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Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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einem kurzen Blick und führte die beiden dann die Stufen zum Palast hinauf. Hi n ter ihnen auf dem Hof erschollen einige scharfe Kommandor u fe, und die Krieger rückten in geordneten Kolonnen zu ihren Quartieren ab. Stallburschen eilten herbei, um die Pferde der Reiter fortzuführen. Aus den Augenwinkeln sah Volker, wie einer der Kämpen offensichtlich erleichtert seine eiserne G e sichtsmaske abschnallte. Es war ein junger Kerl, der sich nun, da er seinen Helm abgenommen hatte, zumindest äußerlich in nichts von den anderen Kriegern unterschied, die auf dem Platz versammelt gewesen waren.
    Ricchar führte sie durch einen langen Flur auf einen Hof mit einem prächtigen Mosaikboden. Es gab hier auch einen kleinen Brunnen, durch den es trotz der spätsommerlichen Hitze ang e nehm kühl war. Es waren niedrige Tische aufgestellt worden, um die herum breite gepolsterte Liegen standen.
    Ricchar verharrte und wies mit ausgebreiteten Armen auf die Klinen. »Nehmt Platz, meine Freunde! Es soll ein römisches Gastmahl werden, zu dem ihr geladen seid. Wir werden unser Essen im Liegen einnehmen, und ich muß euch warnen, nehmt nicht zuviel von den ersten Gerichten, die aufgetragen werden, denn sonst werdet ihr nicht bis zum Ende des Mahls durchha l ten. Meine gallischen Köche haben etliche erlesene Köstlichke i ten vorbereitet, wie sie kaum ein Germane mehr kennt, seit die Römer das Land verlassen haben.« Der Fürst klatschte in die Hände, und zwei Diener mit silbernen Trinkpokalen und einem mächtigen Tonkrug erschienen aus einer der zahlreichen Türen, die auf den Hof führten.
    »Zunächst möchte ich euch von einem Wein kosten lassen, der aus dem fernen Kreta stammt. Ein Roter, in dem die Glut der südlichen Sonne gefangen ist und mit dem sich auch die besten und ältesten Weine aus meinem Gau nicht messen kö n nen.«
    Bewundernd drehte Volker den kostbaren Silberpokal zw i schen den Fingern und trank in kleinen Schlucken von dem weitgereisten Wein. Kreta … Jene Insel, auf der einst der lege n däre König Minos und sein stierköpfiger Sohn herrschten. Vo l ker dachte an Hafenstädte mit weißen Häusern und den Duft des Meeres. Ob es ihm bestimmt war, auch einmal so weit zu reisen?
    »Einige meiner Freunde werden uns bei dem Mahl Gesel l schaft leisten.« Ricchar hatte sich auf einer Liege niedergela s sen. Er lag seitlich, auf den linken Ellenbogen aufgestützt, und wies ihnen mit der Rechten die Liegen an seiner Seite zu.
    »Was sagt der Bischof des Gaus zu diesem heidnischen Luxus, Fürst Ricchar?« fragte Golo, der eine Miene schnitt, als habe man ihm schimmeliges Brot serviert.
    Der junge Graf lachte. »Wir wissen doch alle, daß es sich die Abte und Kirchenmänner in ihren Klöstern und Palästen selber recht gutgehen lassen. Warum sollte ich ein schlechtes Gewi s sen haben, nur weil ich meine Freunde mit einem köstlichen Mahl verwöhne. Ich kann daran nichts Schlimmes finden. Im Gegenteil, ich beweise doch nur, daß ich meinen Reichtum ge r ne mit anderen teile. Ist dies nicht sogar eine christliche T u gend ? «
    »Nur dann, wenn man teilt, um sich mit seiner Freizügigkeit nicht über die anderen zu erheben.«
    »Hat man deinen Gefährten in einer Klosterschule großgez o gen, Volker?« Ricchar schüttelte den Kopf und gab einer Dien e rin ein Zeichen, ihm seinen Weinpokal nachzufüllen.
    Volker warf Golo einen ärgerlichen Blick zu. Was war nur in ihn gefahren? Bislang hatte der junge Ritter noch nie ein Fes t mahl verschmäht? »In der Tat muß ich gestehen, daß er nicht an einem Fürstenhof aufgewachsen ist. Das mag erklären, warum er manchmal ein wenig befremdlich dem Weltlichen gege n übersteht.«
    Der Frankenfürst seufzte. »Ich kenne das Problem nur zu gut. Es sind die Kirchenmänner, die uns in den engen Grenzen ihrer knapp bemessenen Horizonte gefangen halten und den freien Flug des Geistes verhindern wollen, indem sie diesem schi l lerndsten aller Vögel seine Schwingen beschneiden.« Ricchar schüttelte den Kopf. »Entschuldige, wenn ich mich ereifere, läßt meine Rhetorik an Schliff vermissen, und ich neige dazu, meine Rede mit allzu üppigen Bildern zu schmücken.«
    »Nicht doch, mein Freund!« Volker setzte den Weinpokal vor sich auf den Tisch und nahm auf einer der Liegen Platz. »Es ist eine Freude, einmal einem Krieger zu lauschen, dessen Rede nicht so hart und spröde wie eine Felslandschaft ist.«
    Eine Gruppe von Offizieren und Amtmännern trat auf den Hof. Sie grüßten den

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