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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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sich mit Matsuga getroffen, aber die Scheinfirma, die Matsuga betrieben hatte, gab es längst nicht mehr. Kein Terminal, nichts. Durch rußiges Plastik fiel Licht aus der Gasse hinter der Spielhalle herein. Er konnte eine gewundene Schlinge Lichtleitfasern ausmachen, die aus einer Dose in der Wand ragte, einen Haufen weggeworfener Essensbehälter und das flügellose Rumpfstück eines elektrischen Ventilators.
    Das Fenster bestand aus einer einzigen Scheibe aus billigem Plastik. Case schlüpfte aus seiner Windjacke, wickelte sie sich um die rechte Hand und schlug zu. Die Scheibe bekam einen Sprung und fiel nach zwei weiteren Schlägen aus dem Rahmen. Das gedämpfte Getöse der Spielhalle wurde von einer
Sirene übertönt, die entweder die zerbrochene Scheibe oder das Mädchen vorne am Korridor ausgelöst hatte.
    Case wandte sich um, zog seine Jacke wieder an und fuhr mit einem Ruck die Kobra ganz aus.
    Da die Tür geschlossen war, rechnete er damit, dass sein Verfolger annehmen würde, er wäre durch diejenige verschwunden, die er halb aus den Angeln gerissen hatte. Die bronzene Pyramide der Kobra begann leicht zu schwingen, weil der Stahlfederschaft seinen Pulsschlag verstärkte.
    Nichts geschah. Da war nur das Sirenengeheul, der Lärm der Spiele und sein klopfendes Herz. Dann kam die Angst wie ein halb vergessener Freund. Nicht der kalte, flinke Mechanismus der Dex-Paranoia, sondern blanke, tierische Angst. Er lebte nun schon so lange am Rand der Furcht, dass er beinahe vergessen hatte, was nackte Angst war.
    Dieses Zimmerchen war so ein Ort, wo Menschen starben. Vielleicht würde er hier sterben. Vielleicht hatten sie Schusswaffen.
    Ein lautes Krachen am anderen Ende des Korridors. Eine männliche Stimme, die auf Japanisch etwas rief. Ein schriller Aufschrei, voller Entsetzen. Ein weiteres Krachen.
    Und Schritte, die ohne Hast näherkamen.
    Sie gingen an seiner geschlossenen Tür vorbei. Blieben dann stehen, drei schnelle Herzschläge lang. Und kehrten um. Eins, zwei, drei. Ein Stiefelabsatz scharrte über den Mattenbelag.
    Seine vom Oktagon ausgelöste künstliche Tapferkeit bröckelte vollends ab. Er schob die Kobra in den Schaft und flitzte zum Fenster, blind vor Angst, mit kreischenden Nerven. Er war drauf, draußen und fiel, ehe er überhaupt wusste, was er tat. Beim Aufschlag auf dem Pflaster schoss dumpfer Schmerz durch seine Schienbeine.
    Ein schmaler Lichtkegel aus einem halboffenen Versorgungsschacht umrahmte einen Abfallhaufen aus Glasfasern
und dem Gehäuse eines kaputten Spielautomaten. Er war mit dem Gesicht voran auf eine durchnässte Spanplatte gefallen; er rollte sich herum, in den Schatten des Automaten. Das Fenster des kleinen Büros war ein matt erleuchtetes Rechteck. Die Sirene heulte immer noch, lauter hier, da die Rückwand den Lärm der Spiele dämpfte.
    Ein Kopf erschien im Fenster, durch die Leuchtstoffröhren im Korridor von hinten beleuchtet, verschwand wieder, tauchte erneut auf. Case konnte die Züge nicht erkennen. Silberglanz über den Augen. »Scheiße«, sagte jemand, eine Frau, mit dem Akzent des nördlichen Sprawls.
    Der Kopf verschwand. Case blieb im Schutz des Spielautomaten liegen und zählte bis zwanzig. Dann stand er auf. In der Hand hielt er noch die stählerne Kobra, aber er brauchte ein paar Sekunden, um sich zu entsinnen, was es war. Dann hinkte er durch die Gasse davon und rieb sich dabei den linken Knöchel.
     
    Shins Pistole war eine fünfzig Jahre alte vietnamesische Imitation eines südamerikanischen Nachbaus einer Walther PPK Double-action. Sie hatte einen schwergängigen Abzug und war für.22er Gewehrmunition umgerüstet. Case wären Bleiazid-Explosivgeschosse lieber gewesen als die einfachen chinesischen Hohlspitzpatronen, die Shin ihm verkauft hatte, aber immerhin war es eine Pistole mit neun Schuss Munition. Auf dem Weg von der Sushibude die Shiga hinunter drückte er sie in seiner Jackentasche an sich. Der Griff bestand aus hellrotem Plastik in der Form eines aufgerichteten Drachen, ein Motiv, das man im Dunkeln ertasten konnte. Die Kobra hatte er einer Mülltonne auf der Ninsei anvertraut und trocken ein weiteres Oktagon geschluckt.
    Die Pille setzte seine Schaltkreise unter Strom, und er ließ sich vom Speed über die Shiga zur Ninsei und dann weiter zur
Baiitsu tragen. Sein Verfolger war weg, entschied er, und das war gut. Er hatte Anrufe zu tätigen und Geschäfte abzuwickeln, und das konnte nicht warten. Gleich nach dem ersten Block der Baiitsu in

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