
    Jolin vergrub ihr Kinn im Stehkragen ihres Mantels und lief schweigend neben der Freundin her bis zum Ende des Schulgeländes.
    »Oh, da hab ich wohl ins Schwarze getroffen«, sagte Anna nach einer Weile.
    »Er wird schon nicht einfach verschwinden«, meinte Jolin. »Schließlich bin ich ihm nicht ganz unwichtig.«
    »Sehe ich auch so«, meinte Anna, »aber ein

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