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Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Titel: Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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auf zwei große Tassen, die er anschließend mit von Hand gefiltertem Kaffee auffüllte.
    »Hmmm!« Jolin atmete den herrlich aromatischen Duft ein. »Eine Küche am Morgen ohne Ma ist …«
    Ihr Vater zwinkerte ihr zu. »… auch mal ganz schön, oder? Ich habe ihr gesagt, – nein, ich habe ihr befohlen, heute einmal auszuschlafen.«
    »Wir sollten aufpassen, dass wir sie nicht völlig verdrängen«, sagte Jolin übermütig.
    »Das hatte ich eigentlich nicht vor.« Gunnar sah seine Tochter forschend an. »Ich liebe deine Mutter.«
    Jolin hob die Tasse an ihre Lippen und senkte den Blick. »Klar. Das tu ich ja auch.«
    »Du kannst es im Moment nur nicht so zeigen, stimmt’s?«
    Jolin stellte die Tasse auf den Tisch zurück, ohne einen Schluck getrunken zu haben. »Pa, ich weiß auch nicht, was mit mir los ist.«
    »Ich vermute mal, das Gleiche wie mit deinen alten Herrschaften«, erwiderte ihr Vater lächelnd. »Wir stehen alle vor einem neuen Lebensabschnitt. Das ist aufregend, aber auch schmerzlich. Und hin und wieder macht es sogar ein bisschen Angst.«
    Jolin nickte. Ihr Vater hatte recht. Er ahnte nicht einmal, wie sehr.
    »Wenn ich nicht mehr da bin«, tastete sie sich vorsichtig vor, »werdet ihr dann hier in der Wohnung bleiben?«
    »Ich glaube, nicht.« Gunnar schnitt ein Brötchen auf und hielt ihr die obere Hälfte hin.
    Jolin schüttelte den Kopf. »Ich krieg erst in der Pause was Festes runter.« Sie nahm ihren Teelöffel und trug ein wenig von dem cremig weißen Schaum ab. »Habt ihr schon darüber gesprochen?«, fragte sie, bevor sie den Löffel in den Mund schob.
    »Das brauchen wir nicht«, sagte ihr Vater. »Ich spüre einfach, dass es Paula in dieser Hinsicht genauso geht wie mir.«
    Jolin presste unmerklich die Lippen aufeinander. Das ist der Unterschied, dachte sie traurig. Rouben und ich, wir spüren nicht, wie es dem anderen geht. Er hat keine Ahnung, wie weh es mir tut, dass er sich für eine Weile zurückziehen will, und ich kann nicht nachempfinden, warum er das ausgerechnet jetzt, wo wir doch endlich glücklich miteinander sind, so sehr braucht.

    Jolin hatte im Traum nicht damit gerechnet, dass Rouben sie abholen würde. Umso überraschter war sie, als sein Wagen vor der Haustür stand. Er stieg aus, um ihr die Beifahrertür zu öffnen.
    »Hey«, sagte er und küsste sie flüchtig.
    Jolin sah gleich, dass er blasser war als sonst. Sie ließ sich auf den Sitz fallen und öffnete ihren Mantel. Der Himmel hatte sich zugezogen und ließ der Sonne keine Chance. Trotzdem war es wärmer, als sie angenommen hatte, viel wärmer.
    »Hast du schlecht geschlafen?«, fragte sie, nachdem Rouben den Alfa in den Verkehr eingefädelt hatte.
    Er nickte. »Hmm.«
    Jolin musterte ihn verstohlen. Seine Wangen wirkten ungewohnt schmal und kantig, und unter seinen Augen lagen dunkle Schatten.
    »Ich übrigens auch«, sagte sie.
    Rouben nickte. »Am Sonntag ist Neumond. Danach geht es wieder aufwärts.«
    Sie sah ihn überrascht an. »Womit?«
    »Mit allem. Zunehmender Mond eben.«
    Jolin hatte keine Lust, drum herumzureden. »Ich habe schlecht geschlafen, weil ich traurig war«, sagte sie mit fester Stimme. »Ich akzeptiere deinen Wunsch, und ich will dir auch wirklich nicht auf die Nerven gehen, aber …«
    »Dann lass uns nicht mehr drüber reden, okay?«, fiel er ihr ins Wort. Seine Stimme war noch dunkler als sonst, aber nicht samtig, sondern kühl.
    »Tust du mir absichtlich weh?«
    Jolin hatte das nicht fragen wollen, es fand ganz allein seinen Weg über ihre Lippen.
    »Was?« Er warf ihr einen erschrockenen Blick zu. »Nein. Natürlich nicht. Entschuldige bitte … Ich denke nur, dass es besser ist, wenn wir es nicht weiter zerreden. Das macht es nämlich nicht einfacher.«
    »Ich verstehe nicht, warum es überhaupt schwierig sein muss, Rouben«, erwiderte Jolin heftig. »Bitte, glaub mir, ich hatte mir echt vorgenommen, nicht wieder davon anzufangen, sondern dir Zeit zu geben und einfach abzuwarten. Aber jetzt, wo ich hier neben dir sitze und mit dir rede, da fühlt es sich total verkehrt an.«
    Rouben antwortete nicht, sondern hielt den Blick stur auf die Straße gerichtet.
    »Warum hast du mich überhaupt abgeholt?«
    »Weil wir gestern Abend nichts anderes verabredet hatten«, erwiderte er. »Ich wusste ja nicht, ob du damit rechnest.«
    »Ich hätte mit Anna in der U-Bahn fahren können.«
    »Die hättest du doch gar nicht mehr gekriegt.«
    »Wenn ich gerannt wäre, schon.«
    Er seufzte leise

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