Nexus - Band 1
Schlaf versunken sein. Nein… wenn er heute eines gelernt hatte, dann, dass es in diesem Universum mehr gab, als diesen beschränkten Zyklus des langsamen Verwelkens, der die Menschen seit Anbeginn ihres Daseins gefangen hielt. Wenn es nur eine Chance gab… nur irgend eine… dann konnte… durfte er sie nicht ziehen lassen.
Doch nun galt es sich auf die bevorliegende Aufgabe zu konzentrieren. Der Weltraum direkt außerhalb des Hangars wirkte, zumindest dem Anschein nach, geradezu verräterisch ruhig. Weder die unmittelbar nahegelegenen Verteidigungsgeschütze des Schwarzen Felsens feuerten, noch waren irgendwelche sonstigen Anzeichen eines Gefechtes erkennbar. Entweder die Schlacht dort draußen war bereits vorbei… oder sie wütete weiter entfernt. Ganz gleich. Tom wehrte sich gegen ein ungutes, instinktives Gefühl nahender Gefahr, die unangenehm über seinen Rücken kroch wie die Berührung skelettierter Fingerknochen. Je eher er es schaffte diese Maschine ins All zu bringen, umso besser standen seine Chancen diesen verfluchten Ort vielleicht doch noch lebendig zu verlassen. Tom sondierte die beiden, zum Leben erwachten primären Multifunktionsdisplays, deren Positionen ähnlich exakt über seinen Knien angeordnet waren, wie er es von den Herkules-Jägermodellen der TKB aus gewöhnt war. Neben einer Unzahl weiterer, kleinerer, von ähnlich ungewohnt wulstigen Verkleidungen eingerahmter Anzeigen waren vorallem sie für die Kernsteuerungsfunktionen der Maschine unverzichtbar - Navigation, Sensoren, Energie- und Waffenmanagement. Ein auf die Sichtscheibe projiziertes Display für sekundäre Zielinformation, Distanzmesser, schnelle Navigation und Geschwindigkeit lieferte zusätzliche Unterstützung für diesen Großteil der Pilotenschnittstelle, die sonst nur noch der zentral gelagerte Steuerknüppel vervollständigte.
Mit einem Druck auf die Rezeptorfläche der zugehörigen Multifunktionsanzeige initiierte Tom die Versiegelungssequenz des Cockpitdaches, dessen Servomotoren die zentimeterdick transparent-polymergepanzerte Haube schnell und mühelos über den Köpfen der beiden Insassen einrasten ließen. Ein leises, energetisches Summen begleitete das langsame Klettern der Reaktoranzeige in hellere Grüntöne, signalisierte die zunehmende Einsatzbereitschaft des Antimateriekerns. Ohne die ansich essentiellen Schonungsprozeduren für veraltete Plasmainjektoren dieses Typs zu beachten, initialisierte Tom die Startsequenz beider Doppelstrahltriebwerke und regelte den Schub auf erhöhte Bereitschaft, ließ die umliegende Struktur der Sabre augenblicklich unter drohend grollenden Vibrationen erklingen.
Toms aufgeriebene Fingerspitzen strichen über die geschwungene Armatur seiner Maschine, tätschelten das raue Polymer mit nachdenklich-grimmer Nuance. Ein ergrauter Kriegsadler, der die Dämmerung einer neuen Schlacht vor sich witterte. Er würde erfüllen was man von ihm verlangte. Sein Blick sank herab auf den Schirm der automatischen Diagnose. Alle Systeme innerhalb akzeptabler Toleranzbereiche. Nichts anderes hatte er erwartet. Tom bezähmte das Ermahnen des Schiffscomputers, auf Leit- und Gravitationsstrahl der Startkontrolle zu warten, fixierte die vor seiner Brust verschränkten Haltegurte in ihren Konnektoren und legte seine führende, rechte Hand in gewohnter Manier an den Steuerknüppel.
Es war einer dieser Augenblicke, die sich nahtlos wie tödlich ineinander fügten. Dumpf hämmerte die miniaturisierte Sternenexplosion der ersten Unterlaufgranate nur Zentimeter von Toms Schläfe entfernt gegen das Panzerglas des Cockpits, abgefeuert von der ersten einer ganzen Einheit schwarzrot gepanzerten Gestalten, die durch das schwelende Loch des Eingangsschottes strömten. Noch halb geblendet und im Schwindel der schockartigen, urplötzlichen Überlastung seiner Sinne gefangen, stieß Tom seine Faust herab auf den Auslöser der Notfall-Schutzlamellen, ließ vielfach gefalteten Kompositstahl mit lautem Stakkato aus seinen Versenkungen schießen, der das gesamte Kanzeldach, mit Ausnahme eines kleinen Sichtfensters an der Front in Sekundenschnelle mit einer widerstandsfähigen, zusätzlich schützenden Panzerung umgab - das Innere der Kabine mit nahezu vollständige Dunkelheit verhüllte, bevor die Sensoren der Innenbeleuchtung selbstständig für Ausgleich sorgten.
Weitere Explosionen durchbrachen das Jaulen ganzer Schwärme wild abgefeuerter Geschosse, die aus immer weiteren Winkeln gegen die dicken Panzerschichten
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