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Nibelungen 05 - Das Runenschwert

Titel: Nibelungen 05 - Das Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kastner
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seine Natur verstoßen. Als alle Feinde getötet waren, hob er das blutverschmierte Gesicht in den Himmel und wartete geduldig, bis der Regen ihm das Blut abwusch. Er sah Grimberts große Gestalt, die am Zelteingang den letzten Wachtposten niederrang. Dann lief der graubärtige Recke ins Zelt. Otter folgte ihm, befriedigt und von sich selbst angeekelt zugleich.
     

     
    »Mögen die Götter mit mir sein!« schrie Siegfried, als er sein Pferd gegen Reinhold lenkte. Er wußte, daß es um winzige Augenblicke ging, wollte er Hariolf noch vor der vernichtenden Kraft des Runenschwertes retten.
    Eine Menge Recken waren an Siegfrieds Seite gefallen, als sie sich durch das Heer der Niederländer kämpften. Auch durch friesische Klingen, deren Besitzer nicht glauben mochten, daß der Prinz von Xanten auf ihrer Seite focht. Von den über vierzig Recken, die Grimbert ihm an die Seite gestellt hatte, saßen nur noch die Hälfte in den Sätteln. Grimbert selbst war mit einem Trupp, zu dem auch Otter und Wieland gehörten, aufgebrochen, um Sieglind und Amke zu befreien.
    Siegfried gab seinem Pferd verzweifelt die Sporen. Der Braune sprang zwischen Reinhold und Hariolf. Die magische Klinge traf das Pferd an der Kruppe. Der Braune jaulte vor Schmerz auf und sackte auf die Hinterläufe. Siegfried sprang aus dem Sattel und stellte sich seinem Kontrahenten.
    »Du?« Reinholds Gesicht verdüsterte sich. Siegfried konnte sich nicht erinnern, seinen Zuchtmeister einmal so verblüfft gesehen zu haben.
    »Ja, Verräter.«
    »Wirf die Waffen weg!« schrie Reinhold. »Dann verschone ich dich. Wir könnten Seite an Seite regieren.«
    »Warum, wenn Ihr allein die Macht haben könnt?«
    »Der Name des Xantener Königshauses hat einen guten Klang. Viele würden Euch blind folgen, König Siegfried.«
    »Ihr wolltet mich nur benutzen!« erkannte Siegfried, und als Reinhold nichts erwiderte, fragte er: »Warum das alles? Bedeutet Euch der Feuergott so viel?«
    »Meine Vorfahren stammen von ihm ab, so wie die deinen Wodan ihren Ahnherrn nennen.«
    Während er noch sprach, griff Reinhold an. In einer hastigen Bewegung riß Siegfried sein Schwert hoch, um Reinholds Attacke abzuwehren. Siegfrieds Klinge war aus gutem Stahl, doch das Runenschwert zerbrach sie.
    »Ein Hieb für dein Schwert, der zweite für dein Leben!« schrie Reinhold und schwang das Runenschwert.
    »Rune gegen Rune, und Gott gegen Gott!« stieß Siegfried hervor und hob mit beiden Händen den rautenförmigen Schild.
    Er spürte eine ungeheure Kraft, die aus dem Runenschild strömte und ihn erfaßte. Die Wucht von Reinholds Schlag zwang Siegfried in die Knie. Aber sein Schild – der Runenschild – hielt stand.
    Reinhold stieß einen wilden Schrei aus; ein Laut des Unglaubens und des Zorns, als er auf sein Schwert starrte. – Das Runenschwert war wieder in zwei Hälften geteilt!
    »Der Zauber ist gebrochen.« Siegfried erhob sich und starrte Reinhold an. »Ich rief ihn, und ich bannte ihn – mit der Hilfe Wodans!«
    »Die Runen!« Reinhold hielt seinen Blick auf den Schild gerichtet. »Das ist Grimberts Werk!«
    »Allerdings«, schnaufte Siegfried. Er sprang vor und schlug seinen Schild gegen Reinholds Schädel.
    Der Graf sank zu Boden, und Siegfried warf sich auf ihn. Vielleicht hatte der Prinz die größere Kraft; vielleicht war es die Wut, die ihn außer sich geraten ließ. Er saß schließlich rittlings auf Reinhold, und seine Fäuste schlugen das Leben aus dem Verräter heraus.
    Bis ein Schatten auf Siegfried fiel und ihn von dem Gegner riß. Kräftige, scharfe Klauen hielten ihn gepackt. Ein spitzer Schnabel hackte, bohrte sich schmerzhaft in sein Fleisch.
    Der rote Falke war zurückgekehrt!
    Gib auf, Siegfried von Xanten! dröhnte die unheimliche Stimme in seinem Kopf. Du kannst nicht gegen den Feuergott bestehen. Kein Mensch kann das!
    »Kein Mensch, aber ein Gott«, stöhnte Siegfried. »Wodan!«
    Er schaffte es, seinen Dolch zu ziehen und in den Falken zu rammen. Mit kräftigen Flügelschlägen flatterte das Tier auf, die Klinge steckte noch in seinem Leib. Der Falke schüttelte sich in der Luft, und die Waffe fiel zu Boden.
    Siegfried warf sich herum, als der Falke erneut angriff. Das Tier rauschte dicht über ihn hinweg. Die scharfen Krallen verfehlten ihn nur knapp. Der Xantener kroch zu seinem Dolch und hob ihn auf, doch da kehrte der Falke schon zurück. Er stieß einen gellenden, durchdringenden Schrei aus. Siegfried hatte es für einen Angriffsruf gehalten. Aber es

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