Nexus - Band 1
Oberkörper schützte, nun da er nicht mehr unter der Thermodecke lag, die sie noch kurz zuvor völlig unbewusst zur Seite geschlagen hatte. Wie um noch etwas von ihrer Wärme zu erhaschen, strich ihre linke Hand mit abwesender Bewegung über das flaumige Material… im selben Zug in dem sich ihre Gedanken unbewusst jener Person zu nähern begannen, deren Handschrift ihre fürsorgliche Behandlung ohne Zweifel trug. Tom… Kimberly kämpfe mit dem schmerzhaften Stich des Zweifels, der die wenigen, hoffnungsvoll glücklich beschleunigten Schläge ihres Herzens zu lähmen drohte wie der Stachel eines Skorpions - den Ansatz des Lächelns auf ihren Lippen niederrang, noch ehe sie sich ihrer Gefühle richtig bewusst geworden war.
Warum nur hatte er das getan? Flackernde, undeutliche Schemen des Vergangenen huschten an Kimberlys Bewusstsein vorbei… und brannten das Erlebte trotz ihrer Undeutlichkeit mit der peinigenden Intensität eines Laserstrahls erneut in ihr Gedächtnis ein. Tom… der Ausdruck vollkommener Überzeugung auf seinen bewegungslos verhärteten Zügen - deren Augen wie die eines anderen seltsam entrückt in eine Ferne starrten, als könnten sie dort etwas sehen wo nichts sein konnte. Ein unangenehm kalter Schauer erfasste Kimberly als ihre Erinnerung weiterzulaufen drohte, wie ein Film den sie nicht in der Lage war zu stoppen - sterbender Überrest jenes schrecklichen Momentes explodierender Panik vor einem scheinbar besiegelten Schicksal, ließ sie wie unter plötzlichem Kopfschmerz zusammenfahren, ehe sie das neuerliche Aufwallen irrationalen Wahnes in ihrem Inneren erkannte und mit all der Willenskraft die ihr geblieben war von sich schüttelte.
Aber vielleicht… vielleicht war es ja doch nur das Spiel ihres verwirrten, geschwächten Selbst, das ihre Wahrnehmung in die täuschend echte Realität jener Alpträume verwandelte, deren illusionärer Spuk sie wahrscheinlich noch eine ganze Weile lang verfolgen würde. Und womöglich… war es tatsächlich rein eben dieselbe selbstsichere Unerschütterlichkeit gewesen, die Tom dazu bewegt hatte, dieses eine Mal für sich allein zu handeln…. und die Kimberly noch vor allem anderen an ihrem Gefährten wertschätzte. Courage, Ehrenhaftigkeit und Einfallsreichtum ohne die sie wohl schon lange nicht mehr am Leben wäre… oder wahrscheinlich sogar schlimmeres. Kaplan… wie naiv und dumm sie gewesen war, seinen Lügen und Schmeicheleien zu vertrauen, ihre Kameraden im Stich zu lassen - nur der erste in der langen Reihe ihrer immer wiederkehrenden Verfehlungen - und doch wusste sie anhand noch so viel mehr als reiner Worte, dass ihr Tom all das verziehen hatte.
Wie auch jetzt ein weiteres Mal. Gedankenverloren strichen Kimberlys Fingerspitzen über die gut verheilten, kaum mehr sichtbaren Wunden an derselben Fläche ihrer Hand, in die noch vor kurzer Zeit die Dornen und Spitzen des Crux Imperialis geschnitten hatten. Narbenmahle ihrer Zweifel, die sie selbst jetzt nicht verlassen wollten… in diesem Moment in dem sie ein für alle Mal erkennen musste, wie unfehlbar Toms Worte doch gewesen waren. Freihafen… dieser schmutzige kleine Krieg hatte sie niemals wirklich verlassen - und sie war blind gewesen für eine Wahrheit, welche die ganze Zeit über nur darauf gewartet hatte, mit blitzenden Messern aus dem Schatten zu springen… genau so wie der Attentäter, der es um ein Haar vollbracht hätte, ihrer aller Leben für seine dunklen Meister zu fordern. Und egal wie sehr sich ihr Herz auch dagegen sträubte - ganz gleich durch wie viel Kampf, Leid und Tod - Kimberly wusste, dass sie nicht umhin kommen würde, ihren Teil dazu beizutragen, um sich das Recht auf die Chance eines friedlichen Lebens zu verdienen.
"Si vis pacem parabellum ". So wie er gerne desöfteren aus ihr zitierte, hatte es Tom dieses eine vergangene Mal tatsächlich geschafft, ein wenig Mitgefühl und Wärme in seine Worte einer alten, längst vergessenen terranischen Sprache zu legen… damals, irgendwo auf diesem gekaperten Konsortiumsfrachter, kurz vor ihrem letzten, endgültigen Ziel: Der Freiheit - am Rande nur eines weiteren unter vielen der erschöpft- und verängstigten Nervenzusammenbrüche einer kampfesmüden Seele, die einfach nicht dazu geschaffen war das zu überstehen, wozu die Notwendigkeit sie trotz allem gezwungen hatte. Es war das Wesen des Krieges - und nun umso mehr eine Fratze, die sie aus tiefster Seele verabscheute… so wie sie es schon immer getan hatte. Nur ein
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