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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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Reynolds neben ihr. »Vorsicht«, grollte er und stieß Isobel zur Seite.
    Es zischte schrill in ihren Ohren, als sich ein Noc zwischen sie stellte und über sie herfiel. Reynolds Arm bewegte sich so blitzschnell wie eine angreifende Kobra. Er packte den Noc am Nacken und schleuderte ihn zu Boden, wo er durch den Aufprall zerbarst. Ein entgeisterter Ausdruck glitt über sein Gesicht, bevor er kurz darauf in tausend Stücke zersplitterte. Einige Maskenballbesucher und Goths kreischten auf und wichen erschreckt zurück.
    »Reynolds!« Isobel schnappte nach Luft und zeigte auf etwas hinter ihm. Ein weiterer Noc formte sich aus violetten Nebelschwaden.
    Reynolds drehte sich um die eigene Achse und holte mit einem Arm zum Schlag aus. Seine Bewegungen waren präzise und geübt. Sein Angriff sauste durch den violetten Nebel, er verfehlte aber sein Ziel und der Noc glitt lachend davon.
    Ein weiterer Noc stieß im Sturzflug herab, nahm Reynolds den Hut vom Kopf und setzte ihn sich selbst auf, während ein dritter in der Luft Gestalt annahm und kampflustig seine blutroten Klauen hob.
    Isobel stürzte sich auf den zum Angriff bereiten Noc. Bei ihrem Anblick schrie er entsetzt und löste sich in Luft auf. Irgendwo von rechts kam ein weiterer Schrei, gefolgt von einem Krachen. Der Kopf des Nocs, der Reynolds’ Hut gestohlen hatte, rollte vor Isobels Füße. Er war vom Körper abgetrennt und seine Augenhöhlen waren hohl und leer. Zornig zertrat Isobel sein Gesicht.
    Die übrigen Nocs stießen entsetzte Klagelaute aus und traten den Rückzug an. Sie stoben auseinander und nahmen ihre Vogelgestalten an. Heftig schlugen sie mit ihren dunklen Flügeln und flogen höher und höher, bis sie das Geländer der Galerie erreicht hatten, wo sie sich niederließen. Sie hüpften zappelig herum und kreischten heiser. Ihr Krächzen klang rau in ihren Hälsen, als würden sie fluchen.
    Isobel sah, wie Reynolds seinen Hut wieder auf sein nach hinten gekämmtes, dichtes dunkles Haar setzte.
    Irgendwo in der Menge schrie ein Mädchen auf.
    Die Gothmusik verebbte langsam und die ächzende, stöhnende Stimme des Sängers verstummte. Alle wurden plötzlich auf das Antlitz des Roten Todes aufmerksam und wichen schaudernd vor ihm zurück.
    Zu seinen Füßen lag eine der Traumballbesucherinnen. Ihr silbernes Kleid trug blutrote Flecken, ihr Gesicht unter der Taubenmaske war triefend feucht und aus ihren Poren glänzte es rot.
    »Es ist bereits in vollem Gange«, sagte Reynolds. »Du musst sofort in die Wälder laufen und die Tür mit den Schildern suchen. Du wirst sie erkennen, wenn du sie siehst. Die Verbindung zwischen unseren Welten liegt hinter ihr. Auch sie wirst du erkennen, wenn du sie siehst. Gute Reise und nimm dich vor der Weißen in Acht.«
    »Was - Aber ich weiß doch noch nicht einmal, wie -«
    »Geh schon«, unterbrach er sie. »Nur du kannst den Traum verändern. Nur du kannst das Band durchtrennen.«
    Isobel zögerte. »Was ist mit dir?«
    »Ich werde hier weiterkämpfen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das meine ich nicht.«
    Sein Blick traf auf ihren. Dann lachte er bitter. »Ich habe das Schlimmste schon längst hinter mir. Und jetzt geh endlich.«
    »Aber -!«
    »Ich kann den Roten Tod nicht bezwingen. Nicht, ohne den Jungen zu töten, dessen Seele er gefangen hält. Ich kann ihn lediglich in Schach halten und auch das nur für eine gewisse Zeit. Danach werde ich tun, was ich tun muss.«
    »Was? Brad? Nein! Aber … aber ich weiß doch noch nicht einmal, wie ich von hier in die Wälder komme!«
    »Mach eine Tür, Isobel. Wenn es keinen Weg gibt, dann musst du dir eben selbst einen schaffen.« Seine Hände verschwanden unter den Falten seines Umhangs. Ein metallisches Kratzen war zu hören und im nächsten Augenblick kamen sie wieder zum Vorschein. Drohend schwangen sie zwei kurze, krumme Klingen. Zwei silberne Entermesser. Sie funkelten im Schein der vorbeiziehenden Stroboskoplichter. Ohne ein weiteres Wort wandte Reynolds sich ab. Sein Gang war beherrscht und sicher und er schritt geradewegs auf den Roten Tod zu.
    Als wäre dieser gewarnt worden, leuchtete das Glimmen in den Augen der Geistergestalt wie ein Höllenfeuer auf und der Rote Tod drehte sich um, um Reynolds zu empfangen.
    Isobel sah, wie sich die beiden Traumgestalten einen Augenblick lang gegenüberstanden wie zwei Springer auf einem Schachbrett. Eine schwarz gekleidet, die andere rot.
    Als aus der Anspannung pfeilschnelle Bewegungen wurden, wirkten sie wie zwei Motten,

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