Nevermore
rote Kleid ihr Bein streifte, und bemühte sich, den beiden zu folgen. Auf ihrem Weg zwängte sie sich durch die ineinander verschlungenen Arme eines Paares.
Als sie die beiden schließlich erreichte, legte sie ihm die Hand auf die Schulter. Er drehte sich um.
Zwei schwarze Augen starrten sie durch die Löcher einer ebenso schwarzen Vogelmaske an. Die Gestalt lächelte und zeigte dabei ihre scharlachroten Zähne.
»Willst du sie ablösen, Cheerleaderin?«, erkundigte sich Pinfeathers.
Er ließ von dem Mädchen in Rot ab und gab den Blick frei auf ihr Kleid, das exakt so aussah wie das von Lacy. Einschließlich der Flecken, an denen Isobel schuld war. Alles an ihr sah genau wie bei Lacy aus. Mit Ausnahme der konturlosen, fleischigen Stelle, an der sich eigentlich ihr Gesicht befinden sollte.
Isobel stieß einen schockierten Schrei aus. Pinfeathers fasste sie an den Händen und zog sie zu sich heran.
»Was? Nein!«
Bevor sie sich losreißen konnte, wirbelte er sie herum und sie drehten sich im Kreis. Die Welt verschwamm zu einem Gemisch aus Chaos, Farbe und Lärm.
»Hör auf!«, schrie sie, doch Pinfeathers ignorierte sie und wirbelte sie von einer Drehung in die nächste, wobei sie beinahe mit einem anderen Paar zusammengestoßen wäre, das lachend zur Seite hüpfte.
»Wo ist denn deine Maske? Jeder trägt eine, außer dir, Cheerleaderin. Willst du damit sagen, dass du nichts zu verbergen hast?« Er schleifte sie durch die Schrittfolgen.
»Lass mich los!«
»Weißt du, ich habe mich den ganzen Abend über mit deinem Freund unterhalten.«
»Varen? Wo ist er?«
»Mal im Ernst, Cheerleaderin. Ich glaube langsam, dass sich alle deine Gedanken nur um ein und dasselbe drehen.« Gewaltsam stieß er sie von sich.
Isobel stolperte nach hinten und stieß fast mit einem Paar Höflinge zusammen, die als Tukane verkleidet waren. Verwirrt starrte Isobel sie an. Die beiden starrten so lange zornig zurück, bis Pinfeathers wieder an ihr zerrte. Sie war nicht darauf gefasst, prallte mit ihm zusammen und wieder drehte er sie über das Parkett.
»Ich meinte deinen anderen Freund«, sagte er. »Aber du hast ja so viele Freunde! Es ist wirklich schwierig gewesen, sie alle auseinanderzuhalten! Allerdings ist er nicht gerade ein besonders unterhaltsamer Gesprächspartner, würde ich sagen. Eher der starke, schweigsame Typ. Zumindest so lange, bis er schreit. Du siehst übrigens wunderschön aus heute Abend, habe ich dir das schon gesagt?« Pinfeathers lächelte.
Isobel versuchte mit aller Kraft zu verstehen, was er damit meinte. Abgelenkt von seinen Worten vergaß sie für einen Augenblick den Tanz und die Welt um sie herum, die sich wie verrückt drehte. Ahnungslos und mit suchendem Blick starrte sie Pinfeathers an. Er grinste sie an, so als würde er darauf warten, dass sie die Pointe kapierte. Doch das tat sie nicht. Wenn es nicht um Varen ging, wen konnte er dann meinen?
Er drehte sie ein weiteres Mal. Diesmal folgte Isobel seiner Bewegung mühelos und wie von selbst. Irgendwie hatte ihr Körper, ohne dass sie es mitbekommen hatte, in den Rhythmus gefunden. Ihre Füße führten die Schritte wie von selbst aus. Sie sah hinunter auf ihre pinken Schuhe und der Anblick, wie sie über den Boden glitten, verwirrte Isobel. Es war so, als ob sie den Tanz perfekt beherrschte, obwohl sie noch nie im Leben Walzer getanzt hatte.
»Siehst du, schon besser«, sagte Pinfeathers und zog sie wieder an sich heran. »Du bist ja ein Naturtalent.«
Begleitet von Glockenklimpern drehten sie sich wieder, Pinfeathers legte den Kopf in den Nacken und summte die Melodie mit. Unter der Maske konnte sie die kantigen Umrisse seines Gesichts und seine scharfen roten Zähne erkennen.
Ihre innere Stimme sagte Isobel, dass sie sich schnellstmöglich von ihm losreißen musste. Wegrennen. Doch ihre Füße tanzten einfach weiter.
Er drehte sie, sodass sie ihm jetzt den Rücken zuwandte, schloss eine Krallenhand um ihre und legte die andere auf Isobels Hüfte.
Hilflos ließ Isobel sich von ihm führen, ihr Blick wanderte zu der weißen Hand, die auf ihrer Taille ruhte, und zu den roten Krallen, die das pinke Band umklammert hielten. Gerade als sie zurückweichen und sich losreißen wollte, streifte sie das lavendelfarbene Kleid einer Tänzerin. Erschrocken presste sie sich an Pinfeathers. Sein Griff wurde fester.
»Schau nur«, zischte er.
Ihr Kopf richtete sich auf. Tänzer wirbelten um sie herum wie von einem Sturm umhergeworfene Blumen und
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