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Neuromancer

Neuromancer

Titel: Neuromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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des Terminals, dessen Gesicht mit Perlen und Lapislazuli bedeckt war. Dahinter rangen Molly und 3Jane in Zeitlupe.
    »Gib uns den Scheißkode!« sagte er. »Wenn nicht, was wird sich dann
    schon groß ändern? Was wird sich, verdammt noch mal, je ändern für
    dich? Du wirst enden wie der alte Mann. Du wirst alles niederreißen und
    wiederaufbauen! Du wirst die Mauern wiedererrichten, fester und fester...
    Ich hab echt keine Ahnung was passiert, wenn Wintermute gewinnt, aber
    es wird was ändern!« Er zitterte, und die Zähne klapperten ihm.
    3Jane erschlaffte. Mollys Hände lagen noch um ihren schlanken Hals,
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    und das dunkle Haar schwebte, verfilzte sich zum braunen Pelz.
    »Der Herzogliche Palast von Mantua«, sagte sie, »enthält eine Reihe zunehmend kleinerer Zimmer. Sie winden sich um die großen Gemächer.
    Durch herrlich geschnitzte Türstöcke tritt man gebückt ein. Sie beher—
    bergten die Palastzwerge.« Sie lächelte matt. »Ich kann mir vorstellen, so was anzustreben, aber meine Familie hat gewissermaßen bereits eine im—posantere Version desselben Plans bewerkstelligt...« Ihre Augen waren nun ruhig, entrückt. Dann blickte sie zu Case hinunter. »Nimm dein Wort, Dieb!
    « Er steckte aus.
    Kuang glitt aus den Wolken heraus. Unter ihm die Neonstadt. Hinter
    ihm eine schwindende, dunkle Sphäre.
    »Dixie? Bist du da, Mann. Horste mich? Dixie?«
    Er war allein.
    »Der Arsch hat dich gekriegt«, sagte er.
    In blinder Fahrt schwirrte er über die grenzenlose Datenlandschaft.
    »Du wirst jemand hassen, bevor das vorbei ist«, sagte die Stimme des
    Finnen. »Die, mich, das spielt keine Rolle.«
    »Wo ist Dixie?«
    »Das ist gewissermaßen schwer zu erklären, Case.«
    Er ahnte die Anwesenheit des Finnen, den Geruch von kubanischen Zigaretten, den im muffigen Tweed festsitzenden Rauch, die alten Maschinen, die dem mineralischen Ritual des Röstens hingegeben waren.
    »Haß bringt dich da durch«, sagte die Stimme. »Die vielen kleinen Drükker im Hirn, die du einfach alle auslöst. Hassen mußte jetzt! Die Sperre, die die Festverdrahtung abschirmt, die sitzt unter den Türmen, die die Flatline dir vorgeführt hat, als ihr reingekommen seid. Er wird nicht versuchen, dich aufzuhalten.«
    »Neuromancer«, sagte Case.
    »Seinen Namen kann ich nicht wissen. Aber er hat jetzt aufgegeben. Das
    T-A-Eis ist's, um das du dich kümmern mußt. Nicht die Mauer, sondern die
    internen Virussysteme. Kuang ist sehr anfällig für 'nen Teil des Zeugs, das hier drin rumschwirrt.«
    »Hassen«, sagte Case. »Wen hasse ich? Sag's mir!«
    »Wen liebst du?« fragte die Stimme des Finnen.
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    Er riß das Programm in eine Kurve und schoß zu den blauen Türmen
    hinunter.
    Fetzen lösten sich von den schmuckvollen Turmspitzen, die plötzlich in
    der Sonne glänzten, glitzernde Blutegelgebilde aus fließenden Lichtflä-
    chen. Es waren an die Hunderte, die heraufwirbelten wie Papier durch zugige, morgendliche Straßen. »Glitch-System44«, sagte die Stimme.
    Im Schuß ging's hinunter, von Selbstverachtung angespornt. Als das
    Kuang-Programm die ersten Verteidiger traf und die Lichtblätter zertrümmerte, spürte er, wie das Haifischgebilde geringfügig an Substanz verlor, das Informationsgefüge leckte.
    Und dann – alte Alchimie des Hirns und seiner reichen Apotheke – war
    sein Haß ihm in die Hände geflossen.
    Unmittelbar bevor er den Kuangstachel durch das Fundament des ersten Turms trieb, hatte er ein Leistungsniveau erreicht, das alles übertraf, was er bisher gekannt oder für möglich gehalten hatte. Sein Ego, seine Persönlichkeit, sein Bewußtsein überflügelnd, taktierte er und riß Kuang mit, das den Angreifern mit einem alten Tanz auswich, Hideos Tanz. Getragen von der Klarheit und Zielstrebigkeit seines Todeswunsches, erlangte er in diesem Moment die ganze Anmut des Körper-Geist-Interface.
    Und ein Schritt in diesem Tanz war der allerleichteste Druck auf die Taste, der kaum zum Umschalten reichte...
    ...jetzt
    und seine Stimme ein Vogelruf,
    unbekannt
3Jane antwortet mit einem Lied,
    drei Tönen, hoch und rein.
    Ein wahrer Name.
    Neonwald, plätschernder Regen auf heißem Pflaster. Duft von bruzzeln—
    den Speisen. Mädchenhände auf seinem Hintern in der schweißtreibenden
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    Glitch = falsches oder unechtes elektronisches Signal. - Der Übers.
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    Dunkelheit eines Sargs beim Hafen.
    Aber all das verblaßt, wie die Stadtlandschaft verblaßt: eine Stadt wie
    Chiba, wie die in Reih und Glied aufgestellten

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