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Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Titel: Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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besonders glaubwürdig an, das empfand sie selbst auch nicht anders, aber es war nun mal die Wahrheit. Niemand wusste das besser als sie.
    In einem Anflug von Verzweiflung streckte sie Leonhart ihre Hände entgegen. »Die sind nicht von einem Felsen zertrümmert worden.«
    »Davon bin ich auch nie ausgegangen.«
    »Sondern?«
    »Ich war immer der Meinung, dass Rouben sie dir gebrochen hat.«
    Jolin blickte ihn forschend an. »Und das bist du auch jetzt noch, stimmt’s?«
    »Warum sollte ich dich anlügen?«
    »Warum sollte ich das tun?«
    Leos Augen wurden schmal. »Dazu fallen mir gleich mehrere Gründe ein«, sagte er.
    »Nämlich?«
    »Du bist verrückt nach diesem Kerl und willst ihn schützen.«
    »Ts!« Jolin schüttelte den Kopf und machte ein paar Schritte auf und ab. »Das ist doch unlogisch, Leo. Warum sollte ich verrückt nach jemandem sein, der mir die Arme gebrochen hat?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht war’s ein Versehen. Vampire sollen ja angeblich sehr stark sein.«
    Wieder schüttelte Jolin den Kopf. Wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, hätte sie jetzt wahrscheinlich laut herausgelacht. »Okay«, sagte sie stattdessen. »Und weiter? Welche Gründe gibt es deiner Meinung nach noch für mich, dich zu belügen?«
    »Dass du …« Er machte eine abwehrende Geste und wich einen Schritt zurück. »… ach, ich weiß auch nicht …«
    »Trau dich, Leo. Ich bin ein Mädchen, ich werde dir schon nicht den Kopf abreißen.«
    »Ts.« Er sah sie kurz an, doch dieser Moment reichte für Jolin völlig aus, um zu kapieren, was in seinem Kopf vorging.
    »Du denkst, dass er mich verwandelt hat!«, stieß sie fassungslos hervor. »Oh, Mann, das denkst du tatsächlich!«
    Keuchend wich Leo einen weiteren Schritt zurück.
    »Deshalb also traust du dich nicht näher an mich heran«, schlussfolgerte Jolin und wunderte sich zugleich, dass sie nicht schon längst darauf gekommen war. »Und darum hast du mich auch die ganze Zeit nicht besucht, sondern immer nur angerufen. Aber die Telefonate haben dir natürlich nicht weitergeholfen. Du hast einfach nicht herausfinden können, ob ich noch ein Mensch bin oder vielleicht doch schon ein Vampir. – Hab ich recht?«
    Leonhart schluckte. Ihm war sämtliche Farbe aus dem Gesicht gewichen. Panisch blickte er sich um.
    »Da ist niemand«, sagte Jolin. »Wir sind ganz allein.«
    Leos Kopf flog geradezu in ihre Richtung zurück. »D-das wirst du nicht tun«, stammelte er.
    Jolin lächelte. »Hast du denn deinen Metallsplint gar nicht dabei?«, fragte sie. »Nein? – Wie schade! Du hättest ihn mir jetzt so schön ins Herz stoßen können.« Sie ließ diese Worte betont spöttisch über ihre Lippen kommen, weil sie hoffte, dass Leo die Absurdität hinter dieser Provokation erkannte. Aber das Gegenteil war der Fall.
    »Ich warne dich!«, zischte er. »Und wenn du Carina auch nur ein Haar krümmst …«
    »Sei nicht albern, Leo. Das war doch nicht ernst gemeint.«
    »Erzähl mir nichts. Erzähl mir nie wieder was.« Leonhart hob den Arm und deutete auf ihren Hals, der vom Kragen ihres Rollis verdeckt war. »Am Abend nach der Geoexkursion hast du dort geblutet, Jolin. Und wer weiß … Vielleicht hat Rouben dich eben gar nicht geküsst, sondern gebissen.«

    Wegen der Auseinandersetzung mit Leo kam Jolin zu spät zum Sportunterricht, worüber die stets überaus korrekte Gabriele Selleck alles andere als begeistert war.
    »Momentan laufen die Vorbereitungen für das Basketballturnier«, sagte sie streng.
    »Aber da bin ich doch sowieso nicht dabei«, erwiderte Jolin. »Die Muskulatur meiner Hände muss erst wieder aufgebaut werden. Ich kann ja nicht einmal einen Stift länger als zehn Minuten halten.«
    »Darum geht es nicht«, herrschte die Sportlehrerin sie an. »Ihre Mannschaftskameradinnen haben jegliche Form der moralischen Unterstützung verdient. Ich verstehe Sie nicht, Fräulein Johansson. Bisher sind doch gerade Sie in diesem Dingen immer ganz groß gewesen.«
    Es war wie ein Schlag in die Eingeweide. Völlig unvorbereitet und äußerst schmerzhaft. Außer Anna, Klarisse, Melanie und ihren anderen Freundinnen – und Gunnar und Rouben natürlich – schien es auf diesem Planeten offenbar niemanden zu geben, der ihre Veränderung begrüßte.
    Doch Jolin wollte sich nicht unterkriegen lassen, schon gar nicht von der Selleck, die außer von Mannschaftssportregeln von kaum etwas eine Ahnung hatte, und so rang sie sich ein Lächeln ab und sagte: »Es rührt mich

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