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New York für Anfaengerinnen

New York für Anfaengerinnen

Titel: New York für Anfaengerinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Remke
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zwanzig Grad mehr haben als in Berlin, wo es die letzten beiden Juliwochen bei spektakulären Höchsttemperaturen von sechzehn Grad beinahe dauergeregnet hatte.
    Zoe freute sich über das schöne Wetter – bis die Luftfeuchtigkeit sie traf, als wäre sie frontal gegen eine Betonwand gestöckelt. Zoe wusste gar nicht, wo sie zuerst zu schwitzen begann. Auf der Stirn, der Oberlippe, unter den Armen, sogar an der Hinterseite der Beine perlte plötzlich der Schweiß herab. Wenn sie nicht die lange Reihe der yellow cabs am Taxistand direkt vor sich gesehen hätte, hätte sie vermutet, auf einer Karibikinsel kurz vor dem nachmittäglichen Gewitterschauer gelandet zu sein.
    Summer in the city.
    Der höfliche Inder hielt ihr die Tür zum Fond der Limo auf, die magischerweise innen eisgekühlt war. Und Zoe bemühte sich, möglichst schnell einzusteigen, aber irgendwie auch elegant, so wie sie es bei Kate Middleton gesehen hatte. Auf der Rückbank lagen die aktuellen Ausgaben der New York Times und des Wall Street Journal bereit. Im Rücksitztäschchen des Beifahrersitzes, der zur ultimativen Beinfreiheit des Fahrgastes natürlich ganz nach vorne geschoben war, steckten Wasserflaschen mit und ohne Kohlensäure.
    Zoe Shoemaker Schuhmacher fühlte sich wie ein Hollywoodstar – nur ohne lästige Paparazzi.
     
    *
     
    Amerika ist ein sauberer Vorort von New York, hat Ephraim Kishon einmal gesagt. Wie Unrecht er doch hatte. Zoe bat ihren kleinen Inder, über die Brooklyn Bridge nach Manhattan zu fahren, so wie Al sie instruiert hatte, und nicht durch den Midtown Tunnel. Sie wollte von ihrer Ankunft schließlich etwas mitbekommen und sich nicht wie eine Wühlmaus fühlen, die irgendwann wieder das Licht der Erdoberfläche zu sehen bekam. Als sie also schließlich vom Long Island Expressway auf den Brooklyn Queens Expressway abbogen und im Begriff waren, eine klapprige, mit Schlaglöchern versehene Brücke zu überqueren, die so ähnlich wie Kotz-Schutzki hieß, das zumindest hatte Zoe vom indischen Singsang ihres Fahrers verstanden, tat sich am Horizont auf der anderen Seite des East Rivers das Panorama von Manhattan auf. In feinster Postkartenqualität. In der grellen Nachmittagssonne leuchteten die Wolkenkratzer in einem dunstigen, silbrigen Grau, wie eine Mirage. Die Schuppen des Chrysler Building glitzerten wie Tausende von Spiegelscherben. Zwei Hubschrauber schipperten Touristen auf Sightseeing den East River entlang Richtung Downtown, wo das One World Trade Center wieder der höchste Turm der Stadt war. Oder, wie Allegra es zu formulieren pflegte: »Wo das One World Trade Center wie ein ausgestreckter Mittelfinger in die Lüfte ragt und › Fuck you, El-Kaida ‹ sagt.«
    Im Film wurde die Stadt New York oft wie ein eigenständiger Charakter behandelt, erinnerte sich Zoe. Nicht wie die Hauptperson, aber doch wie eine sehr wichtige Nebenrolle. Die des Verführers, zum Beispiel. Stylish, mächtig, sexy – und grenzenlos unangepasst. Wie George Clooney oder Lenny Kravitz.
     
    Zoe und ihr Fahrer passierten die Brooklyn Bridge, fuhren durch das Gerichtsviertel in Downtown und anschließend die 6th Avenue hinauf, bis der Fahrer in die 52nd Street abbog und vor dem grün-gold gestreiften Vordach der Four Seasons Executive Residences anhielt. Hier war Zoe vom Verlag für den ersten Monat untergebracht.
    »Möbliert«, hatte die halbe Sekretärin betont.
    »Na, das kann ja heiter werden«, hatte Zoe geantwortet und das rattige Sofa einer Ein-Zimmer-Butze der studentischen Wohnungstauschbörse vor Augen gehabt, auf dem sie zu Anfang ihrer Unikarriere genächtigt hatte.
    Und es wurde heiter.
    »Willkommen zu Hause, Miss Zoe. Mein Name ist Devon«, begrüßte sie ein offenbar perfekt für ihre Ankunft gebriefter Portier, der ihr die Autotür zum Aussteigen aufhielt. »Wie geht es Ihnen heute?«
    »Äh, danke. Mir geht es gut. Und Ihnen?«, flötete Zoe in ihrem besten Ameri-Kniggesisch zurück und nahm sich vor, sich fortan an den hier üblichen Begrüßungsklimbim aus » Hi, how are you? « und » Fine, how are you? « zu erinnern.
    »Bestens, bestens.«
    Devon nahm ihre Gepäckstücke entgegen, nickte dem kleinen Inder eine Art »Danke, du kannst weiterfahren« unter gleichrangigen Dienstboten zu, und hielt Zoe die Tür zum Foyer auf. Am anderen Ende stand der Aufzug schon geöffnet bereit.
    »Nach Ihnen, Madame.«
    Zoe zögerte erst etwas und sagte schließlich prophylaktisch »Danke«. Sie war unsicher, wie sie auf Höflichkeiten

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