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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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dem Tresen und bediente die wenigen Gäste, zumeist stumme Besoffene. Ratz’ Plastikarm surrte, als er das Bierglas hob und trank. Sein kahlgeschorener Schädel glänzte vor Schweiß. »Siehst schlecht aus, mein Künstlerfreund«, sagte er, wobei er seine feuchte Gebissruine bleckte.
    »Mir geht’s gut«, sagte Case und grinste wie ein Totenkopf. »Super sogar.« Er ließ sich gegenüber von Ratz auf einen Stuhl fallen, ohne die Hände aus den Taschen zu nehmen.
    »Und läufst in’nem tragbaren Bunker aus Schnaps und Speed rum, sicher. Schützt vor den derberen Gefühlen, hm?«
    »Kümmer dich um deinen eigenen Dreck, Ratz. Haste Wage gesehn?«

    »Schützt vor Angst und dem Alleinsein«, fuhr der Barkeeper fort. »Hör auf die Angst! Vielleicht ist sie dein Freund.«
    »Was von’ner Schlägerei in der Spielhalle heut Nacht gehört, Ratz? Jemand verletzt?«
    »Irgend so’n Idiot hat’nen Wachmann niedergestochen.« Rate zuckte mit den Achseln. »Soll angeblich’n Mädchen gewesen sein.«
    »Ich muss mit Wage reden, Ratz. Ich …«
    »Ah.« Ratz verkniff den Mund zu einem Strich. Er blickte an Case vorbei zum Eingang. »Schätze, du wirst gleich Gelegenheit dazu haben.«
    Case schossen plötzlich die Shuriken im Schaufenster durch den Kopf. Das Speed kreischte in seinem Schädel. Die Pistole in seiner Hand war schlüpfrig vor Schweiß.
    »Monsieur Wage«, sagte Ratz und streckte langsam den pinkfarbenen Greifer aus, als ob er erwartete, dass der andere ihn schütteln würde. »Was für eine Freude. Sie beehren uns viel zu selten.«
    Case wandte den Kopf und blickte Wage ins Gesicht. Es war eine sonnengebräunte Nullachtfünfzehn-Maske. Die Augen bestanden aus laborgezüchteten, meergrünen Nikon-Transplantaten. Wage trug einen dunkelgrauen Seidenanzug. Schlichte Platinarmreife umspannten seine Handgelenke.
    Links und rechts von ihm standen seine Schläger, zwei fast identische Typen mit transplantierten Muskelpaketen an Armen und Schultern.
    »Wie geht’s, Case?«
    »Gentlemen«, sagte Ratz und nahm mit seiner pinkfarbenen Plastikklaue den überfüllten Aschenbecher vom Tisch. »Ich will keinen Ärger hier.« Der Aschenbecher war aus dickem, unzerbrechlichem Plastik und warb für Tsingtao-Bier. Ratz zerquetschte ihn mühelos, so dass Kippen und grüne Plastiksplitter auf den Tisch rieselten. »Kapiert?«

    »He, Süßer«, sagte einer der Schläger, »willste die Nummer nicht auch mal bei mir probiern?«
    »Mach dir nicht die Mühe, auf die Beine zu zielen, Kurt«, sagte Ratz im Plauderton. Case blickte durch die Bar und sah den Brasilianer auf dem Tresen stehen; er hielt ein Distanzgewehr der Marke Smith & Wesson auf das Trio gerichtet. Der Lauf aus einer papierdünnen Legierung, verstärkt mit einem Kilometer Glasfaser, war so dick, dass eine Faust hineinpasste. Das offene Magazin gab den Blick auf fünf fette, orangerote Patronen frei, unterschallschnelle Gummigeschosse.
    »Technisch gesehen nicht tödlich«, bemerkte Ratz.
    »He, Ratz«, sagte Case, »ich schulde dir was.«
    Der Barkeeper zuckte mit den Achseln. »Nichts schuldest du mir. Die da« – er funkelte Wage und seine Schläger an – »müssten es eigentlich wissen. Im Chatsubo wird niemand erledigt.«
    Wage hustete. »Wer redet denn vom Erledigen? Wir wollen uns unterhalten, rein geschäftlich. Case und ich, wir arbeiten zusammen.«
    Case zog die.22er aus seiner Tasche und richtete sie auf Wages Schritt. »Hab gehört, du willst mich kaltmachen.« Ratz’ pinkfarbene Klaue legte sich um die Pistole, so dass Case die Hand erschlaffen ließ.
    »Hör mal, Case, was ist’n los mit dir? Hast du’n Rad ab oder was? Was soll der Scheiß, dass ich dich umbringen will?« Wage wandte sich an den Knaben zu seiner Linken. »Ihr zwei verzieht euch ins Namban! Wartet auf mich.«
    Case sah den beiden nach, wie sie die Bar durchquerten, die nun völlig leer war bis auf Kurt und einen Matrosen in Khaki, der gekrümmt vor einem Barhocker am Boden kauerte. Der Lauf der Smith & Wesson folgte den beiden zur Tür und schwenkte dann zurück zu Wage.

    Das Magazin von Cases Pistole klackerte auf den Tisch. Ratz hielt die Knarre in seiner Klaue und warf die Patrone in der Kammer aus.
    »Wer hat gesagt, dass ich dich fertigmachen will, Case?«, fragte Wage.
    Linda.
    »Wer hat das gesagt, Mann? Will dich da wer reinlegen?«
    Der Matrose stöhnte und kotzte fürchterlich.
    »Schmeiß den Kerl raus!«, rief Ratz Kurt zu, der nun, die Smith & Wesson über den Knien, auf

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