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Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Titel: Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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bisschen geheimnisvoll ist das Ganze ja schon.«
    Jolin warf ihr einen überraschten Blick zu. »Wie meinst du das?«
    »Na ja, über seine Herkunft erzählt er nicht viel. Oder besser gesagt, eigentlich gar nichts. Kein Mensch weiß, wer seine Eltern sind …«
    »Doch, ich«, fiel Jolin ihr ins Wort. »Sie sind beide tot.«
    »Oh, das hab ich nicht gewusst!«, rief Anna. Betroffenheit breitete sich in ihrem Gesicht aus.
    »Niemand hat das gewusst«, sagte Jolin. »Rouben redet nicht gern darüber. Und jetzt, da er volljährig ist, interessiert sich ja auch keiner mehr dafür – vonseiten der Behörden und so, meine ich natürlich.«
    »Okay, dann hat er dieses Haus, in dem ihr zusammenleben wollt, also geerbt?«
    Jolin nickte. »Hör mal …«, begann sie dann. »Ich muss noch was erledigen … allein … Ich hoffe, du bist nicht böse …«
    Anna zog einen Flunsch. »Und ich hab mich so darauf gefreut, dass wir endlich mal wieder zusammen nach Hause fahren.«
    Jolin zog die Schultern bis zu den Ohren hoch. Es tat ihr ehrlich leid, dass sie ihrer Freundin einen Korb geben musste. »Ich ja auch«, sagte sie, »aber weißt du, ich möchte selbst Rouben nicht dabeihaben …«
    Anna grinste. »Schon kapiert … Sag mal, hat er dir eigentlich von dem neuen Wipo-Kurs erzählt?«
    »Ja, hat er.«
    »Und?« Anna lehnte ihren Kopf gegen Jolins Schulter und blinzelte sie an. »Springst du für ihn ein?«
    »Hm«, machte Jolin. »Es muss echt hart für dich sein, dass du nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten kannst.«
    »Ich gebe es ja nur ungern zu, aber es ist in der Tat niederschmetternd«, erwiderte Anna und wechselte gekonnt vom Dackel- zum Schmachtblick. »Andererseits hätte ich ihn wohl sowieso nur die ganze Zeit über angestarrt, und er hätte die Arbeit vollkommen allein machen müssen.« Sie nickte entschieden vor sich hin. »Insofern hat er die einzig richtige Entscheidung getroffen.«
    »Du bist wirklich tapfer«, meinte Jolin und drückte ihr schmunzelnd einen Kuss auf die Wange. »Und allein schon aus diesem Grund hast du es verdient, dass ich Rouben ersetze.«
    »Oooh, Jol!« Anna schlang die Arme um Jolins Hals und drückte sie überschwänglich. »Du ahnst nicht, wie unendlich glücklich du mich damit machst. Endlich mal wieder etwas mit dir zusammen zum Wohle der Welt zu organisieren, davon träume ich schon seit Wochen!«

    Nachdem sie sich mit Anna zu einem abendlichen Projekttelefonat verabredet hatte, überquerte Jolin mitten im dichtesten Verkehrsstrom die vierspurige Lessingallee, huschte über den kleinen Parkplatz auf der gegenüberliegenden Seite und bog in das Mühlengässchen ein.
    Es war ein seltsames Gefühl, nach so langer Zeit wieder hier zu sein. Das letzte Mal hatte Jolin diese Gasse und das kleine Antiquariat vor ungefähr drei Monaten besucht, und damals hatte sie dort nicht den dünnen alten Inhaber Ansgar Lechtewink angetroffen, sondern Ramalia, Roubens Mutter – und eigentlich hatte sie gedacht, dass sie nie wieder hierherkommen würde.
    Jolin verzögerte ihren Schritt. Langsam ging sie an den windschiefen Häusern mit den schmucken Ladenlokalen vorbei, atmete den Duft von frisch gebackenem Mohnkuchen ein, der der kleinen Bäckerei entströmte, und stand schneller vor dem Antiquariat, als sie es erwartet hatte.
    Als ob es mir entgegengekommen wäre, schoss es Jolin durch den Kopf. Oder mich jemand von hinten angeschoben hätte. Ein verrückter Gedanke! Amüsant und unheimlich zugleich.
    Nachdenklich betrachtete Jolin die Auslage in dem kleinen, vom letzten Regen noch etwas schmutzigen Fenster. Ob sie wohl etwas für Carina finden würde? Alte Bücher waren nicht jedermanns Geschmack, andererseits konnte man nur hier noch seltene kleine Schätze entdecken. Und sie wollte Carina schließlich etwas Besonderes mitbringen.
    Entschlossen setzte sie ihren Fuß auf die Steinstufe und öffnete die Tür. Die Glocke läutete, und Jolin richtete ihren Blick sofort auf den alten verschnörkelten Holztresen, auf dem neben einigen Bücherstapeln die imposante vorsintflutliche Registrierkasse stand, die noch mit einer Handkurbel bedient werden musste. Der Laden war leer, und trotzdem hatte Jolin sofort das Gefühl, von jemandem beobachtet zu werden.
    Sie reckte den Hals und spähte an der Kasse vorbei.
    »Herr Lechtewink? Sind Sie da?«
    »Ja, ja«, erwiderte eine etwas genervte Stimme, die Jolin noch nie gehört hatte. »Sehen Sie sich ruhig schon ein wenig um. Ich komme gleich, um Ihnen bei

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