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Nexus - Band 1

Nexus - Band 1

Titel: Nexus - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Enzberger
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nicht. Alles was er empfand, selbst der schmerzliche Stich als er den irritierten Ausdruck gedämpften Überschwangs seiner Kameradin erkannte, verblieb in einem abgekapselten Segment, tief in ihm selbst - machte Platz für das marionettenhafte Wesen einer Person, die er sich weigerte zu sein.

"Wie ist der Status?" fuhr er mit einer Frage fort, die sein Gegenüber unter dem Pilotenhelm der ihr Haupt bedeckte zu einigen weiteren, sammelnden Sekunden des Schweigens zwang, bevor sie sich merkbar wie unter Widerwillen auf den Teil ihrer Professionalität konzentrierte, den ihr Herz noch nicht unter seinen pulsierenden Schlägen begraben hatte.

"Wir… ähm, nun - wir haben die Kontrolle über das Schiff zurück. Als die Kämpfe begannen… diese ganze Flotte hier hereinsprang… lösten wir die Klammern und brachten uns in Sicherheit… steuerten tiefer in den Schatten der Station." Kimberlys gespannte Beherrschung zerbrach unter der Last ihrer Verwirrung. "Tom, bist du wirklich in Ordnung? Die internen Sensoren des Felsens zeigten überall schwere Schäden… Chaos und Kämpfe an B…"

Ohne Vorwarnung verschwanden Kimberlys Umrisse in einer Kaskade aggressiv fauchender Störgeräusche, die das Bild auf dem Cockpitschirm augenblicklich in zur Unkenntlichkeit verzerrte Streifen schritt.

"Lieutenant, das Signal… Kimberly! Antworte!" Tom Parker fühlte die Kapsel seiner Emotionen gleichsam mit der glühend heiß durch seine Kapillaren strömenden Furcht vor dem Allerschlimmsten zerbrechen, die ihn unter zusammengebissenen Zähnen fluchen, und die Sabre in scharfem Winkel abdrehen ließ - bis die titanisch unförmigen Konturen des Schwarzen Felsens alles waren, was das Sichtfeld seiner Kanzel in all ihrer jahrhundertealten, trutzigen Missgestalt erfüllte. Nichts! Die Scanner zeigten nichts… verdammt, er musste…

"… Major…"

Toms Augenpaar sackte herab auf den Monitor, zurück von den künstlichen Schluchten und Gebirgen aus Fels und schwarzem Metall, die es in einem fruchtlosen Versuch abgesucht hatte, vielleicht doch noch etwas erkennen zu können, was selbst den scharfen, gravimetrischen Sinnen seiner Maschine entgangen war. Diese Stimme, praktisch völlig überlagert von omnipräsenten Wellen zweifelsohne künstlicher Störgeräusche… war die eines Mannes… und die Art ihrer Modulation ließ keinen Zweifel daran an wen sie gerichtet gewesen war.

"… Parker… weiß dass… verstehen…" Ein weiteres, kaum verständliches Bruchstück durchdrang die Barriere der Statik, ehe Tom die Leistung seines Empfängers auf das Maximum justiert hatte. "…wechseln sie... Protokoll Sieben-Drei-Fünf... Delt …"

Tom gehorchte - eine Konsequenz derselben, von allen Zweifeln befreiten Selbstverständlichkeit, welche die Souveränität seines eigenbestimmten Wirkens nicht zum ersten Mal an diesem Tage kampflos überschrieb. Aber… dagegen kämpfen… in diesem Augenblick wollte er das garnicht einmal. Zu sehr spürte er, dass es wichtig war, was er soeben im Begriff war zu tun, als seine linke Hand wie von unsichtbaren Fäden gezogen eine längere Codesequenz in das Feld seiner Kommunikationsschnittstelle eingab… Zeichen und Symbole, weit aus vielfältiger und komplexer strukturiert als die Bruchstücke, welche er eben noch vernommen hatte.

"Gut." Das Signal erreichte seine volle Stärke, reinigte das Bild von jeder Spur der Interferenz, verlieh der Stimme die Schärfe eines Gesichtes, dessen stechend graue Augen ihrem fernen Gegenüber aus dem Halbschatten der Kopfbedeckung eines imperialen Hochoffiziers heraus unbewegt und intensiv begegneten. "Der Schlüssel hat sie tatsächlich vollständig erreicht. Nun können wir reden."

Tom drosselte den Schub der F701 - ein halb bewusster Automatismus des übrig gebliebenen Teils seines Verstandes, der noch nicht von der atemlosen Erstarrung befallen war, die ihn im Angesicht dieser eigentlichen Unmöglichkeit befallen hatte, der er sich gegenübersah.

"Gute Arbeit, Soldat. Ich habe schon auf sie gewartet. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich anhand der Umstände momentan gezwungen war, selbst an ihren  außergewöhnlichen Fähigkeiten zu zweifeln."

Toms Lippen ruhten wie aneinander magnetisiert - eine Mauer gepressten Schweigens, der lediglich der Reflex eines fahrigen Salutes folgte, dessen über Jahrzehnte hinweg sorgsam gepflegte Indoktrination stärker war, als der Widerwillen des menschlichen Geistes zu dem er gehörte. Denn egal wie sehr er sich auch dagegen

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