Nexus - Band 1
ihrer Schreie dünne, fadenartige Blutströme hervorplatzten.
Ein reflexartiger Instinkt den Tom kaum mehr bewusst in der Lage war zu verfolgen hatte Katarinas Arm gepackt und hielt sie so fest er konnte, selbst im Angesicht des Sturmwinds der mit brutaler Gewalt gegen den Halt schmetterte, den Toms überstrapazierte Muskeln ihm gerade noch zu bieten vermochten. So wenig sie auch bewirken konnte - es war eine Geste die ihm dennoch so etwas wie Zufriedenheit verschaffte… ganz allein dadurch dass sie richtig war.
Tom Parker fiel auf die Knie. Seine Sicht schwand, genauso wie der letzte Funke klaren Geistes. So also, trafen sie sich wieder… abermals kollidierte eine grausame Form seines Schicksals mit der unbesiegbaren Macht des Todes und ließ ihm lediglich dieselbe, alte… einzige Wahl seiner eigenen, ohnmächtigen Hilflosigkeit. Er war verdammt… zuzusehen, wie immer mehr kostbarer Atemessenz durch den stetig größer klaffenden, rabenschwarzen Spalt dieses Höllentors entwich… hineingezogen wurde in das lebensfeindliche Vakuum dekomprimierten Raumes. War es wirklich noch er selbst, der in einer letzten verzweifelten Anstrengung vorwärts stieß um fruchtlos gegen die unerbittliche Konsequenz der Maschine anzukämpfen, die ihre Schutzbefohlenen mit so bedächtiger Grausamkeit ins Verderben riss? Oder agierte lediglich ein instinktiver Teil seines Ichs, zu dumm oder stur zu erkennen dass es keinen Zweck mehr hatte?
Egal was es gewesen war. Auch seine letzten Reserven vergingen schnell... so wie die seiner beiden Kameraden verbraucht von den Anstrengungen fruchtloser Gegenwehr, entwichen sie gemeinsam mit dem letzten Quäntchen Sauerstoff aus Tom Parkers Kehle, machten Platz für nichts als nur die betäubende Erlösung der Schwäche… Kälte und schließlich fließend umschlingender, allumfassender Dunkelheit.
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Schmerzen. Was taten sie hier, an diesem Ort… diesem Refugium toter Seelen? Warum quälten sie ihn, wenn es doch keine andere Erklärung gab, als dass alles längst vorbei war? Tom Parker konnte diese Frage nicht beantworten. Sein Geist driftete im Delirium eines Zustandes, den er nicht anders interpretieren konnte als eine seltsame Form des Nachlebens… oder nicht vollendeten Sterbens. Und doch, woher kam es dass er ihn so deutlich… empfand? Es sogar hören konnte, wie etwas hart gegen irgend einen Teil seiner eigentlich längst verlassen geglaubten, sterblichen Hülle traf… seinen Verstand in der seligen Ruhe ewigen Träumens störte. Nein, es war einfach zu… real, zu deutlich in seiner wiederkehrenden Heftigkeit, um nur eine Illusion zu sein. Leid - ein Aspekt wie ihn in seiner schizophrenen Dualität nur das Leben selbst hätte erschaffen können. Folterknecht, erbarmungsloser Herr der Schmerzen - und gleichzeitig der wohl wichtigste Lehrmeister jeder empfindungsfähigen Wesenheit. Nein… so etwas hatte keinen Platz in einer Zuflucht, wie es sie nur für die im Tode Erlösten geben konnte.
Es war noch nicht vorbei. Tom Parkers Bewusstsein spiegelte sich nunmehr glasklar im mondbeschienenen Teich dieser Erkenntnis. Das Universum war noch nicht fertig mit ihm - ebenso wenig wie er selbst. Zeit… eine weitere Bürde physischer Existenz, die er sich nicht mehr leisten konnte, zu verschwenden. Die immateriellen Waffen seines Willens halfen Tom gegen die Finsternis die sein Denken weiterhin umgab, anzukämpfen - durchzubrechen, durch diese schwarze Mauer, die ihn von den sensorischen Reizen seiner realen Umgebung trennte.
"… Parker…"
Jemand rief ihn. Seinen Namen. Diese Stimme… Tom versuchte sich mit aller Macht an ihrem Klang festzuhalten, wie ein Ertrinkender an einem rettenden Seil. Und hier konnte er ihn wieder empfinden - das dumpfe Auftreffen eines einzelnen Schlages, dessen schmerzhafte Verästelungen weiter, tiefer durch Toms Körper schossen, ehe sie wieder vollkommen verschwanden.
"… Major…!"
Sauerstoff. Der Weckruf des Lebens, dessen immaterielle Ströme durch Tom Parkers Kapillaren pumpten, eingefangen von der immer schnelleren Frequenz reflexartig keuchend nach mehr schnappender Atemzüge. Licht - wie der blendende optische Schock eines Neugeborenen, das zum ersten Mal gezwungen war, seine Augen aufzuschlagen, um eine neue Welt zu erblicken. Für die wenigen Schläge seines heftig pochenden Herzens, in der noch ein Teil seines Selbst in der schemenhaften Welt
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