Never Knowing - Endlose Angst
anschauen?«
John sagte: »Es ist ein Barbie-Stuhl, aber ich wusste nicht, welche dir gefällt – ich habe einen mit der blonden gekauft. Ich wusste nicht, dass du dunkle Haare hast.«
Er klang besorgt, also sagte ich: »Die blonde ist Allys Lieblingsbarbie.« Allys Kopf schoss hoch, und sie öffnete den Mund. Ich lächelte hastig und blinzelte ihr zu.
Bitte, bitte, bitte.
Ally zögerte nur einen Moment. »Sie ist die hübscheste.«
Ich schenkte ihr ein breites Lächeln. »Ja, das ist sie.«
Ich schaute zur Tür, um zu sehen, ob John uns das abkaufte.
Er griff sich ans Herz. »Puh. Ich habe Stunden damit verbracht, um ja die Richtige zu kaufen.« Er winkte mit der Hand. »Kommt heraus, dann können wir uns ans Feuer setzen und uns unterhalten.«
Ich stand auf und ergriff Allys Hand. Ich sah mich im Wohnwagen nach möglichen Waffen um, aber es standen nur ein paar Plastikbecher auf dem Tisch. Ally ließ sich von mir zur Tür führen. Ich sprang heraus und drehte mich um, um sie herauszuheben, doch als ich versuchte, sie abzusetzen, klammerte sie sich an meinen Hals. Ich trug sie zum Feuer, wo John viel Aufhebens um die Stühle machte. Er schob einen näher heran, stellte ihn wieder zurück, hob ihn wieder dichter ran. Ich blieb stehen und wartete. Ally hielt das Gesicht an meinem Hals versteckt.
Schließlich sagte ich: »So ist es fein.«
Er trat zurück. »Also gut. Aber sag Bescheid, wenn es dir zu heiß wird – wir können sie hinstellen, wo immer du willst.«
Als ich mich setzte, klammerte Ally sich immer noch fest an mich. John warf ein paar Holzklötze ins Feuer. Dann setzte er sich auf seinen Stuhl, doch sein ganzer Körper stand unter Spannung. Er kratzte sich am Kopf und lächelte mir wieder verlegen zu, als sein Blick über mich hinwegglitt.
»Möchtet ihr etwas zu Mittag essen? Kinder haben doch ständig Hunger.« Er stand auf. »Ich habe ein paar Elchwürstchen in der Kühlbox.«
Allys Stimme klang panisch. »Ich will Elch nicht essen.«
»Er meint nicht unseren Elch, Ally.«
John lachte. »Ich habe in diesem Frühjahr einen gewaltigen Jährling geschossen und den Großteil davon zu Würstchen und Hamburgern verarbeitet.« Er ging zum Wohnwagen. »Das Fleisch zergeht einem auf der Zunge … schmeckt überhaupt nicht streng nach Wild.«
Als Ally das Gesicht verzog, schüttelte ich den Kopf und legte einen Finger auf die Lippen. »Klingt lecker«, sagte ich zu Johns Rücken.
John holte eine blaue Kühlbox unter dem Wohnwagen hervor. Während er beschäftigt war, sah ich mich um, aber da war nichts, was ich mir schnappen konnte. Ich beäugte ein paar Holzklötze und überlegte, ob ich ihn mit einem davon niederschlagen könnte, aber sie waren riesig, und ich würde es nicht schaffen, sie schnell genug hochzuheben, was bedeutete, dass ich ihn nicht überraschen könnte. Vielleicht später, wenn er schlief? Die Vorstellung, die Nacht über bei ihm zu bleiben, löste eine neue Woge des Entsetzens aus.
John legte ein Paket Würstchen auf den Tisch, dazu eine Packung Eier, dann ging er wieder in den Wohnwagen. Mein Blut wurde von Adrenalin geflutet, als er darin herumhantierte, und meine Muskeln verspannten sich – jede Faser meines Körpers schrie:
Lauf!
Aber ich bremste mich. Auch wenn ich seine Waffen noch nicht gesehen hatte, wusste ich doch, dass er sie hatte. Und um eine Sechsjährige zu tragen, brauchte ich einen riesigen Vorsprung – Ally selbst konnte nicht besonders schnell rennen. Auf den richtigen Augenblick zur Flucht zu warten oder zu versuchen, uns hier herauszureden, versprach immer noch den größten Erfolg.
John tauchte mit einer Handvoll Gewürzen aus dem Wohnwagen auf, stellte sie auf dem Tisch ab, ging noch einmal zurück und kam mit Plastikgläsern und Tellern wieder.
»Willst du deinen Stuhl nicht ausprobieren, Ally?« Er deckte den Tisch.
Sie drehte sich um und funkelte ihn an. »Nein.«
Stirnrunzelnd stellte er den letzten Teller ab, dann stützte er seine großen Hände auf den Tisch. Angst sirrte in meiner Brust, und ich schloss Ally fester in die Arme.
John sagte: »Du hast doch gesagt, er würde dir gefallen.«
Ally öffnete den Mund, und ich sagte rasch: »Er gefällt ihr auch – sie hat nur Angst, ihn kaputtzumachen. Aber du wärst ihr nicht böse, wenn er doch kaputtgeht, stimmt’s?«
John lachte. »Weil sie einen Stuhl kaputtgemacht hat? Natürlich nicht!«
Ally starrte mich an. Ich lächelte und sagte: »Siehst du, es ist alles in Ordnung. Du
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