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Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Titel: Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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ein so wundervolles wesen wärst und deine seele nicht so vielschichtig und mir in vielerlei hinsicht so ähnlich wäre, würde ich mir ja gar nicht die mühe machen, dich in meine pläne einzuweihen.

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    from: klarisse
    to: r. v. ([email protected])
    subject:re: noch da?
    ich wäre dir wirklich dankbar, wenn du dich einen tick klarer ausdrücken könntest.

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    from: r. v.
    to: [email protected]
    subject:re: noch da?
    du wirst mir noch für ganz andere dinge dankbar sein.

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    from: klarisse
    to: r. v. ([email protected])
    subject:re: noch da?
    zum beispiel?

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    from: r. v.
    to: [email protected]
    subject:re: noch da?
    dafür, dass ich dich verschone …

4
    Es gibt Dinge, die sind so unmittelbar spürbar präsent, dass sie sich nicht wirklich zeigen müssen, um von ihrer Existenz zu überzeugen.
    In dem Augenblick jedenfalls, als ich den Motor ausgestellt und den Schlüssel abgezogen habe, weiß ich, dass Jolin sich nicht geirrt hat.
    Vielleicht liegt es daran, dass ich inzwischen in der Lage bin, Wärme und Kälte voneinander zu unterscheiden, vielleicht ist mir aber auch meine alte Welt einfach noch allzu vertraut, um deren Unbarmherzigkeit überhaupt übersehen zu können.
    Es ist nicht das Haus, nicht das Grundstück. Im Gegenteil, beides wirkt still und friedlich und trotz der offensichtlichen Mängel beinahe einladend.
    Ich starre es an, suche mit meinem Blick die dunklen Fenster ab und versuche gleichzeitig, die Gefühle und Gedanken, die in mir toben, zu beschwichtigen. Denn ich muss eine Entscheidung treffen, bevor es zu spät ist.
    Erst als Jolin in der U-Bahn saß, kam sie allmählich wieder zu sich. Die beiden Frauen auf der Bank gegenüber musterten sie unverhohlen, offenbar merkte man ihr an, dass sie ziemlich durcheinander war.
    Der Zettel brannte in ihrer Manteltasche. Hastig strich Jolin darüber, um sich davon zu überzeugen, dass er nicht tatsächlich jede Sekunde in Flammen aufging, doch der helle Steppstoff fühlte sich genauso kühl an wie sonst auch.
    »… ein Wesen von besonderer Gabe … aber immer einen Teil der Dunkelheit …«, murmelte sie vor sich hin, und mittlerweile war es ihr egal, dass beide Frauen sie anstarrten. Jolin musste nicht darüber nachdenken, was diese Worte bedeuteten. Die entscheidende Frage war doch: Wer hatte ihr diesen Zettel zugespielt? Und warum? Ramalia konnte es nicht gewesen sein, sie war tot, im Sonnenlicht zu Staub zerfallen. – Zumindest wenn sie Rouben glaubte. Und aus welchem Grund sollte sie das nicht tun?
    Jolins Finger zitterten, als sie die Umhängetasche nach ihrem Handy durchwühlte. Sie würde ihn anrufen und fragen. Sie kannte ihn nun lange, vor allem aber intensiv genug. Wenn er sie anlog, würde sie es merken.
    Ein Wesen von besonderer Gabe … Welche Gabe?
    Jolin ertastete das Handy, zog es hervor und schob es auf. Sie holte Roubens Nummer aus dem Speicher und drückte die Wahltaste. Nach dem dritten Klingelzeichen meldete sich die Mailbox. »Bitte ruf mich an, ich muss mit dir reden«, hauchte sie, kappte die Verbindung und ließ das Handy in die Tasche zurückgleiten.
    Jolin sah aus dem Fenster. Der dunkle U-Bahn-Schacht, ein dicker Kabelstrang und ein paar quaderförmige Stützpfeiler rasten vorbei, in den Scheiben spiegelten sich die blassen, teilnahmslosen Gesichter der Fahrgäste. Kaum einer redete, viele hatten sich durch die Kopfhörer ihrer MP3-Player von der Außenwelt abgeschottet, die meisten wirkten müde und unglücklich.
    Jolin schloss die Augen. Sie wollte nicht an Vincent denken, aber er drängte sich mit aller Macht in ihren Kopf. Die eisige Kälte und dieses gierige Tasten auf ihrer Haut. – Das konnte nur er gewesen sein.
    Vincent war die Kälte, Ramalia die Hitze und Rouben die Liebe. So einfach und doch so kompliziert.
    Vincent war in die Welt der Untoten zurückgerissen worden. Er konnte nicht mitten am Tag in der Gegend herumlaufen und ihr irgendwelche Zettel hinterherwerfen. Er hatte keinen Zugriff mehr auf sie. Rouben hatte die Prophezeiung erfüllt, der Spuk war vorbei. – Das zumindest hätte sie sich gerne eingeredet.
    Und wenn es gar nicht Vincent war, sondern irgendjemand anderer aus der Welt der Vampire, genauso kalt wie er?, überlegte Jolin weiter. Jemand, der sie warnen wollte, der es gut meinte und sie daran erinnerte, dass Rouben die Welt, aus der er kam, niemals ganz vergessen würde … und sie ihm somit auch niemals ganz vertrauen durfte? Nein,

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