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Neun Tage Koenigin

Neun Tage Koenigin

Titel: Neun Tage Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Meissner
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Affäre?“ Ich hätte ihm gern geglaubt, hatte aber gleichzeitig auch Angst davor, es zu tun.
    „Nein, ich habe keine Affäre.“
    Für den Bruchteil einer Sekunde wünschte ich, er hätte Ja gesagt. Ich wünschte, er hätte eine Affäre gehabt, denn dann hätte es wenigstens jemanden gegeben, auf den ich hätte wütend sein können. Jemanden, dem ich die Schuld hätte geben können. Mir liefen weiter die Tränen. Brad griff nach der Schachtel mit Taschentüchern auf dem Küchentresen, nahm eines heraus und hielt es mir hin. Ich ignorierte es und wischte mir mit dem Ärmel meines Bademantels die Tränen ab.
    „Ich verstehe das alles nicht“, sagte ich.
    Er warf das Taschentuch auf den Tisch. „Du willst mir doch nicht allen Ernstes erzählen, dass du glaubst, bei uns wäre alles in Ordnung, oder? Eigentlich hätte es gar nicht nötig sein müssen, es so deutlich auszusprechen. Ich wollte dir jedenfalls nicht wehtun.“
    „Was hast du denn geglaubt, wie ich mich fühlen würde, wenn du mir das sagst?“ Feindseligkeit stieg in mir auf, die von Schmerz und Fassungslosigkeit herrührte. „Was hast du denn gedacht, wie ich mich fühlen würde, wenn du mir sagst, dass du mich verlassen willst?“
    „Ich habe nicht gesagt, dass ich dich verlassen will, sondern dass wir eine Auszeit brauchen.“
    „Aber Tatsache ist doch, dass du mich verlässt.“ Ich legte die Hände in meinen Schoß, damit sie ruhiger wurden.
    „Ich glaube einfach, dass es uns beiden guttun würde, eine Zeitlang getrennt zu leben, um zu sehen, ob es überhaupt noch etwas gibt, das uns zusammenhält.“
    Mein Gesicht brannte, als hätte er mich geohrfeigt. „Was sagst du denn da?“
    „Ich glaube, dass Connor das Einzige ist, was uns noch verbunden hat. Sein Auszug war im Grunde der letzte Nagel im Sarg unserer Ehe. Seitdem ist es nicht mehr wie früher, und ich glaube, das weißt du auch.“
    Ich machte den Mund auf, um zu protestieren, aber ich fand keine Worte. In diesem Augenblick erkannte ich, dass ich nicht genug unternommen hatte, um mit der Leere fertigzuwerden, die entstanden war, als Connor seine Siebensachen gepackt hatte, um in Dartmouth zu studieren. Und Brad auch nicht. In den vergangenen anderthalb Jahren war es mir oft so vorgekommen, als würden wir zwischen Connors Semesterferien und seinen Besuchen zu Hause die Luft anhalten. Brad war damit offenbar ganz anders umgegangen – zum Beispiel, indem er sich ein Leben ohne mich ausgemalt hatte. Aber was er da vorschlug, wollte mir einfach nicht einleuchten.
    „Wie soll uns denn eine Trennung dabei helfen, herauszufinden, was uns noch zusammenhält?“, fragte ich.
    „Wenn wir zusammen sind, bekommen wir es ja offenbar auch nicht heraus“, antwortete er.
    Auch das saß. Ich griff nach den Taschentüchern, und er gab mir eines.
    „Sollten wir es nicht erst noch mal mit einer Eheberatung versuchen?“, fragte ich
    Er zögerte kurz. „Vielleicht. Nach einer Weile. Im Moment brauche ich einfach mehr Raum. Für mich. Und ich glaube, den brauchen wir beide.“
    Ich nahm den französischen Kaffeebereiter, stand auf, ging in die offene Küche und stellte die Kanne so fest auf den Küchentresen, dass der Kaffee überschwappte.
    „Jane?“
    „Und für wie lange?“ Ich stand mit dem Rücken zu ihm.
    „Das … das weiß ich noch nicht.“
    „Und was ist mit Connor? Was sollen wir ihm sagen?“
    „Wir sagen ihm nur so viel, wie er unbedingt wissen muss. Dass ich ein tolles Stellenangebot in New Hampshire bekommen habe und für eine Weile dorthingehe, um herauszufinden, ob wir uns beide einen Umzug vorstellen könnten.“
    Ich drehte mich um und sah ihn an, meinen Ehemann, den Radiologen, dessen Aufgabe darin bestand, ins Innere der Menschen zu schauen. „Willst du das wirklich?“
    Er schloss die Augen, als hätte ich die falsche Frage gestellt und er müsse jetzt erst eine Antwort suchen, die zu der Frage passte. „Ja, ich muss das tun.“
    Eine ganze Weile schwiegen wir beide. Dann erzählte er mir systematisch, so als hätte er es eingeübt, dass er eine möblierte Wohnung in der Nähe seiner neuen Klinik gemietet habe, dass das Memorial -Krankenhaus, in dem er jetzt noch arbeitete, bereits über alles informiert sei und einer frühzeitigen Vertragsauflösung zugestimmt habe, sodass er bereits am folgenden Dienstag seine neue Stelle antreten könne. Er fragte mich, ob er den Wagen mitnehmen könne, obwohl er sowieso ihm gehörte. Dann meinte er, wir könnten die Zeit der

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