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Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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hundert Soldaten aufmarschiert. Sie alle waren einheitlich ausgerüstet. Ricchar mußte ein reicher Mann sein, denn die Kämpfer waren ohne Ausnahme mit Kettenhemden und eise r nen Helmen gewappnet.
    Ein wenig beschämt blickte Volker an sich herab. Auch er trug ein Kettenhemd, doch das war hier ja nichts Besonderes. Sein flammend roter Umhang und sein weißer Waffenrock waren vom Staub der Reise beschmutzt. Auf dem schönen Platz und zwischen all den Kriegern in schimmernder Wehr kam er sich unscheinbar und unbedeutend vor. Die Reiter ihrer Eskorte w a ren zu den Seiten des Platzes hin abgeschwenkt. Volker zügelte seinen Hengst und schwang sich aus dem Sattel. Ricchar kam ihm mit ausgebreiteten Armen entgegengeeilt, ganz so, als se i en sie alte Waffengefährten.
    »Volker von Alzey! Endlich ist es mir vergönnt, Euch zu b e gegnen. Ihr seid mir ein Licht in dieser dunklen, zerstörten Stadt am Ende der Welt. Kaum wage ich zu hoffen, daß Ihr lä n ger als eine Nacht verweilen werdet, weiß ich doch nun den größten Schatz des Burgundenkönigs in meinen Mauern.«
    Der Spielmann räusperte sich verlegen und verneigte sich. »Die Ehre ist ganz auf meiner Seite. Wenn man den Erzählu n gen über Eure Taten lauscht, so will man glauben, ein Held aus alten Zeiten sei wiedererstanden.«
    Ricchar schloß ihn in die Arme. Obwohl der Franke eher schlank war, hatte er die Kräfte eines Bären. »Lassen wir die Förmlichkeiten, Volker. Ich kenne deine Lieder und ahne in dir einen Verwandten im Geiste. Erlaube, daß ich offen zu dir rede, so wie Freunde es tun. Dieselbe Offenheit erwarte ich auch von dir. Ich kann mir sehr wohl denken, wie man am Hof zu Worms von mir spricht. Immerhin habe ich den Rittern des K ö nigs im letzten Herbst manche Schlappe beigebracht, auch wenn ich zu spät kam, um zu verhindern, daß Hagen Treveris eroberte. Ich weiß, daß du keinen Anteil an diesem Krieg ha t test und zu jener Zeit im fernen Aquitanien weiltest.« Der Graf lächelte. »Du siehst, ich kenne dein Epos über das Nachtvolk … Und ich bin gespannt, deine neuen Lieder zu hören, wenn du mir dann die Ehre erweisen magst, das Licht der hohen Dich t kunst in meine Festhalle zu tragen. Sei gewiß, daß niemand dich und deinen Begleiter hier in meinem Gau als einen Feind betrachtet, auch wenn meine Krieger darauf brennen, erneut gegen die Burgunder ins Feld zu ziehen und über den Mauern von Treveris wieder das Banner unseres Königs aufzupfla n zen.«
    »Eure Worte erfüllen mich mit Stolz, und doch macht es mich auch zugleich verlegen, Euch in dieser Weise von meiner Dichtkunst sprechen zu hören, die allzuoft nur unvollkommen und … «
    »Willst du mich beschämen, mein Freund? Ich habe dir ang e boten, mit mir wie mit einem Kameraden zu reden. Ich halte nichts von dem förmlichen Geschwätz von Gesandten und Hö f lingen. Ich ziehe jederzeit das offene Wort irgendwelchen nichtssagenden Floskeln vor. Und was die Dichtkunst angeht, Volker, so muß ich gestehen, daß auch ich mich darin schon versucht habe und kläglich gescheitert bin. In Stabreimen, wie sie die Alten pflegen, bin ich zwar wohlbewandert, aber deine neue Reimtechnik des Langzeilenverses vermag ich nicht zu kopieren.«
    Der Spielmann starrte den Fürsten verblüfft an. Nach allem, was er über Ricchar gehört hatte, hatte er einen blutdürstigen Barbaren erwartet. Doch vor ihm stand statt dessen ein Mann, der, obwohl er zum höchsten Kriegeradel des Frankenreiches gehörte, ihm kaum, daß sie sich begrüßt hatten, zu vertraute s tem Umgang einlud und der obendrein auch noch in der Dich t kunst bewandert zu sein schien.
    »Du schätzt das offene Wort, Ricchar? Dann laß dir gesagt sein, daß du mich erstaunst. Du bist in der Tat nicht der Mann, den ich hier anzutreffen glaubte.«
    Der Fürst lächelte und nickte in Richtung des Palastes. »Laß uns hineingehen. Ich habe heute morgen eine Wildsau erlegt, und meine Köche haben sie einen halben Tag lang gebraten, weil ich ihnen für den Abend einen besonderen Gast angekü n digt habe. Wir sollten uns zur Tafel begeben, bevor man in der Küche anfängt, sich die Haare zu raufen, weil die Schwarte langsam so schwarz wie Holzkohle wird. Ich muß gestehen, ich hatte schon früher mit dir und deinem Freund gerechnet. Seid ihr aufgehalten worden?«
    Volker schüttelte den Kopf. »Wir ahnten nicht, daß man uns erwartet. Darf ich dir meinen Freund und Weggefährten Golo vorstellen?«
    Der Graf bedachte den jungen Ritter mit

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