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Never Knowing - Endlose Angst

Never Knowing - Endlose Angst

Titel: Never Knowing - Endlose Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chevy Stevens
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kannst dich draufsetzen.« Mit gesenktem Kinn, so dass ihr Kopf meine Lippenbewegung vor John verbarg, flüsterte ich: »Los, geh!«
    Vorsichtig kletterte sie von meinem Schoß, ohne John aus den Augen zu lassen, zog den Stuhl dicht an meinen und umklammerte wieder meine Hand. Ich versuchte, ihr aufmunternd zuzulächeln, aber sie beobachtete John. Ich sah, wie ihr Tränen über die Wangen liefen, und fühlte mich elend. Sie musste völlig durcheinander sein. Da war ein Mann, der ihr weh getan hatte, und ich sagte ihr, sie solle tun, was er sagte.
    John hatte alles auf dem Tisch aufgebaut – Salz, Pfeffer, Butter, Sirup, Brot. Er schob die Teller ein paarmal hin und her, stellte alles ordentlich auf, dann sah er mich an.
    »Ich habe die Teller gestern gekauft, aber ich wusste nicht, welche Farbe …«
    »Das Grün ist hübsch. Danke.«
    »Ja?« Sein Gesicht hellte sich auf.
    Ich nickte und betete, dass er dumm genug sein würde, mir ein Messer zu geben, aber er hatte überhaupt kein Besteck auf den Tisch gelegt. Stattdessen legte er einen Metallrost mitten über das Feuer, holte eine gusseiserne Bratpfanne aus dem Wohnwagen und stellte sie auf den Rost. »Ich kann es kaum abwarten, euch die Ranch zu zeigen, die ich gekauft habe, um mit euch dort zu leben«, sagte er, während er die Würstchenkette in der Pfanne zurechtlegte.
    Ally sagte: »Ich will nicht auf einer Ranch leben.«
    Ich warf ihr einen warnenden Blick zu. Mit einem Kunststoff-Pfannenwender drehte John die Würstchen um, dann stellte er eine kleinere Bratpfanne daneben und schlug ein paar Eier hinein.
    »Ich hoffe, Rührei ist okay?« Wieder dieses verlegene Lächeln. Er sah Ally an. »Auf der Ranch habe ich Hühner, so dass wir jeden Tag frische Eier haben. Ich zeige dir, wie man sie einsammelt. Zu der Ranch gehören auch zwei Kühe, so dass wir Milch haben, und ich bringe dir bei, wie man Käse macht.«
    Ally sagte: »Und was ist mit Pferden?« Ich hielt den Atem an.
    »Wir können auch ein paar Pferde halten. Klar.« Er nickte. »Du kannst sogar ein eigenes bekommen. Vielleicht ein Pony.«
    Ich atmete wieder aus und sagte: »Das ist wirklich nett von dir. Nicht wahr, Ally?«
    Ally sagte: »Kann ich den Namen für das Pferd aussuchen?«
    Komm schon, Ally, verärgere ihn nicht.
    John sagte: »Klar, was immer du willst.« Die Würstchen brutzelten jetzt, und er wendete sie erneut.
    Ally sagte: »Darf ich meinen Hund mitbringen?«
    John schüttelte den Kopf. »Wir können nicht zurückfahren, um ihn zu holen.«
    Mein Körper versteifte sich. Das war’s. Allys Gesicht wurde rot.
    »Ich will nicht auf deine
blöde
Ranch.«
    Mein Puls raste. John zeigte mit dem Pfannenwender auf Ally.
    »Jetzt hör mal gut zu, junge Dame …«
    Ally stand auf.
»Ich will da nicht hin.«
    John lief rot an, als er sich auf seinem Stuhl vorbeugte. Er hob die Hand.
    Ich stand auf und trat, so kräftig ich konnte, von unten gegen den Metallrost. Er flog hoch in die Luft, die große Bratpfanne segelte auf John zu und traf ihn mit einem dumpfen Geräusch direkt an der Stirn. Heißes Fett spritzte über sein Gesicht. Er schrie auf, schlug die Hände vors Gesicht und wälzte sich auf dem Boden. Ich hob Ally hoch und rannte los, so schnell ich konnte.

22. Sitzung
    Ich bin noch nicht bereit, über das zu sprechen, was geschehen ist, aber ich muss. Ich muss einen Weg finden, damit fertig zu werden, oder die Erinnerungen daran werden mich bei lebendigem Leib auffressen. Jedes Mal, wenn ich die Augen schließe, stürzen sie alle über mich herein und überschwemmen mich mit entsetzlichen Bildern. Mitten in der Nacht wache ich auf, mein Herz rast, ich bin am ganzen Körper schweißgebadet, meine Gedanken überschlagen sich. Vor allem ein Satz ist es, der sich unablässig wiederholt:
Wenn du aufhörst zu rennen, stirbst du.
     
    Das Entsetzen trieb mich voran in den Wald und auf das Geräusch eines Flusses zu. Eine Sekunde später begriff ich, dass ich in Richtung Straße hätte laufen sollen, aber dazu war es jetzt zu spät. Während ich durch den Wald rannte, rissen Bäume und Äste meine Arme auf. Hinter mir auf der Lichtung brüllte John meinen Namen. Ally schrie.
    »Ally, hör auf – du musst leise sein.«
    Ich rannte, so schnell mich meine Beine trugen, sprang über Baumstämme. Meine Arme schmerzten von Allys Gewicht. John brüllte erneut meinen Namen. Ich rannte noch schneller.
    Weg, weg, weg!
    Ich hastete am Ufer oberhalb des Flusses entlang, hoffte, dass das Tosen des

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