Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nibelungen 07 - Das Zauberband

Nibelungen 07 - Das Zauberband

Titel: Nibelungen 07 - Das Zauberband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Held
Vom Netzwerk:
man neben der silbernen Waschschüssel für sie bereitgelegt hatte, und trocknete sich ab.
    Eine große Schale mit Früchten zog Brunhilds Blick an. Daneben lag ein Laib duftendes Brot, und auf einem kostbaren Teller fanden sich gebratene Fleischstücke. Es war einige Zeit her, daß sie eine anständige Mahlzeit genossen hatte. Sie griff nach ihren Gewändern, um sich anzukleiden.
    »Wo sind wir hier?« fragte sie Norwin, der wieder zum Fenster hinaussah.
    »Erinnert Ihr Euch nicht?« Lächelnd schaute er sie an.
    »Der Craiach hat uns hierher gebracht, nicht wahr?« Brunhild angelte, nachdem sie in die Hosen geschlüpft war, mit den Fingern nach einem Stück Fleisch und steckte es sich in den Mund. Dunkel entsann sie sich, daß der fremde, maskierte Reiter mit dem Fuchswallach sie aus den Händen der Dorfbewohner gerettet hatte.
    Sie schlang sich Ramees Gürtel um die Taille und nahm ein zweites Stück Fleisch vom Teller.
    Dann war der Diener des Craiach, der sich im Wald verborgen hatte, bis die Dorfbewohner fort waren, gekommen und hatte den schlafenden, verletzten Norwin auf ein zweites Pferd gehoben. Derweil, das wußte Brunhild noch, war sie hinter dem Reiter auf den Fuchs gestiegen. Der Fremde hatte das Pferd, auf dem der ohnmächtige Norwin lag, am langen Zügel hinter sich hergezogen und war mit ihr losgeritten.
    Sie langte nach einem dritten Stück Fleisch und brach ein wenig von dem Brot ab.
    »Ich kann mich erinnern, daß er uns eingeladen hat und daß wir losgeritten sind, doch an den Weg…?« Fragend blickte sie Norwin an. »Ich entsinne mich nicht mehr.«
    Der Krieger hob abwehrend die freie Hand. »Ich habe auch den ganzen Morgen darüber nachgedacht, wie ich hierhergekommen bin.« Er rieb sich über die verletzte Schulter. »Schließlich war mein eigener Tod das letzte, woran ich mich erinnere. Es bedurfte mehrerer kleiner Versuche, mich davon zu überzeugen, daß ich noch unter den Lebenden weile. Dann sah ich Euch in dem Bette liegen und beschloß zu warten, bis Ihr erwachen würdet. Aber als der Diener mit den Speisen kam, konnte ich meine Neugierde nicht zügeln. Ich fragte ihn, und er antwortete, wir beide seien die Gäste des edlen Herrn von Rono, der bei den Völkern am Rande des Waldes nur der Craiach oder der Waldkönig genannt wird.«
    »Waldkönig?« Brunhild ging an das helle Fenster und schaute hinaus. »Das ist eine Legende, die mir Ramee oft erzählt hat. Rono ist in der Geschichte des alten Volkes ein Rebellenkönig, der in den Wäldern ihrer Heimat lebte. Um sein Zauberschloß, das er dort besaß, ranken sich die Mären wie wilder Wein.« Sie biß wieder ein Stück vom Brot ab.
    »Aber er ist immerhin ein Anhänger der weißen Göttin«, bemerkte Norwin. »Oder etwa nicht?«
    Brunhild zuckte mit den Schultern.
    »Der Waldkönig ist nicht der eigentliche König des alten Volkes gewesen, sondern wirklich ein Rebell, der sich selbst zum Herrscher machte, ohne ein wirkliches Interesse an der Macht zu haben.«
    »Wozu machte er sich dann zum Herrscher? Das klingt ein wenig seltsam«, bemerkte Norwin.
    Brunhild nickte. »Manche Legende von dem Waldkönig klingt ziemlich seltsam. Aber es heißt, Rono sei aus den edlen Reihen der Gendor, den ersten Rittern des Königs, ausgeschlossen worden, weil er sich weigerte, den alternden Regenten bei einem Reiterspiel gewinnen zu lassen. Als man ihn aufforderte, den Saal des Hohenrates zu verlassen, gründete er wenig später im Wald sein eigenes Königreich, ohne jedoch einen Machtanspruch geltend zu machen. Er wollte nur sein eigener Herr sein in seinem Schloß und in seinem Garten. Rono erfreute sich und seine Gefolgsleute mit den erlesensten Spielen und Gastlichkeiten, hielt Hof, wenn es ihm paßte, und feierte rauschende Feste, die stets mehrere Tage andauerten. Man erzählt sich, daß Rono ein begnadeter Tänzer war, ein furchtloser Reiter und ein leidenschaftlicher Liebhaber. Er hat niemals wirklich die Krone angegriffen, und der alte Regent war weise genug, Rono sein Zauberschloß zu lassen und ihn nicht zu bekämpfen. So zog Rono dann auch mit den andern Gendor in den großen Krieg hinauf in den Norden, als das alte Volk bedroht wurde. Aber seine Art, die Feinde in eine geheime Falle zu locken, entsprach nicht der Art zu kämpfen, wie die es Gendor gewohnt waren. Sie verlangten, daß er sich ihnen und ihrer Art zu kämpfen anschloß. Doch er gehorchte ihnen nicht und lockte die Feinde weiterhin in die Falle. Einige der Gendor neideten ihm

Weitere Kostenlose Bücher