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Neun Tage Koenigin

Neun Tage Koenigin

Titel: Neun Tage Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Meissner
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Trennung ja nutzen, um herauszufinden, wohin wir eigentlich innerlich unterwegs seien.
    „Und was soll ich meinen Eltern sagen?“, fragte ich. Meine Wangen waren nass von den Tränen, die geflossen waren, während er mir erzählt hatte, was bereits alles geregelt war.
    Brad erhob sich. „Was haben denn deine Eltern damit zu tun?“
    „Ich muss ihnen doch irgendetwas sagen.“
    „Sag ihnen, dass ich schuld bin.“
    Er wollte an mir vorbei, um die Küche zu verlassen – vermutlich, um zu packen –, aber ich streckte meine Hand aus und berührte ihn am Arm, sodass er stehen blieb.
    „Aber du hast letzte Nacht mit mir geschlafen“, flüsterte ich.
    Als er darauf nichts entgegnete, schaute ich zu ihm auf. Er blickte auf meine Hand, die auf seinem Arm lag, und wartete, dass ich losließ.
    Er sagte zwar nichts, aber plötzlich wusste ich, was er dachte.
    Was wir in der letzten Nacht zusammen erlebt hatten, war der körperliche Rest unseres Einsseins. Er hatte es geprüft und für nicht mehr ausreichend befunden.
    Wir hatten zweiundzwanzig Jahre lang im selben Haus gelebt, ein Auto geteilt, dieselben Freunde gehabt und in einem Bett geschlafen. Und es war Connor gewesen, der die losen Fäden miteinander verknüpft hatte.
    Ich ließ meine Hand sinken.
    Ich hatte die Anzeichen dafür, dass Brad sich in unserer Ehe nicht mehr wohlfühlte, wirklich nicht bemerkt. Es hatte sie mit Sicherheit gegeben, aber ich hatte sie übersehen. Meine beste Freundin Molly, an deren Schulter ich mich am Tag nach Brads Auszug ausweinte, meinte, ich hätte mich vielleicht mit der Arbeit in Theas Antiquitätenladen abgelenkt, weil ich nicht gewusst hätte, was ich mit diesen Anzeichen anfangen sollte. Also hätte ich einfach so getan, als wären sie gar nicht da. Doch so war es nicht. Ich hatte diese Anzeichen wirklich nicht bemerkt.
    Als Brad weg war, blieb mir gar nichts anderes übrig, als mich damit auseinanderzusetzen. Die Zeichen, die ich nicht bemerkt hatte, waren nämlich zu den Gründen geworden, weshalb er gegangen war. Sein leeres Bett drängte mich Nacht für Nacht zum Grübeln, während der Rest von Manhattan schlief. Wenn es dann Morgen wurde, schleppte ich mich völlig benebelt in den Laden. In der Woche nach Brads Auszug arbeitete Stacy noch nicht fest für mich, sodass nur ich und der sehr direkte Wilson dort waren. Wilson war ein pensionierter Geschichtslehrer, Liebhaber bunter Hawaii-hemden, Reparatur-Autodidakt und neben mir Theas einzige weitere Vollzeitkraft.
    „Haben Sie einen Kater?“, fragte er mich am ersten Morgen nach Brads Auszug, weil er über meinen schwankenden Gang erschrocken war.
    „Nein, Wilson. Ich habe nur nicht gut geschlafen.“
    „Tut mir leid. Ich mache Ihnen erst mal einen Kaffee.“
    „Danke.“
    „Ist mir ein Vergnügen. Wissen Sie, wenn Sie nicht so viel raffinierten Zucker konsumieren würden, dann lägen Sie nachts auch nicht dauernd wach, Jane.“
    Ich zog ganz langsam meinen Mantel aus und hängte ihn an den Kleiderständer auf dem Gang bei der Kasse. „Wahrscheinlich haben Sie recht.“
    Er starrte mich an. „Das war doch nur ein Scherz, Jane. Möchten Sie einen Donut zum Kaffee? Ich habe nämlich auf dem Weg hierher welche gekauft.“
    Bei Kaffee und Donuts vertraute ich mich Wilson dann an. Ich erzählte ihm, dass Brad einen Job in New Hampshire angenommen hätte und fürs Erste allein dort hinziehen wolle.
    „Er hat Sie also verlassen“, sagte Wilson und wischte sich die Cremefüllung des Donuts aus den Mundwinkeln.
    „Nein, nicht direkt. Aber genau so fühlt es sich an.“
    Er stand auf und warf die Donutverpackung in den Müll. Inzwischen war es fast neun, also Zeit, den Laden zu öffnen. „Es fühlt sich genau so an, weil es auch genau so ist“, sagte er.
    Ich knipste eine Tischlampe an der Kasse an. „Erinnern Sie mich bitte daran, dass ich nicht zu Ihnen komme, wenn ich mal Mitgefühl brauche, Wilson.“
    Er ging mit dem Schlüsselbund in der Hand zur Ladentür. „Ach so, das wollten Sie also. Sie wollten Mitgefühl? Wo kriegt man das denn hier in New York?“ Er steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn um.
    „Sagen Sie mir doch bitte noch mal, warum Thea Sie eingestellt hat?“, rief ich ihm zu und genoss das kleine Lächeln, das er mir entlockt hatte. Es fühlte sich gut an zu lächeln, auch wenn es nur für fünf Sekunden gewesen war.
    Wilson kam wieder zurück zu mir, und als er näher kam, konnte ich seinen Lieblingspfeifentabak im Stoff seines

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