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Nibelungen 09 - Der Zwergenkrieg

Titel: Nibelungen 09 - Der Zwergenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander (Kai Meyer) Nix
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sonst, außer Magie, könnte so etwas erschaffen? Diese Glieder wurden nicht von Händen geformt.«
    Styrmir lief aufgeregt im Raum auf und ab. »Vielleicht ist es gefährlich. Warum sonst, um alles in der Welt, hätte jemand dieses Ding einfach fortwerfen sollen?«
    »Es wurde nicht fortgeworfen«, wies Grimma ihn zurecht. »Begreifst du das denn noch immer nicht? Die Zwerge, die nach dem Untergang ihrer Stadt hier vorbeizogen, haben ihren Göttern das Kostbarste geopfert, das sie besaßen. Sie waren verstört, völlig verzweifelt. Sie glaubten, nur so könnte es für sie noch eine Zukunft geben.« Grimma legte die Axt am Boden ab, krempelte die Kapuze auf und hielt sie sich über den Kopf.
    »Du willst doch nicht –«
    Sie grinste breit. »Du hast es doch gut überstanden, oder?«
    »Trotzdem könnte es gefährlich sein.«
    »Gefährlich war das, was wir im Nordland erlebt haben. Gefährlich war unsere Flucht durch den Tunnel und sogar das Tauchen durch das Wasserloch.« Sie setzte die Kapuze sanft auf ihr Haar und schob langsam die Seiten herunter. »Aber das hier? Wenn das die einzige Gefahr ist, mit der wir es von nun an zu tun haben, dann ist sie mir mehr als willkommen.«
    Schon während ihrer letzten Worte war sie nicht mehr zu sehen. Ihre Stimme erklang aus vollkommener Leere. Sie machte einige Schritte durch den Raum und wäre fast gestolpert. Ohne den eigenen Körper sehen zu können, wurde jede Bewegung zu etwas Ungewohntem, Schwierigem. Styrmir stand da und drängte sie, sofort aufzuhören, doch Grimma beachtete ihn nicht. Mit jedem Schritt wurde sie sicherer. Schließlich beugte sie sich herab und hob ihre Axt vom Boden. Die Waffe schien sich in Luft aufzulösen. Zuletzt berührte sie Styrmir an der Schulter. Erschrocken fuhr er zusammen. Sein Fellwams blieb sichtbar, auch als Grimma ihre Hand darauf ruhen ließ. »Sie läßt nur den verschwinden, der sie trägt. Das ist großartig!«
    Styrmir wollte nach ihr greifen, doch sie entzog sich ihm ohne jede Mühe. »Einen Moment noch«, bat sie. »Ich will mich erst daran gewöhnen.«
    »Wer weiß, was du dir damit antust«, murrte er. »Vielleicht wird man krank davon, vielleicht hängt irgend etwas Ansteckendes daran.«
    »Du bist doch kein Feigling, Styrmir, oder? Warum also jammerst du jetzt herum wie ein Waschweib?«
    »Wenn du mich schon beleidigst, würde ich dir gerne dabei in die Augen sehen.«
    Grimma seufzte und zog die Tarnkappe vom Kopf. »Du gibst keine Ruhe, was? Willst du es auch noch mal versuchen?«
    Er hob abwehrend beide Hände. »Bleib mir damit nur vom Hals!«
    »Du bist mir ein schöner Königsberater«, stichelte sie schmunzelnd. »Stürzt dich in den Kampf wie einer, der sein Leben lang nicht anderes getan hat. Aber vor solch einem Stück Silber läufst du davon.«
    »Es ist Magie. Damit hat es selten etwas Gutes auf sich.«
    Grimma stopfte die Tarnkappe in ihren Hosenbund. »Laß uns weitergehen. Wir können unterwegs überlegen, was wir mit der Kappe tun.«
    »Du würdest gerne zurückgehen und es den Nordlingen zeigen, nicht wahr?« sagte Styrmir, als sie die Treppe zum Wasser hinabstiegen.
    Grimma befestigte die Axt am Gürtel und watete in die nasse Kälte. »Vielleicht später«, zischte sie knapp, dann tauchte sie unter.
    Styrmir war in der Tat ein guter Schwimmer. Obwohl Grimma zuerst ins Wasser gestiegen war, überholte er sie unter der Oberfläche und tauchte vor ihr durch das Verbindungstor zum Tunnel. Einen Moment später hatte Grimma ihn im Dunkeln aus den Augen verloren. Ein Anflug von Panik überkam sie, und sie wollte ihm übereilt hinterhergleiten. Doch im Gegensatz zu Styrmir hatte sie vor dem Untertauchen wegen der Aufregung über den Fund nicht auf ihre Atmung geachtet. Jetzt ging ihr die Luft aus, noch bevor sie das Tor passierte, und sie hatte keine andere Wahl, als so schnell wie möglich aufzusteigen. Hustend durchbrach sie die Oberfläche, immer noch innerhalb des Tempels. Sie rief sich zur Ruhe und wartete ungeduldig, bis ihr Atem besänftigt war. Dann tauchte sie abermals unter, durchschwamm das Tor und blickte aus der schwarzen Tiefe zur helleren Wasseroberfläche im Tunnel empor. Styrmir schwamm immer noch dort oben umher, sie konnte ihn von unten schemenhaft erkennen. Sicher machte er sich Sorgen um sie.
    Gelassen stieg sie auf und überlegte, ob sie ihn von unten am Bein packen sollte, um ihn zu erschrecken. Sie schaute hinauf und sah, daß er ihr entgegenblickte. Sein Gesicht war unter Wasser, schaute

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