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Nexus - Band 1

Nexus - Band 1

Titel: Nexus - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Enzberger
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Fall wie dieser auch erschienen sein mochte - er hatte die Lektionen dieses Trainings niemals vergessen. Nach einer kurzen Sekunde der Orientierung setzte er den Schlüssel in seinen Händen zielsicher in die dafür vorgesehene Passform, wartete auf das harmonisch klickende Einrasten des Mechanismus und zog das Instrument gleich darauf mit einem kräftigen Ruck heraus. Anschlussbuchsen für elektrische Energiezufuhr blitzten unter ihrer ehemalig hermetisch versiegelten Abdeckung hervor.

Ohne ein unnötiges Wort der Verständigung nahm Tom das Kabel von Katarina entgegen, die es zuvor von seinem widerwillig stillstehend kooperierenden Besitzer unsanft an sich genommen hatte. Es passte perfekt. Tom ließ den zylindrischen Stecker in einer leichten Drehung einrasten und vernahm sogleich den wohltuenden Klang von fließender Energie summend wiedererweckter Technologie - dicht gefolgt vom stechend hellen, grünen Schein des auf Eingabe wartenden Zugangsdisplays das seine an das Zwielicht gewöhnten Pupillen trotzdem auf die wohl angenehmste Art und Weise blendete, wie sie nur irgend möglich war.

"Das Privileg eines Hochsicherheitstraktes." lächelte Hanson, von einer Form unvermittelten, dünnen Humors befallen und humpelte so flüssig es sein Zustand und gleichzeitig die dicken, aus seinem Rückentornister ragenden Kabel erlaubten an die Zugangskonsole heran. "Völlig autarke Systemstruktur." Er tippte einige Befehle in die Schnittstelle. "Hätte ich den A/M-Reaktor der Sektion nicht abschalten müssen… wäre nicht mal dieser kleine Trick hier nötig gewesen. Zurücktreten!"

Der Captain beendete seine kleine Ansprache mit der flinken Theatralik eines gekonnt inszenierten, fliegenden Tastendrucks - um anschließend in stillem, selbstzufriedenem Schweigen der Musik knirschend und rumpelnd, von unterversorgten Servomotoren bewegt in schierer Zeitlupe auseinander fahrender Panzerhälften zu lauschen, die es keinesfalls eilig hatten, selbst den kleinsten Blick auf den dahinterliegenden Gang lückenlos freizugeben. Tom fröstelte. Der unangenehm kalte Luftzug, den er schon eine Weile im Nacken spürte… war er gerade…?

"Stoppt es!" zischte Katarina urplötzlich und drängte an Tom vorbei auf die Konsole zu, scheiterte jedoch an seinen reflexartig zugreifenden Armen. "Sofort!" Die schiere Panik in ihrer Stimme und den weit aufgerissenen Augen sprach von derselben Form purer Todesangst, wie sie Tom schon einmal an diesem Tag an ihr gesehen hatte.

"Was zum Teufel… Major, halten Sie ihre Furie im… Moment." Hansons impulsartig aufgebrachter Zorn wandelte sich in einer Mikrosekunde zu einem ähnlich entsetzten Abbild seiner Kameradin. "Der Luftzug… er wird schärfer…" Sein Blick schoss in Richtung des um Millimeter wachsenden Torspalts, der sich zwischen der schleppend gelösten Umarmung auch des letzten ineinandergreifenden Sicherheitsbolzens beider Schotthälften immer mehr zu bilden begann.

Der Druck innerhalb dieses Raumes… Tom Parkers adrenalingefluteter Verstand realisierte die tödliche Gefahr im selben Moment, in dem sie auch Hansons Mimik zu vor Schreck gelähmtem Eis erstarren ließ. Er presste die Luft in die andere Sektion!

"Captain! Schließen Sie das scheiß Ding!" Tom packte sein untätig paralysiertes Gegenüber an der Schulter und versetzte ihm einen harten Schlag der ihn beinahe zu Fall brachte - jedoch ebenso wirkungsvoll aus seiner Starre aufschrecken ließ. "Los, verdammt!""Das geht nicht!" schrie Hanson zurück und hielt seine in frustrierter Hilflosigkeit zu Klauen deformierten Hände vor sich in die Luft, als könne er rein durch ihre Kraft die Zeit vor den letzten, entscheidenden in einer langen Reihe begangener Fehler zurückdrehen. "Es lässt sich jetzt nicht mehr umkehren! Und selbst wenn wir den Saft abdrehen, entweicht die Luft weiter! Wir sind scheiß verflucht nochmal am Ar…"

Tom hörte nicht mehr zu. Der Sog unablässig entweichender Strömung wurde immer stärker, zerrte an den Körpern der drei unglücklich gefangenen Sterblichen, zwang sie zu immer heftigerem Widerstand gegen eine Kraft die zusehends damit begann, ihr Vernichtungswerk sogar aus dem Inneren ihrer Opfer fortzuführen. Unbarmherziger Druck, der aus Adern und Kapillaren zu entkommen versuchte, presste gegen das dünnhäutige Korsett aus Fleisch, Haut und Knochen das ihn gefangen hielt, ließ regelmäßige Atemzüge zum keuchenden Ringen aufgerissener Münder verkommen, aus denen im schrecklichen Rhythmus

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