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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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brüllte Isobel aufgebracht. Was gab ihm das Recht, mit ihr zu sprechen wie mit einem kleinen Kind? »Erst sagst du, dass du mir hilfst, und dann verschwindest du einfach! Du tauchst nur auf, um mich zu erschrecken, und dann, wenn ich dich am dringendsten brauche, bist du nirgendwo zu finden, während diese … Wesen überall sind!«
    »Isobel -«
    »Bisher bin ich herumgeschubst, durch ein Fenster geworfen, von einem Monster belästigt und fast entführt worden! Was willst du denn von mir? Warum erzählst du oder jemand anders mir nicht endlich, was hier los ist? Warum kann ich Realität und Traum nicht mehr auseinanderhalten? Warum befinde ich mich überhaupt in diesem Albtraum?«
    »Dafür haben wir keine Zeit. Du solltest eigentlich gar nicht hier sein.«
    »Jetzt reicht’s! Der Nächste, der mir sagt, dass ich nicht da sein sollte, wo ich bin, bekommt eine verpasst! Ich weiß, dass ich nicht hier sein sollte, aber das bin ich jetzt nun mal, und soweit ich das erkennen kann, ist das so, weil du -«
    »Der Grund dafür sind der Junge und sein grenzenloser Leichtsinn«, unterbrach Reynolds sie plötzlich so heftig, dass Isobel den in ihr brodelnden Zorn herunterschluckte.
    »Wo ist er?«, fragte sie, jetzt ruhiger.
    »Bei ihr«, flüsterte Reynolds, so als spräche er ein Todesurteil aus.
    »Bei wem?« Isobel erinnerte sich daran, dass auch Varen eine sie erwähnt hatte. Und an diese Hände, die ihn in die Dunkelheit hineingezogen hatten. Sie dachte an das weiße Licht in den Traumwäldern und an die Gestalt mit den schwarzen Höhlenaugen, die sich in dem Uhrenpendel gespiegelt hatte.
    »Ich habe keine Zeit. Du musst sofort in deine Welt zurückkehren. Du musst die Verbindung, die geschaffen wurde, durchtrennen, da ich das nicht vermag. Sonst wird deine Welt von dieser hier beherrscht werden. Komm! Wir müssen uns auf den Weg in die Wälder machen. Beeil dich!« Er streckte ihr seine behandschuhte Hand entgegen, genau wie in der Nacht, in der er sie zum ersten Mal in die Wälder von Weir gebracht hatte.
    »Mit dir gehe ich nirgendwohin.«
    Er musterte sie mit seinen dunklen Augen und schien abzuschätzen, wie ernst es ihr war. »Du weigerst dich also?«
    »Denkst du wirklich, dass ich ihn hier allein zurücklasse?«
    Reynolds trat auf sie zu. Isobel widerstand dem Drang zurückzuweichen.
    »Isobel, es stehen zahllose Wirklichkeiten auf dem Spiel. Ganze Existenzen. Du hast keine Vorstellung davon, wie weitreichend die Folgen sind. Und glaub mir, alles in deiner Welt, was nicht aufgrund dieser Verschmelzung stirbt, wird sich wünschen, dass es tot wäre. Willst du wirklich alles um seinetwillen aufs Spiel setzen, obwohl er bereits verloren ist? Denk an dein Zuhause. An deine Familie.«
    Als sie seine Worte abwägte, mischten sich Zweifel unter ihre Entschlossenheit. Sagte Reynolds die Wahrheit? Welchen Grund hatte er zu lügen? Auf der anderen Seite: Welchen Grund hatte er, es nicht zu tun? Was wusste sie denn schon über ihn und seine Beweggründe, außer dass sie anscheinend immer egoistisch waren?
    Aber dieses Spiel konnte man auch zu zweit spielen. »Sag mir erst, wie ich Varen finden kann. Hilf mir und dann werde ich tun, was du willst.«
    »Siehst du denn nicht, was aus ihm geworden ist? Er gehört nicht mehr deiner Welt an«, entgegnete Reynolds schnell und mit hitzigen Worten.
    »Ich glaube dir nicht.«
    »Es stimmt sehr wohl.« Die Kälte seiner Stimme durchschnitt Isobel wie eine Klinge aus kantigem Eis. »Und wenn du mir jetzt nicht folgst, dann wird es für dich und für alle, die dir am Herzen liegen, zu spät sein.«
    »Bist du Poe?« Sie war selbst überrascht von dieser Frage.
    »Edgar ist tot. Er kann sich glücklich schätzen.«
    »Dann kanntest du ihn also.« Sobald sie es laut ausgesprochen hatte, war sie sich sicher, dass es der Wahrheit entsprach. Es gab so viele Beweise - es konnte unmöglich falsch sein. »Das ist der Grund, warum du jetzt hier bist, richtig? Das hier ist alles schon mal passiert, oder? Ihm? Edgar?«
    »Auch die Vergangenheit ist tot.«
    Isobel starrte Reynolds ungläubig an. Sie standen sich gegenüber und keiner von ihnen bewegte sich, während eine unsichtbare Kraft zwischen ihnen zu pulsieren schien - ein nicht greifbares Gefühl, wie die Anziehung zwischen zwei unterschiedlich geladenen Magneten.
    »Also gut«, sagte Isobel schließlich.
    Er drehte sich um und ging in den Gang zu ihrer Rechten. Ganz klar erwartete er von ihr, dass sie ihm folgte. Aber Isobel rührte sich

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