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New York für Anfaengerinnen

New York für Anfaengerinnen

Titel: New York für Anfaengerinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Remke
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Orient- und Asienwissenschaften immer mehr mit Softwareprogrammierung – oder Coding, wie das bei Insidern so schön hieß – beschäftigt hatte, animierte sie dazu, einen Modeblog für VISION zu starten. StyleChicks by VISION verwandelte sich schnell in eine erfolgreiche Mode- und Shoppingplattform. Der Zeitschriftenvorstand wurde auf Zoe aufmerksam und schickte sie zuerst auf einen New Media Crashkurs, wo Zoe alles über Suchmaschinenoptimierung, Keyword-Kampagnen und Monetarisierung durch Partnergeschäfte lernte. Also lauter Zeugs, mit dem kein normaler Chefredakteur Mensch etwas anfangen konnte. Danach hospitierte sie beim französischen Ableger der Huffington Post in Paris, bei Net-a-Porter in London und in der Berliner Etsy-Dependance. Zurück im Verlag erarbeitete Zoe schließlich ein New-Media-Konzept für alle Frauentitel. Wenig später bekam sie vom Zeitschriftenvorstand den sehr lukrativen Job mit dem sehr schlauen Titel Senior Vice President Creative Digital Solutions angeboten. Standort: New York.
    Und sagte ab.
     
    An der Sache mit der Absage war natürlich ein Mann schuld. Wie an so ziemlich allem Bedeutsamen in Zoes bisherigem Leben. Benni, dessen drittes Start-up zwar in absehbarer Zeit genauso an mangelnder Kohle scheitern würde wie Nummer eins und zwei, hatte sich mal wieder nicht entscheiden können. Berlin oder New York? Deutschland oder USA? Gift oder Pistole? Und entschied sich schließlich dafür, gar nichts zu entscheiden. Sprich: in Berlin zu bleiben. Also blieb Zoe eben auch in Berlin.
    Im Nachhinein konnte frau sich jede Entscheidung zurechtrationalisieren.
    »Berlin ist einfach viel lebenswerter«, erklärte sie Allegra, die nur die Augen verdrehte. »Nicht so dreckig, nicht so laut und nicht so viele ungebildete, übergewichtige Amis.«
    Bis genau eine Woche später Bennis erste große Liebe ihren Auftritt auf Zoes Lebensbühne hatte.
     
    *
     
    Der Airbus A380 drosselte kaum hörbar die Triebwerke und glitt im Sinkflug über Long Island hinweg. Zoe konnte aus der Luft die breiten weißen Sandstrände und die Villen der Reichen und Schönen in den Dünen dahinter ausmachen. Die Hamptons – das Sylt der New Yorker. Wenig später schwebte der Riesenvogel über immer dichter besiedeltes Gebiet, hier und da unterbrochen von einem Golfplatz oder einer zwischen zwei Autobahnkreuze gequetschten Grünfläche, die wohl einen öffentlichen Park darstellen sollte, und setzte verblüffend geräuschlos auf der Landebahn auf. Nach dem Aussteigen folgte Zoe den anderen Mitreisenden in die Passkontroll- Hölle -Halle des John F. Kennedy Airports.
    JFK. Wie machtvoll das klang. Und sexy. Nach Mafia und Monroe, nach Thanksgiving in Hyannis Port. Hätten die Münchner mal besser nachdenken sollen, bevor sie ihren Flughafen nach dem ollen FJS tauften.
    Unsanft wurde sie aus ihren Gedanken gerissen.
    »Amerikanische Staatsbürger und Inhaber einer Green Card nach links«, bellte eine Art uniformierter Platzanweiser in Abständen von dreißig Sekunden und schickte echte Amis in die nicht vorhandene und Touristen in die etwa fünfhundert Mann starke Schlange. »Besucher mit ESTA oder Visum nach rechts.«
    Na, das ist ja eine tolle Begrüßung, dachte sich Zoe und wartete, wartete und wartete. Endlich zum Schalter eines amerikanischen Einwanderungsbeamten vorgedrungen, legte sie ihren Pass sowie die Zollerklärung vor.
    »Sie haben ein Arbeitsvisum?«, fragte der Einwanderungsbeamte, ohne aufzublicken.
    »Jawohl«, antwortete Zoe. »Ein Journalistenvisum.«
    »Rechter Daumen auf den Fingerabdruckscanner, dann die restliche Hand«, befahl er und nahm ihr die Fingerabdrücke ab. Anschließend fotografierte er sie.
    Zoe kam sich vor wie ein Schwerverbrecher, wie der illegalste Einwanderer aller illegalen Einwanderer überhaupt. Dabei war niemand legaler hier als sie. Es hatte sie ungefähr eineinhalb Stunden ihres Lebens gekostet, den gut zwanzigseitigen Online-Antrag für ihr US-Visum auszufüllen. Die amerikanische Einwanderungsbehörde wusste seitdem mehr intime Details über sie als ihre Mutter, ihr Arbeitgeber und ihr Hausarzt zusammen. Ja, sie war ledig und, nein, sie hatte weder Aids noch TBC oder sonst irgendwelche ansteckenden Seuchen. Sie gehörte keiner terroristischen Vereinigung an und beabsichtigte auch nicht, irgendwelche Terroranschläge während ihres Besuches durchzuführen, war nicht vorbestraft und hatte auch noch nie gegen das Abkommen von Den Haag verstoßen und ein Kind ins Ausland

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