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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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11:20 an. Aber das konnte nicht stimmen. Der Unterricht begann um elf. Ging ihre Uhr etwa vor? Oder hatte Danny sich vielleicht einen Scherz erlaubt und sie vorgestellt?
    Isobel machte die Uhr von ihrem Rucksack ab, hielt sie zwischen den Fingern und drehte an dem kleinen Rad auf der Seite, per Minutenzeiger weigerte sich, sich vom Fleck zu rühren. Sie schüttelte die kleine Uhr und wirbelte die pinke Glitzerflüssigkeit darin auf.
    Verwirrt hielt Isobel inne und starrte auf das Zifferblatt, während sich der Glitzer setzte. Sie konzentrierte sich auf das Spiegelbild ihrer Augen in dem durchsichtigen Glas. Aber … War die Uhr nicht kaputtgegangen?
    Vielleicht hatte sie das nur geträumt.
    Nein. Der Park. Das Laufen. Das war echt gewesen. Das Buch hatte die Uhr zerquetscht. Das Buch. Das Poe-Buch. Nein, dachte sie wieder. Sie hatte das Buch weggeworfen, weil es zu ihr zurückgekehrt war. Oder war das später passiert? Aber das musste ein Traum gewesen sein, oder? Denn Bücher kamen nicht einfach von selbst zurück. Isobel verzog das Gesicht. Nichts davon ergab Sinn.
    Sie betrachtete die geöffneten Seiten ihres Buchs, das Bild von Robert Frost, wie er auf einem Stuhl saß, ein Blatt Papier vor sich hielt und las, was daraufstand. Plötzlich schien auch das nicht mehr zu stimmen. Sie waren doch noch gar nicht bei Frost!
    Vorsichtig legte Isobel die Uhr auf die Tischplatte. Dann nahm sie ihr Englischbuch, blätterte zum Inhaltsverzeichnis und ging es durch: Pasternak, Plath, Pope. Was? Wo war denn …?
    »Poe«, flüsterte Isobel laut. Sie neigte den Kopf und blickte zu Varen.
    Er sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    Sie blätterte ihr Buch durch. »Wo ist Poe?«
    »Seite 226«, sagte er und streckte seinen Arm aus, um ihr zu helfen.
    Isobel riss ihm das Buch aus der Hand. »Aber wir nehmen doch Frost noch gar nicht durch!«, zischte sie. »Wir nehmen Poe und die Romantiker durch.«
    Mr Swanson hörte auf zu sprechen. »Miss Lanley, gibt es etwas, das Sie hinzufügen möchten?«
    Sie setzte sich auf ihrem Stuhl auf und sah, dass zwanzig Augenpaare auf sie gerichtet waren. Alle starrten sie an und plötzlich beschlich Isobel ein gruseliges Gefühl. Irgendetwas stimmte nicht mit ihnen. Mit ihnen allen.
    Sie blinzelten alle gleichzeitig.
    »Äh … Poe«, stotterte sie und musste sich räuspern. »Er … er ist nicht hier drin.« Sie hielt das Englischbuch mit einer Hand hoch. »Ich dachte eigentlich, dass wir Edgar Allan Poe durchnehmen würden.« Sie sah auf - und Mr Swansons Blick ließ sie versteinern.
    Ihr Lehrer nahm seine Brille ab. Seine Augen waren schwarz. »Wen?«
    Isobel drehte den Kopf zu Varen. Er sah sie an und in seinen Augen, die mittlerweile so schwarz wie Tinte waren, lag eine seltsame Erbitterung, eine tiefe Frustration. Sein Gesicht, das jetzt fahl, eingefallen und wutverzerrt wirkte, hatte überhaupt keine Ähnlichkeit mehr mit Varen.
    Da wurde Isobel plötzlich bewusst, dass das nicht Varen war.
    Sie sprang von ihrem Stuhl auf und rannte zu der offenen Klassentür. Ihre Phantom-Klassenkameraden stießen spitze Schreie aus. Ihre Gesichter verzogen sich und wirkten plötzlich teuflisch. Von allen Seiten griffen Hände nach Isobel, doch sie riss sich los und entkam dem Durcheinander.
    Der Raum vor ihr schien sich zu verzerren und verlängerte sich wie ein Tunnel. Die Tür rückte in weite Ferne. Isobel lief schneller, doch die Tür entfernte sich immer weiter. Sie begann, sich zu schließen. Je schneller Isobel rannte, desto schneller bewegte sich auch die Tür. Als sie sie endlich erreicht hatte, knallte sie direkt vor ihr zu. Isobel tastete nach der Klinke, doch da war keine.
    »Immer rennst du weg. Du verdirbst alles«, sagte eine knisternde Stimme hinter ihr.
    Isobel drehte sich um. Sie und Pinfeathers waren allein im Klassenzimmer. Seine vogelscheuchenartige Gestalt saß an dem Tisch, wo eben noch der falsche Varen gesessen hatte. Langsam stand Pinfeathers auf.
    Isobel stemmte sich gegen die Tür, fühlte deren Kühle an ihren nackten Schultern. Sie blickte nach unten - sie trug wieder ihr Partykleid. Von draußen waren Musik und Leute zu hören.
    Mit leisen Schritten bewegte Pinfeathers sich auf sie zu und steckte sich einen Stift hinters Ohr. »Du könntest das alles haben, weißt du. Alles, was du willst. Wenn du nur loslassen würdest.« Sein Tonfall klang gefährlich.
    »Ich will keine Lüge leben.«
    »Wieso betrachtest du es denn nicht einfach als eine andere Version der

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