Nevada Pass
entfernt. Hastig kletterte er wieder hinunter, setzte die Zünder der beiden Sprengladungen in Brand und kletterte ebenso schnell wieder auf die Brücke. Der Zug war jetzt nur noch zweihundert Meter entfernt. Deakin schulterte den Sack und rannte zurück zum westlichen Ende der Brücke.
Pearce und White Hand, die sich auf beiden Seiten aus dem Führerhaus beugten, sahen Deakin erst in dem Augenblick, als er wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Sie starrten einander einen Augenblick lang an, und dann hoben sie gleichzeitig ihre Repetiergewehre. Die meisten Kugeln schlugen in die Erde und einige prallten in Deakins Nähe von den Felsen ab, aber keine traf ihr Ziel, da Deakin im Zickzack rannte, und das Schwanken des Führerhauses jeden präzisen Schuß verhinderte. Sekunden später hatte Deakin den schützenden Felsabbruch erreicht.
»Die Brücke!« schrie Pearce. »Er sprengt die Brücke!« O'Brien schloß mit wut- und angstverzerrtem Gesicht das Dampfventil und bremste scharf. Aber der Zug befand sich bereits auf der Brücke.
Fairchild, Claremont und Marica, die keine zweihundert Meter entfernt waren, blieben wie angewurzelt stehen: Der Zug schien die Brücke unbeschadet überqueren zu können – Lokomotive und Tender hatten tatsächlich bereits wieder festen Boden unter den Rädern. O'Brien, der vor den Kontrollgeräten stand und unverständliche Worte murmelte, merkte, daß er einen Fehler gemacht hatte, löste die Bremse und öffnete das Dampfventil, so weit es ging. Aber es war zu spät: Zwei weiße Flammen schossen fast gleichzeitig hoch, ein zweifacher Donner ertönte, der von einem ohrenbetäubenden Krachen abgelöst wurde, als die Brücke zusammenbrach und in die Schlucht stürzte. Die drei Waggons rissen den Tender und die Lokomotive mit sich in die Tiefe, aber unmittelbar bevor die Lokomotive im Abgrund verschwand, sprangen drei Gestalten mit Gewehren aus dem Führerhaus und landeten auf dem felsigen Boden.
Zitternd, aber unverletzt richteten Pearce, O'Brien und White Hand sich auf. Als die drei Männer ihre Repetiergewehre auf ihn richteten, schien Deakin für Sekunden wie gelähmt, aber dann brachte er sich mit einem Sprung in Sicherheit, bevor noch ein Schuß gefallen war – der Schock hatte die Reaktionsfähigkeit der Männer mit den Gewehren stark reduziert.
Fairchild, Claremont und Marica warfen sich flach auf den Boden, als die drei mit den Winchestern im Anschlag näherkamen. Die drei Männer waren jetzt keine fünfzehn Meter mehr von Deakin entfernt und kamen langsam um den Felsabbruch. Zu spät sahen sie, daß er eine bereits gezündete Sprengkapsel in der Hand hielt. Er wartete bis zum allerletzten Moment, dann warf er die Kapsel.
Die Explosion blendete sie sekundenlang und warf sie zu Boden. Deakin rannte um die Ecke des Abbruchs: Rauch und Staub hingen in der Luft, aber er konnte sehen, daß White Hand seine Waffe verloren hatte – er hielt sich beide Hände vor die Augen. Deakin hob das Gewehr und richtete es auf die immer noch völlig verdatterten Männer.
Deakin sagte: »Zwingt mich nicht dazu, als der Mann in die Geschichte einzugehen, der als erster einen anderen mit einer Winchester tötete!«
Pearce, der sich am schnellsten wieder gefaßt hatte, warf sich zur Seite und riß sein Repetiergewehr hoch. Deakin schoß. »Ist sonst noch jemand lebensmüde?« fragte er.
O'Brien schüttelte den Kopf und warf seine Waffe auf den Boden. Seine Augen tränten derartig, daß er kaum etwas sehen konnte.
Fairchild, Marica und Claremont näherten sich den dreien; Claremont hielt ein Gewehr in der verletzten Hand. Deakin, Fairchild und Marica traten an den Rand der Schlucht und blickten hinunter: Weit unten in der Tiefe lagen die zerborstenen und zerfetzten Überreste des Zuges, und oben auf den zermalmten Waggons sahen sie die umgestürzte Lokomotive.
Deakin sagte düster: »Auge um Auge. Nun ja, ich glaube, diejenigen, auf die es ankommt, haben wir – O'Brien, Calhoun und White Hand.« Fairchild klang bedrückt: »Alle bis auf einen.«
Deakin sah ihn an: »Sie – Sie wußten Bescheid über Ihren Bruder?«
»Ich habe es immer vermutet, aber nie gewußt. Er – war er der Anführer?«
»Nein, das war O'Brien. O'Brien hat ihn benutzt. Er hat seine Geldgier und seine Schwäche ausgenutzt.«
»Und was hatte er davon? Den Tod!«
»Für ihn, aber auch für Sie und Ihre Tochter ist es so am besten.«
»Und was wird jetzt?«
»Eine Abteilung Ihrer Männer wird die Pferde
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