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Never Knowing - Endlose Angst

Never Knowing - Endlose Angst

Titel: Never Knowing - Endlose Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chevy Stevens
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Wassers jedes Geräusch überdecken würde. Mein Fuß verfing sich in einer vorstehenden Wurzel, und ich rutschte das ganze Stück bis zum Rand des Flusses hinunter. Das Handy flog aus meiner Tasche und ins Wasser, und ich schaffte es gerade noch, nicht auf Ally zu fallen. Sie schrie, und ich legte meine Hand auf ihren Mund. »Psst!« Ihr Gesicht war bleich und von Panik verzerrt. Ich kniete mich hin.
    »Kletter auf meinen Rücken und schling deine Beine um meine Hüften.«
    Sobald sie oben war und sich sicher an meinem Hals festhielt, lief ich weiter. Ich folgte dem Fluss, bahnte mir meinen Weg durch das dichte Laub, kroch über tiefhängende Bäume, balancierte schlitternd über moosbewachsene Felsen und duckte mich unter Zweige, als ich John im Wald brüllen hörte.
    »Sara! Komm zurück!«
    Entsetzen versorgte meinen Körper laufend mit frischem Adrenalin, und rutschend und schlingernd hastete ich, so schnell ich konnte, über die Steine. Als Ally ihr Gewicht verlagerte, verlor ich das Gleichgewicht und stürzte hart auf mein linkes Knie. Instinktiv streckte ich den Arm aus, damit sie nicht herunterfiel, und kratzte mir die Handfläche an einem Felsen blutig.
    Steh auf! Lauf!
    Das Geräusch von rauschendem Wasser wurde lauter, als wir uns der höchsten Stelle einiger Wasserfälle näherten. Vor mir endete das Ufer an einer Wand aus dichten Büschen und Holzstämmen, die vom winterlichen Schmelzwasser angespült worden waren. Ich saß in der Falle. Ich schaute an der Böschung links von mir hoch und entdeckte eine schmale Öffnung unter den tiefen Ästen einer Tanne. Ich kletterte hinauf, Allys Gewicht zog mich bei jedem Schritt nach unten. Endlich konnte ich unter der Tanne hindurchkriechen und folgte einem Pfad, bis er nach wenigen Metern eine scharfe Krümmung machte und oberhalb der Wasserfälle entlangführte. Es sah aus, als hätten Tiere auf der anderen Seite der Fälle einen Pfad nach unten gebahnt, aber der war steil und uneben.
    Als ich hinunterschaute, überkam mich ein Anfall von Höhenangst. Ich packte einen Ast und schloss die Augen. Ich würde es nicht dort hinunterschaffen, solange ich Ally trug. Was sollte ich tun? Es gab keine Möglichkeit, vor John davonzulaufen. Ich sah Julia vor mir, die er stundenlang durch den Wald gejagt hatte …
    Wir könnten uns verstecken. Aber was dann? Irgendwann würde ich doch mit Ally herauskommen müssen, und dann wäre er immer noch im Wald – und würde warten. Das würde niemals enden. Ein aufgeschrecktes Moorhuhn brach vor uns aus dem Gebüsch, zog einen Flügel nach und tat, als sei es verletzt, damit wir seine Jungen nicht bemerkten. Das war es, was ich brauchte – einen Köder, etwas, das ihn ablenken würde. Ich blickte in den Wald, sah hinunter in den Fluss. Der Fluss …
    John hatte mir erzählt, dass er nicht schwimmen konnte.
    Ich wandte mich nach links und lief in den Wald. Zum Glück musste ich nur wenige Meter weit gehen, ehe ich eine kleine Höhle entdeckte, die in die Felswand geschnitten war. Ich setzte Ally davor ab und ging vor ihr in die Hocke.
    »Ally, du musst mir jetzt ganz genau zuhören. Ich möchte, dass du in dieser Höhle bleibst und dass du nichts sagst, keinen Piep, bis ich dich wieder abhole.«
    »Neiiiin!« Sie begann zu weinen. »Lass mich nicht allein, Mommy. Bitte. Ich bin auch ganz, ganz leise.«
    Mir stiegen selbst die Tränen in die Augen, aber ich ergriff ihre Hände und drückte sie.
    »Ich will dich nicht allein lassen, Spatz, aber ich werde uns hier rausholen. Ich
verspreche
es.«
    Johns Stimme schallte durch den Wald. »Saaarraaa …«
    Er war ganz in der Nähe.
    »Du musst jetzt ganz, ganz mutig sein, Allymaus. Ich werde ganz viel Krach machen und immer wieder deinen Namen rufen, aber das mache ich nur, um ihn reinzulegen. Ich tue nur so, als ob. Du darfst also nicht herauskommen, verstanden?«
    Sie nickte, ihre Augen waren riesengroß. Ich küsste sie kräftig auf die Wange.
    »Jetzt geh … schnell wie ein Häschen.« Als sie sich umdrehte, um in das Loch zu kriechen, sagte ich: »Denk daran, Ally. Du musst mir dabei helfen, ihn reinzulegen. Also, egal was passiert, komm nicht raus!« In meiner Phantasie sah ich Horrorbilder davon, wie man Jahre später ihr Skelett finden würde, und ich betete, dass ich das Richtige tat. Ich packte ihre Hand und küsste ein letztes Mal ihre kleinen Finger.
    Als sie so tief wie möglich in die Höhle gekrochen war, flüsterte ich: »Ich bin bald wieder zurück. See you

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