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Neuromancer

Neuromancer

Titel: Neuromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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erzählen, sah aber davon ab. Im Flugzeug
    hatte er sich ein Schlaf-Derm gesetzt.
    Die Straße vom Flughafen war schnurgerade gewesen wie ein sauber
    geführter Schnitt, der die Stadt offenlegte. Case hatte beobachtet, wie die 32
    Fantan = chinesisches Wettspiel mit Münzen etc. - Der Übers.
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    verrückten Fassaden zusammengezimmerter Holzbaracken vorbei—
    huschten, Eigentumswohnungen, Arcologien, öde Wohnungsbauprojekte,
    mehr Wände aus Sperrholz und Wellblech.
    Der Finne in einem neuen Shinjuku-Anzug in Sararimannschwarz wartete
    verdrießlich im Hilton-Foyer, verlassen auf einem Veloursessel inmitten eines Meers hellblauer Teppichböden flackend.
    »Herrgott«, sagte Molly. »Ratte im Geschäftsanzug.«
    Sie durchquerten das Foyer.
    »Wieviel zahlt man dir fürs Rüberkommen, Finne?«
    Sie stellte ihre Reisetasche neben den Sessel. »Bestimmt nicht so viel
    wie dafür, daß du diesen Anzug trägst, was?«
    Der Finne rümpfte die Nase. »Nicht genug, Schätzchen.« Er reichte ihr
    einen Magnetschlüssel mit einem runden, gelben Schildchen daran. »Seid
    bereits angemeldet. Chef schon oben.« Er sah sich um. »Diese Stadt erdrückt einen.«
    »Wenn du Platzangst kriegst, holen sie dich schon raus. Tu einfach so,
    als war's Brooklyn oder so was.«
    Sie wickelte den Schlüssel um den Finger. »Bist du als Kammerdiener
    hier oder was?«
    »Soll 'nen Burschen auf Implantate checken«, sagte der Finne.
    »Was ist mit meinem Deck?« wollte Case wissen.
    Der Finne zuckte die Achseln. »Halt dich ans Protokoll! Frag den Boß!«
    Molly machte Fingerzeichen im Schutz ihrer Jacke, flüchtige Gesten.
    Der Finne schaute zu, nickte dann.
    »Ja«, sagte sie. »Ich weiß, wer das ist.« Sie deutete mit einem Kopfnik—
    ken in Richtung Aufzug. »Komm schon, Cowboy!« Case folgte ihr mit beiden Taschen.
    Ihr Zimmer hätte dasjenige in Chiba sein können, wo er Armitage kennengelernt hatte. Er trat ans Fenster, in den Morgen, und glaubte schon, die Bucht von Tokio zu sehen. Auf der ändern Straßenseite stand ein weiteres Hotel. Es regnete noch. Ein paar Briefschreiber hatten sich in Türnischen geflüchtet, bestückt mit alten, in Plastikfolie gehüllten Sprachdruk-kern, was bewies, daß hier das bedruckte Wort noch ein gewisses Ansehen genoß. Es war ein träges Land. Er beobachtete eine mattschwarze Citroen-Limousine, primitiv auf Wasserstoff umgerüstet, die fünf finster 87
    dreinblickende türkische Offiziere in verknitterter, grüner Uniform ausspuckte. Sie betraten das gegenüberliegende Hotel.
    Case blickte zum Bett, zu Molly, und wunderte sich über ihre Blässe.
    Gipsverband und transdermales Induktionsgerät hatte sie auf der Matratze in ihrem Speicherraum zurückgelassen. Ihre Spiegelobjektive reflektierten einen Teil der Beleuchtungskörper im Zimmer.
    Er hatte das Telefon in der Hand, bevor es ein zweites Mal läuten konnte. »Schön, daß du auf bist«, sagte Armitage.
    »Grade aufgestanden. Lady ruht noch. Hör mal, Boß, ich glaube, es wird
    allmählich Zeit, daß wir uns kurz unterhalten. Ich schätze, ich arbeite besser, wenn ich ein bißchen genauer weiß, was ich tue.«
    Schweigen in der Leitung. Case biß sich auf die Lippe.
    »Du weißt alles, was du wissen mußt. Vielleicht auch mehr.«
    »Meinst du?«
    »Zieh dich an, Case! Weck sie! Ihr bekommt in ungefähr fünfzehn Minuten Besuch von einem gewissen Terzibashjian.« Das Telefon tütete leise.
    Armitage war weg.
    »Wach auf, Baby!« sagte Case. »Geschäft.«
    »Bin schon seit 'ner Stunde wach.« Die Objektive schwenkten in seine
    Richtung.
    »Es kommt uns ein Terzsebastian besuchen.«
    »Hast'n feines Ohr für Sprachen, Case. Wette, du bist halb Armenier. Ist
    der Beschatter, den Armitage auf Riviera angesetzt hat. Hilf mir hoch!«
    Terzibashjian erwies sich als junger Mann mit grauem Anzug und verspiegelter Brille mit Goldgestell. Sein weißes Hemd war am Kragen offen und enthüllte einen dunklen Haarpelz, der so dicht war, daß Case zunächst an eine Art T-Shirt dachte. Er kam an mit einem schwarzen Hilton-Tablett, beladen mit drei kleinen, feinen Porzellantassen mit starkem, schwarzem Kaffee und drei klebrigen, strohgelben Stücken einer orientalischen Süßigkeit.
    »Wir müssen das, wie ihr in Ingilisch sagt, sehr easy nehmen.« Anscheinend starrte er unentwegt auf Molly, nahm schließlich aber die verspiegelte Brille ab. Seine Augen waren dunkelbraun wie sein militärisch kurzes Haar. Er lächelte. »Besser so, gell? Sonst wird der Tunel

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