Nexus - Band 1
letzte Widerhall seiner Stimme abgerissen in der Enge des Cockpits verklang… bevor die Verbindung gleich darauf endgültig verlosch, und nichts weiter in Toms Parkers Seele zurückließ, als die Standhaftigkeit seines Willens, notfalls auch endgültig gegen eine Überzeugung und Loyalität zu handeln, der sich sein ganzes bisheriges Leben bis zum jetzigen Augenblick verschrieben hatte.
Das Endspiel begann. Tom absorbierte das seltsame Gefühl dieser Tatsache ohne Widerstand, als die zitternd blinkenden Warnmeldungen seiner Überwachungsschirme aufgeregt vom Ende der Feuerpause kündeten, die gemeinsam mit der Direktive der Imperiumsflotte ihren bedrängten Gegner zu verschonen, in diesem Moment erloschen war. Übermächtig in Zahl, rechtschaffenem Zorn und Disziplin stürzten sich die dicht gestaffelten Schwärme imperialer Jäger und Bomber auf die Verteidigungsformationen der Schwarzen Legionäre, direkt hinein in die blitzend sonnenhell in die Finsternis stechenden Laserlanzen des Armageddon. War es nicht ein seltsames Spiel des Schicksals, dachte Tom, dass er es nun war, der genauso wenig auf der Seite dieser tapferen Ritter der Gerechtigkeit stand, wie jene denen sie sich soeben mutig entgegenwarfen? Tom beobachtete die mehrstufig verschachtelte Explosionskette einer von Torpedos zerfetzten Piratenkorvette, deren wenige Sekunden ihrer Lebensdauer das Cockpit der Sabre selbst auf diese Distanz mehrerer hundert Kilometer in hell blendendem Schein erleuchtete. Seine Augen hingen an dem zum Leben erwachten, epischen Gemälde hunderter durcheinander kreuzender Laser- und Partikelblitze das sich ihm bot - lichtschnelle Nadelstiche im schwarzen Firmament des Alls, welches immer häufiger aus vielen weiteren feurigen Wolken vergehender Schiffe zu bluten schien. Was… was war er hier nur im Begriff zu tun…? Er sollte es sein, der diesen Angriff führte, zu einer Einheit verschmolzen mit der treuen Maschine unter seinen Füßen - um dieses Nest der Verkommenheit unter der gepanzerten Faust des Imperators zu zerschmettern.
Aber… er… Tom ließ die unbewusste Bewegung seines Kopfes in ihrem Ansatz verharren , wohl wissend was er zu sehen bekäme führte er sie zu Ende. Und plötzlich drückte Scham seine Schultern herab… tilgte die kurze Schwäche selbstsüchtiger Fantasien schlachterfüllter Glorie aus Tom Parkers Gedanken und ließ nichts weiter zurück als die schuldhafte Leere seiner Zweifel. Wie hatte er es nur so schnell vergessen können… das Mahnmal der Sterblichkeit, das er unter dieser Kanzel mit sich trug… und den Tod, den er sich noch vor kurzem geschworen hatte zu bekämpfen wann immer er konnte. Caine… das Imperium… seine Pflicht. Was war all das im Vergleich zu den Menschen, die ohne zu Zögern soweit gegangen waren, Tom ihr Leben anzuvertrauen? Egal was es für das Reich, seine Forschung, oder diesen Vorfall bedeutete - er konnte nicht zulassen dass sie zu Spielbällen imperialer Inquisition verkamen… ihrer Freiheit beraubt, Seele und Verstand zerrissen - offen gelegt unter dem durchdringenden Auge gewissenloser Maschinerie. Tom hatte gesehen was mit Menschen passierte, die diesen Prozeduren der Wahrheitsfindung unterlagen… ausgelöschte Hüllen - neu programmierbar und gefügig…
Nein… niemals. Und egal ob es nur der Einfluss dieses kosmischen… Virus war, der ihm sein Denken und Handeln unter dem Deckmantel der Selbstbestimmung genauso einflüsterte wie es mit Stinger geschehen war - er hatte nun einem weiteren Auserwählten das Werkzeug geschenkt, um sich dem übermächtigen Willen seiner Häscher zu widersetzen. Aber anders als sein gefallener Kamerad hatte Tom nicht vor damit zu scheitern.
Doch die Zeit war knapper als jemals zuvor. Dies hier mochte nur eine Splitterflotte sein, die weit außerhalb des direkten Einflusses ihres Admiralsschiffes operierte… aber Caine war alles andere als ein alternder Narr. Er musste noch weit mehr vorausgesehen haben, als nur dass der Widerstand der sterbenden Schwarzfelslegion einen Großteil seiner Streitkräfte noch für eine ganze Weile, notfalls rein durch den Mut ihrer schieren Verzweiflung, würde binden können. Caine war sich der Existenz des Adlers bewusst… dass er sich versteckte… und das einzige Mittel darstellte, um aus diesem Refugium zu entfliehen. Toms Augen weiteten sich, auseinandergerissen von einem Stoß heißen Blutes, das seine zu den Kontrollen der Sabre schnellenden Hände in elektrisierende Flammen hüllte.
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