Nibelungen 07 - Das Zauberband
Tempels verfing, welches weit offenstand, als wäre es das gigantische Maul eines Ungeheuers. Antana zögerte. Bei Nacht schien dieser Ort noch weit mehr von der Göttin verlassen zu sein, als sie gedacht hatte. Vorsichtig ging sie näher. Im Tempel war es dunkel und still, keine der sonst warm leuchtenden Fackeln brannte.
Antana wagte sich nicht weiter. Sorgsam achtete sie darauf, daß sie nicht einmal mit den Fußspitzen das Innere des Tempels berührte. Sie hätte die heiligen Hallen nicht betreten, als die weiße Göttin hier noch herrschte, viel weniger war sie jetzt daran interessiert, da offenbar ein finsterer Geist diese heilige Stätte entweiht hatte. Mit dunklen Mächten begann man keinen Kampf, wenn es sich vermeiden ließ.
Der Kater auf ihrem Arm zitterte. Fauchend krallte er sich an ihrem Gewand fest. Antana hielt ihn mit beiden Händen schützend umfangen. So aufgeregt hatte sie das Tier noch nie zuvor gesehen.
»Ruhig, Pyros, ich werde nicht weitergehen«, flüsterte sie, doch sie spürte, wie sich die seltsame Unruhe des Tieres auf sie übertrug. Sie horchte. Außer dem Wind war kein Laut zu hören.
»Mirka!« rief sie leise. »Priesterin, seid Ihr hier? Wir dürfen keine Zeit verlieren!« Ihre Stimme wurde lauter. »Kommt heraus. Mirka? Wacht auf! Hört Ihr mich?«
Im Tempel blieb alles still. »Verflucht!« Antana versuchte, in der Dunkelheit der heiligen Halle etwas zu erkennen, doch es war so vergeblich, als hätte sie ihre Augen mit einem dunklen Tuch verbunden. Der Kater fauchte wieder. »Ich hätte sie hier nicht alleine lassen sollen«, sagte sie. »Dies ist kein Ort mehr, an dem man sich zur Ruhe legt, selbst dann nicht, wenn man eine Hohepriesterin der Gwenyar ist.«
Vorsichtig setzte sie den Kater auf den Boden, aber kaum hatte er die versteinerte Erde unter seinen Pfoten, da jagte er fort, den Tempelhügel wieder hinab.
Erstaunt schaute die Heilerin ihm nach. Es gab nur eines, was Pyros in seinem Leben wirklich fürchtete, und das war der Wahnsinn. Zu nah war er selbst einst dem Verlust seines Geistes gewesen, als daß er noch einmal die Nähe eines solchen Wesens ertragen hätte. Kaum hatte Antana diesen Gedanken zu Ende gedacht, sah sie aus den Augenwinkeln die silberne Spitze eines Schwertes aufblitzen. Mirka sprang aus der Dunkelheit des Tempels auf sie zu und hieb wie von Sinnen mit der Klinge um sich.
»Ihr habt Arma getötet! Ihr habt ihr in den Rücken geschossen«, schrie Mirka.
Antana versuchte dem Schwert auszuweichen.
Mirkas Schläge wurden wilder. Sie schrie laut und schien eine ungeheure Kraft zu entwickeln. Immer wieder stieß sie die Klinge in Antanas Richtung, so daß die Heilerin alle Mühe hatte, nicht getroffen zu werden.
Bei einer erneuten Attacke war Mirka schneller. Antana sprang katzenhaft zur Seite, aber es half nichts. Das Schwert streifte ihren Oberarm. Ein glühender Schmerz raste durch ihren ganzen Körper, daß sie am liebsten laut aufgeschrien hätte. Wütend hielt sie sich die blutende Wunde, doch sofort war die Hohepriesterin wieder neben ihr. Antana sah die erhobene Hand mit der blitzenden Klinge wieder auf sich zukommen. Sie konnte nicht weiter ausweichen, denn sie stand mit dem Rücken an der Tempelmauer.
Sie hörte den Schrei der Hohenpriesterin. »Ihr sollt es büßen, Mörderin!«
Da verlor Antana die Beherrschung. Zornig schleuderte sie der Angreiferin einen finsteren Fluch entgegen, den Pyros sie einst gelehrt hatte. Augenblicklich brach Mirkas wildes Geschrei ab, einen Herzschlag lang blieb die Hohepriesterin mit erhobenem Arm vor ihr stehen, schaute sie aus fiebrig glänzenden Augen an, als könne sie nicht begreifen, was geschehen war, dann ließ sie die Waffe fallen und brach ohnmächtig zusammen.
Erleichtert atmete Antana auf. Sie betrachtete ihre Wunde. Der ganze Arm brannte, als hätte Mirka ihr flüssiges Feuer darübergegossen, doch der Schnitt war nicht sehr tief.
Mirka lag vor dem Eingangsportal des Tempels und rührte sich nicht. Vorsichtig ging Antana einen Schritt auf sie zu. Mit dem Fuß stieß sie das Schwert, das auf dem Boden lag, außer Reichweite, dann beugte sie sich über die Frau und kniete neben ihr nieder. Sie fühlte, wie Tränen in ihr aufstiegen.
Hinter sich hörte sie das leise Mauzen des Katers. Sie drehte sich um. Pyros war zurückgekehrt und stand unter einem versteinerten Busch. Seine Ohren waren aufmerksam auf sie gerichtet. Unruhig hob er ein Vorderpfote und schaute sie besorgt an.
»Du kannst
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