Nextopia
gewonnen haben, um über den roten Teppich zu laufen; die bloße Möglichkeit, einen Oscar zu gewinnen, ist sogar die bessere Option. Die schlechte Nachricht ist, dass die schon jetzt ziemlich anstrengende Einstellung »Du bist niemals besser als bei deiner letzten Leistung« ersetzt wird durch »Du bist niemals besser als bei deiner nächsten Leistung«. Statt den Ruhm zu genießen, nachdem Sie die Erwartungen endlich erfüllt haben, müssen Sie wieder neue Erwartungen wecken, um nicht auf der Strecke zu bleiben.
In den meisten Teilen der Welt haben sich sowohl die Anzahl als auch die Häufigkeit glücklicher Momente in den letzten Jahren erhöht, doch dasselbe gilt auch für das Ausmaß der Belastung. Mit der Jahrtausendwende wichen die Generation X und die Generation Y der Generation Stress. Sowohl amerikanische als auch europäische Umfragen belegen, dass die 18- bis35-Jährigen von heute aufgrund all der Möglichkeiten und Erwartungen, die ihre Umwelt und sie selbst auf sie projizieren, gestresster sind als je zuvor. Zum Glück entwickelt sich eine neue Generation, die Generation Boss, welche die ganze Welt als ihren Spielplatz betrachtet, multinationale Banken in die Knie zwingen kann und gewillt ist, dem Weltkapital ein anderes Gesicht zu geben.
In der Erwartungsgesellschaft kann jeder tun, was er will, jederzeit, überall. Süchtig nach der mächtigsten Droge von allen, der Zukunft, leben wir länger, lieben wir mehr und setzen wir uns stärker unter Druck.
Im Ansturm auf Nextopia ist nur eines gewiss: Alltag, Geschäftsleben und Liebesbeziehungen werden nie mehr so sein wie früher.
Episode 2
Warum sind wir hier?
»Papa, ich geh’ ein bisschen raus.«
»Okay. Mit wem triffst du dich?«
»Keine Ahnung, ich ruf’ von unterwegs ein paar Leute an.«
»Zu meiner Zeit haben wir uns vorher angerufen und Termine ausgemacht. Wir hatten keine Handys und keine SMS und was ihr noch so alles habt.«
»Was habt ihr denn dann gemacht, wenn ihr zu spät dran wart oder es euch kurzfristig anders überlegt habt?«
»So was kam bei uns eben nicht vor.«
EIN VERGLEICH DES LEBENS HERANWACHSENDER ZWISCHEN DEN GENERATIONEN IST SCHWIERIG. Er vermittelt beiden Generationen das unheimliche Gefühl, mit einem Marsianer zu reden. Und in vielerlei Hinsicht kommen die Generationen tatsächlich aus zwei verschiedenen Welten. Mit wachsender Geschwindigkeit passen wir uns an neue Lebensbedingungen, neue Lebensweisen und neue Möglichkeiten an, wir verändern unsere Sprache, um eine neue Wahrnehmung von Zeit, Raum und anderen Menschen widerzuspiegeln.
1992 hatte noch kaum jemand etwas vom Internet gehört. Das war etwas, was vom Militär verwendet wurde und vielleicht noch von ein paarWissenschaftlern und Computerfreaks. Fünf Jahre später geriet die Sache in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Die Leute lernten ein neues Wort, und im Englischen schrieb es jeder mit großem I – »Hast du schon von diesem Internet gehört?« Zehn Jahre darauf ergab eine Umfrage in Metro news, dass 65 Prozent aller Schweden behaupten, nicht ohne das Internet leben zu können. Und es wird nicht mehr mit großem I geschrieben, denn es ist kein Gegenstand mehr, sondern einfach überall. Man kann nicht ohne Gabel essen, und man kann nicht ohne Internet überleben.
Und dabei ist das Internet nur die Spitze des Eisbergs. Bei einer Inventur des Durchschnittshaushalts 2006 ermittelte eine weltweite Studie zweieinhalb Fernseher, zwei PCs und sechs weitere digitale Mediengeräte wie Handys, PDAs, Videorekorder und Navigationsgeräte. Und die bevorzugten Kommunikationsmittel von Teenagern auf aller Welt, ob Australier, Inder oder Deutsche, sind SMS, MMS und IM. In jedem beliebigen Land scheint das Leben heutzutage aus Aktivitäten mit zwei oder drei Buchstaben zu bestehen. Wenn Sie nicht wissen, was die ganzen Abkürzungen bedeuten, sind Sie wohl ein Marsianer. Oder Sie wurden vor mehr als 25 Jahren geboren, was im Großen und Ganzen auf dasselbe hinausläuft.
Wir können alles haben
DAS FOLGENDE DIAGRAMM ZEIGT DIE WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG DER USA in den vergangenen 50 Jahren. Abgesehen davon, dass die absoluten Zahlen auf der vertikalen Achse variieren würden, könnte dieses Diagramm quasi jedes Land der Welt während desselben Zeitraums abbilden.
Die Abbildung zeigt, dass das Bruttoinlandsprodukt der USA seit 1960 um fast 500 Prozent gewachsen ist. Unter Berücksichtigung von Steuern und Inflation hat sich das Realeinkommen des
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