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Nibelungen 09 - Der Zwergenkrieg

Titel: Nibelungen 09 - Der Zwergenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander (Kai Meyer) Nix
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Zwergenreiches bestieg, denn jedermann liebte sie und verehrte sie für ihre Taten.«
    Löwenzahn zeigte mit einer weiten Geste auf den Hort. Er konnte seinen Unglauben ebensowenig verhehlen wie seine Begeisterung für den Schatz. »Und das alles ließen sie einfach zurück?«
    »Sonst wäre es ja nicht mehr hier, oder?« gab Alberich beleidigt zurück. Schon der geringste Zweifel an seinem Heldenlied traf ihn zutiefst.
    Die vier verließen der Reihe nach die Treppe und betraten die goldgleißende Oberfläche des Hortes. Es knirschte, als sich Diademe und Armreifen unter Löwenzahns enormem Gewicht verbogen. Mütterchen erwartete, daß Alberich den Halbhunnen unter viel Geschrei zurück auf die Treppe jagen würde, doch der Horthüter kümmerte sich nicht um die Zerstörung unter Löwenzahns Stiefelsohlen. Statt dessen schaute er über die Hügel und Täler der Hortlandschaft wie ein Fährtensucher. Bereits von der Treppe aus hatten sie den Hort nach Eindringlingen abgesucht, dabei jedoch niemanden entdeckt.
    Sie entfernten sich einige Schritte vom Fuß der Treppe und erklommen eine doppelt mannshohe Erhebung aus goldenen Weinbechern und Tellern. Auch von dort aus war nichts zu sehen. Ihr erster Eindruck, daß der Hort unangetastet war, bestätigte sich. Allerdings hörten sie immer noch das Knirschen aus der Tiefe der Felswände, verzerrt vom Echo der Halle. Es gab keinen Zweifel, daß die räuberischen Zwerge ihrem Ziel immer näher kamen.
    Alberich stampfte wütend mit einem seiner dürren Beine auf und verbeulte dabei einen Goldbecher. Er hob ihn auf, betrachtete ihn naserümpfend und schleuderte ihn zornig davon.
    »Du gehst nicht besonders pfleglich mit deinem Hort um«, bemerkte Mütterchen.
    »Ich gehe damit um, wie ich es für richtig halte«, gab er gereizt zurück. »Wenn du mir schon gute Ratschläge geben willst, sag mir lieber, wie du an der Stelle dieser Hundesöhne vorgehen würdest.«
    »Ich bin kein Zwerg.«
    »Du bist eine Räuberin. Und erzähl mir nicht, du hättest noch nie mit dem Gedanken gespielt, dich zu irgendeiner Schatzkammer durchzugraben.«
    Mütterchen grinste. »Ich hab’s getan, mehr als einmal.«
    »Mit dem Gedanken gespielt?« fragte Löwenzahn träge.
    »Mich durchgegraben, Holzkopf!« Stolz überkam sie, als sie der alten Zeiten gedachte. »Damals, in den Tagen, als noch alles –«
    »Besser war.« Alberich zupfte an seinem Bart. »Sag uns nicht wann, sondern lieber wie!«
    »Mit Spitzhacke und Schaufel natürlich.«
    Der Zwerg fuchtelte ungeduldig mit beiden Händen in der Luft umher. »Von oben, von der Seite oder –«
    »Von unten«, sagte sie ruhig. »Aber ich gebe zu, das war keine gute Idee.«
    »Was ist passiert?« fragte Geist mit spitzem Stimmchen.
    »Wir schlugen ein Loch in die Decke unseres Stollens«, erzählte Mütterchen. »Wir hatten geplant, nur einen winzigen Durchbruch zu schaffen und die Goldstücke abfließen zu lassen wie Wasser aus einer Wanne. Aber wir hatten die Stärke der Decke überschätzt. Sie riß ein, sobald wir den ersten Spalt hineingeschlagen hatten, und der Schatz des Grafen ergoß sich über uns. Die Hälfte meiner Männer wurde vom Gold verschüttet, die meisten anderen gefaßt und in den Kerker geworfen.«
    »Und du?« fragte Löwenzahn neugierig.
    Mütterchen schenkte ihm ein diebisches Grinsen. »Ich habe eine neue Bande um mich geschart, die Burg des Grafen von außen gestürmt und sein Gold durch das offene Tor hinausgetragen. Zusammen mit seinem Kopf auf einer Lanze.«
    Geist verzog das Gesicht, doch Mütterchen fügte hinzu: »Herrliche Zeiten waren das. Das Leben im Wald an der Spitze meiner Räuberschar, begehrt von jedem Mann im Umkreis von zwanzig Tagesritten und –«
    »Nicht von mir«, warf Alberich sauertöpfisch ein. »Du bist ein Zwerg.«
    »Sind Zwerge etwa keine Männer?« keifte er giftig.
    Löwenzahn grölte vor Lachen. »Zwergling, Zwergling… Wenn Mütterchen wirklich eine solche Schönheit war, wie sie behauptet, hätte sie sich gewiß lieber mit einem richtigen Mann abgegeben als mit einem kleinwüchsigen… nun, mit einem Zwergling eben.«
    Alberichs Stirn war gefurcht wie ein frischgepflügtes Rübenfeld. »Dachtest du da an jemanden Bestimmtes? Vielleicht an einen Hunnenbastard, dessen Hirn im kleinen Finger eines Zwerglings Platz finden würde?«
    Mütterchen, keineswegs uneitel, kicherte über das Gerangel der beiden. Bevor es jedoch zu Handgreiflichkeiten kommen konnte, ging sie dazwischen. »Horcht, fällt

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