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Nibelungen 02 - Das Drachenlied

Titel: Nibelungen 02 - Das Drachenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander (Kai Meyer) Nix
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wirklich sein Name war, legte das Gigantenschwert auf einen Tisch. Er nickte. »Sie war ein Prachtweib, groß und blond wie die Sonne selbst. Und jetzt, Wirt, bring mir Bier!«
    Obbo füllte flugs einen Krug, den größten, den er besaß, und schleppte ihn an den Tisch des Kriegers. Kleinlaut sagte er: »Euer Schwert, Herr – ich muß es wegschließen. Das ist hier Gesetz.«
    »Wessen Gesetz?« gröhlte der Recke Löwenzahn.
    »Äh«, machte Obbo verdrießlich, »das meine.«
    »So, so.« Plötzlich grinste Löwenzahn. Hinter seiner Oberlippe klaffte eine Zahnlücke. »Nun, Gesetzgeber, Wirt, oder wie immer du dich nennen magst, so nimm denn mein Schwert und schließe es ein.«
    Obbo zögerte noch einen Augenblick, dann hob er die mächtige Waffe mit aller Kraft vom Tisch. Ächzend und stöhnend schleppte er den Bihänder zur Waffenkiste. Seine Befürchtung war richtig gewesen: Die Klinge war zu lang. Er mußte den Deckel offenstehen lassen. Fast die Hälfte des Schwertes ragte heraus.
    Die Tatsache, daß der Hüne nun kein Schwert mehr am Leib trug, schien Mütterchens Wut zu besänftigen. Sie setzte sich, nahm wieder ihre Pfeife auf und beobachtete den Fremden durch graue Krautschwaden.
    »Gib acht, Hunne, bald kommt einer, der es nicht so gut mit dir meint wie ich«, brummte sie mißmutig. Ihre Sanftmut überraschte Obbo; für gewöhnlich ging sie keinem Kampf aus dem Weg. Doch auch Räuberbräute wurden alt, und Mütterchen hatte noch nicht gefrühstückt.
    »Sie spricht die Wahrheit«, sagte Obbo an Löwenzahn gewandt. »Der Horthüter Alberich haßt alles, was auch nur hunnisch aussieht, ganz gleich, ob Ihr ein ganzer, ein halber oder nur zu einem Viertel Hunne seid.«
    »Soll er kommen«, prahlte der Krieger über sein Bier hinweg. »Ich will ihn zurechtstutzen, bis er aufrecht durch die Zwergenstollen unter den Bergen gehen kann.«
    »Aber er ist ein Zwerg«, bemerkte Obbo.
    Löwenzahn lachte gröhlend auf und sagte nichts mehr.
    »Wartet nur ab«, sagte Obbo leise und lief in die Küche. Noch immer war die Steinplatte nicht heiß genug, um Schmalz und Eier zum Braten zu bringen. Ein schwarzer Tag für den Wolfswinkel. Kein Ei für Alberich Horthüter, ein Raufbold im Schankraum und soviel Eile und Aufregung, daß Mütterchen nicht dazu kam, ihre Geschichte zu erzählen. Ein wahrlich übler Morgen. Und übler noch, wenn erst Alberich den Hunnen entdecken würde. Das mußte schrecklich enden, ein Gemetzel ohnegleichen.
    Zurück im Schankraum nahm Obbo abermals an Mütterchens Tisch Platz und forderte sie auf, es erneut mit ihrer Geschichte zu versuchen.
    Als sie begann, lehnte auch Löwenzahn sich zurück und hörte schweigend zu.
    »Nun, nun«, setzte sie wieder an den Anfang, »es heißt, einige Tage, nachdem Siegfried von Xanten dem Geschlecht der Nibelungen den Garaus machte, kam er an eine mächtige Klippe über dem Rhein. Dort, so erfuhr er von einem verängstigten Köhler, hauste ein mächtiger Drache, ein Lindwurm, größer als alle, die bislang das Antlitz der Welt beschmutzten.«
    »Aber die Lindwürmer sind ausgestorben«, stieß Löwenzahn hervor. »Seit Monaten schon suche ich einen, um ihm den Schädel zu spalten.«
    »Du bist auf der Suche nach Heldentaten, Dummkopf?« fragte Mütterchen verächtlich. »Dann solltest du wissen, daß es lange schon Gerüchte gab, ein einziger Lindwurm, der letzte, lebe irgendwo in diesen Landen. Viel wurde davon gemunkelt, und so wie es aussieht, hat der Xantener ihn gefunden. Auf einer weiten Heide, hoch über dem Rhein, da soll er hausen, so hieß es, und –«
    Wieder war es Mütterchen nicht vergönnt, ihr Garn zu Ende zu spinnen. Denn nun ertönte von draußen eine Stimme. Heftige Flüche drangen durch die Tür, schlimmer als alle, die Obbo bislang vernommen hatte. Dabei war er stolz auf jene, die er kannte, kam einem Wirt doch mancher Schimpf zu Ohren.
    Die Tür flog auf, und herein kam Alberich.
    »Wo sind meine Eier-im-Schmalz? Wo sind sie, Obbo ?«
    Der Wirt rutschte vor Schreck vom Hocker. Mit eingezogenem Kopf landete er auf dem Hinterteil am Boden, inmitten der Sägespäne, die überall die Bohlen bedeckten. Die Beine lang ausgestreckt, hockte er da und bemühte sich, dem lodernden Zorn des Zwerges zu entgehen.
    »Sie sind… sie sind…«
    » Was sind sie?« grollte der Horthüter.
    »Sie… sie…«
    »Was?«
    »Nicht fertig.« Schützend schlug Obbo die Arme vors Gesicht.
    Alberich stand da, gerüstet mit goldenem Helm und goldener Brünne, in

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