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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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unter ihr erbebte und erzitterte. Über ihr begannen die Ränder ihres Verlieses zu beben. Erde und Steine lösten sich langsam und brachen schließlich in einem sintflutartigen Schwall über sie herein.
    In berstenden Wogen stürzte Erde von allen Seiten auf sie. In schweren Klumpen fiel sie auf ihren Körper und erreichte ein so erdrückendes Gewicht, dass sie Isobel fast zerquetschte.
    »Nein!« Sie schlug wie wild um sich, zappelte, versuchte, sich von dem Erdreich und der Asche zu befreien, die sie unter sich zu begraben drohten. Isobel wandte all ihre Kraft auf und versuchte aufzustehen, erreichte damit jedoch nur, dass sich die Erde noch fester um sie schloss. Die Erdlawine verschlang Isobels Beine - nun saß sie in der Falle. Sie streckte beide Arme zum Rand des Grabes und in Richtung Himmel, doch die Erde strömte weiter auf sie ein. Jetzt reichte sie ihr schon bis zur Taille und gleich darauf bereits bis zur Brust. Sie türmte sich weiter auf, bis zu Isobels Schultern, an ihrem Kopf vorbei, und machte sich jetzt in Windeseile daran, ihre Arme zu bedecken. Nach und nach schluckte sie jegliches Licht. Damit verschwand der Anblick der Bäume, der Grabsteine, des Aschehimmels und des scharlachroten, blutgetränkten Gesichts des Roten Todes.

 
     
    Der Rote Tod
     
    Wachsende Stille grub sich in ihr Bewusstsein. Isobel machte einen Buckel und stemmte sich mit aller Kraft gegen die sich zusammenpressende Erde, gegen die sie umschließende Dunkelheit. Doch ihr Erdgefängnis verlagerte sich nur ihren Bewegungen entsprechend und engte sie immer mehr ein.
    Raus! Sie musste hier raus!
    Mit geschlossenem Mund stieß sie einen tief aus ihrer Kehle kommenden Schrei aus. Sie konnte weder Arme noch Beine bewegen. Oder irgendeinen anderen Körperteil. Panisch wurde Isobel plötzlich bewusst, dass sie die Luft angehalten hatte. Die verdichtete Erde drückte auf ihre Brust und drohte ihre Lunge zu zerquetschen. Sie konnte nicht atmen!
    Unwillkürlich schnappte sie nach Luft und wurde dafür mit einem Mundvoll grobkörniger Erde belohnt. Sie schluckte und ihr Körper krümmte sich angewidert angesichts des bitteren Geschmacks. Ihre Lunge verzehrte sich brennend nach Luft. Ihr Herz pochte heftig in ihrem Brustkorb und bettelte darum, herausgelassen zu werden.
    Wenn sie hier nicht herauskam, würde sie sterben. Dessen war sie sich vollkommen bewusst. Sie würde sterben.
    Varen. Wieder und wieder sagte sie in Gedanken seinen Namen. Varen, wo bist du?
    Sie bekam keine Antwort und nach und nach beruhigte Isobel sich wieder. Gefangen in der erstickenden Umarmung der Erde lauschte sie ihrem Herzschlag, der jetzt das einzige Geräusch in ihren Ohren war. Sein Rhythmus wurde Schlag für Schlag langsamer - sein dumpfes Pochen erinnerte Isobel an das Ticken einer Uhr, deren Zeit ablief und die kurz davor war, für immer stehen zu bleiben.
    Zumindest habe ich Varen noch einmal sehen können, dachte sie, und habe ihm sagen können, was ich für ihn empfinde. Wenigstens wusste er es jetzt. Wenigstens hatte sie es versucht. Tränen stiegen Isobel in die Augen. Wie konnte sie denn jetzt sterben, wo sie ihm doch versprochen hatte, dass sie zurückkommen würde? Er wartete doch auf sie. Isobel kniff die Augen zu und spürte, wie heiße Tränen herausliefen und von dem alles verschlingenden Erdreich, das ihr bereits den Atem und damit ihre letzte Hoffnung genommen hatte, gestohlen wurden.
    Etwas Kühles streifte ihre Fingerspitzen - das musste das Einzige sein, was sich von ihr noch über der Erde befand. Ihr schwindendes Bewusstsein sagte Isobel, dass das, was sie da spürte, der Wind sein musste. Das kühle Etwas streifte sie noch einmal und Isobel beugte ihre Finger - und spürte die sanfte Berührung von … Stoff?
    Auf einmal wurde der berstende Druck, der auf ihr lastete, leichter. Irgendetwas bohrte sich in die Erde und Isobel klammerte sich an den Arm, der sich zu ihr hinunterstreckte. Sie spürte, wie sie Stück für Stück nach oben gehievt wurde. Die Erde fiel von ihr ab und entließ sie aus ihrem Todesgriff. Ihr Kopf durchbrach die Oberfläche. Sie schnappte nach Luft. Jemand befreite sie aus ihrem Gefängnis!
    Hustend atmete Isobel gierig die kühle Luft ein. Ihre Lunge warf mühevoll dunkelgraue Rußbrocken aus. »Varen?«, brachte sie halb erstickt hervor und tastete nach den Armen, die sie aus dem Grab herauszogen. »Varen!«
    »Warum willst du meinen Worten bloß keine Beachtung schenken?« Die behandschuhten Finger, die ihre

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