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Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
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besser«, meinte Claes. »Oder der Wind flaut ab. Oder ich biege für Euch, wenn Ihr wünscht, ein Haubengestell zurecht, das der Wind nicht davonweht. Ich mache sie immer für Felix’ Mutter.«
    Jetzt griff Julius ein. »Claes, Meester Anselm gestattet dir sicher, dich zu verabschieden.«
    Das sonnige Lächeln richtete sich auf Adorne. »Darf ich mich zurückziehen? Und darf ich mich vorher, Mijnheer, noch mit Euren Kindern unterhalten? Wir kennen uns.«
    Von seiner Frau wußte Adorne auch das. Mit diesem Spitzbuben war er noch nicht fertig, doch es könnte interessant werden, den Dingen einfach ihren Lauf zu lassen. Zustimmend neigte er den Kopf.
    Der junge Bursche steuerte nicht auf seinen ältesten Sohn Jan und dessen Cousine zu, sondern schloß sich den kleineren Kindern an: Katelijne, Antoon und Lewijse. Erstaunt, was sie wohlerzogen verbarg, sah Katelina ihn an sich Vorbeigehen, dann wandte sie sich ihren Gastgebern zu, unterhielt sich höflich mit ihnen und wartete geduldig, ob Meester Julius in das Gespräch einbezogen würde. Von der anderen Seite des Raums war immer wieder lautes Lachen der Kinder zu vernehmen. Offenbar waren sie mit einem Brettspiel beschäftigt. Später sah Adorne, daß Claes die Hände ausstreckte, zwischen denen sich ein Fadengitter spannte. Wiederum ein wenig später hörte er Stimmen, die, und darauf hätte er einen Eid geschworen, Leuten gehörten, die er kannte, nämlich Tommaso Portinari, dem Bischof von Schottland sowie dem Schatzmeister Meester Bladelin und dem Zunftmeister der Obsthändler mit der Hasenscharte, Gott steh ihm bei.
    Dann verstummten alle, und da wußte Adorne, Nicholai Giorgio de Acciajuoli war, wie auf ein Stichwort hin, eingetreten. Er trug die gleiche florentinische Kleidung wie tags zuvor am Kanalufer in Damme: eine gefältelte Kopfbedeckung und ein Gewand aus Seidenbrokat. Sogleich war er die beherrschende Gestalt im Raum. Sein glattgekämmter schwarzer Bart war nach italienischer Art gestutzt, doch Hautfarbe und die engstehenden dunklen Augen verrieten den Levantiner. Zwischen den rot konturierten Lippen blitzten makellose Zähne. Ein Grieche florentinischer Abstammung: der Gast vom Schiff der Schotten, den der Lehrling Claes tags zuvor zu Boden geworfen hatte. Dem Claes deutlich hörbar das Bein gebrochen hatte.
    Adorne bemerkte, wie der Rechtskonsulent neben ihm ganz starr wurde. Felix stand mit offenem Mund da, aus seinem Gesicht war alle Farbe gewichen. Am anderen Ende des Raums stand Claes quälend langsam auf. Dann lächelte er. »Ich wüßte zu gern, Monsignore, warum ich nichts über Eure Verletzungen erfahren konnte. Ich muß mich entschuldigen. Es lag keineswegs in meiner Absicht, Euch Schaden zuzufügen.«
    Er sprach italienisch mit Genfer Akzent und erhielt eine Antwort in florentinischem Dialekt.
    »Ein gequetschter Ellbogen«, erklärte der Bärtige trocken. »Du hattest anderes im Sinn. Ich hoffe, das war es dir wert.«
    Dem Lehrling stieg das Blut ins Gesicht und seine Wangen brannten rot. »Solange mir Monsignore vergibt«, erwiderte er.
    »Oh, ich vergebe dir«, meinte Nicholai Giorgio de’ Acciajuoli. »Wenn du das nicht noch einmal machst. Ich hatte einen Ersatz. Meine anderen Gliedmaßen sind in Boudonitza. Deine Freunde scheinen überrascht. Es ist wohl besser, du erklärst es ihnen.«
    Mittlerweile hatte der Konsulent jedoch verstanden. Er sprach ebenfalls Italienisch, möglicherweise sogar ein wenig Griechisch. Schließlich hatte er in Bologna studiert. »Ihr habt - es war aus Holz, Monsignore?« fragte Julius. Auf seinem Gesicht mischten sich Erleichterung und Verlegenheit.
    »Ich habe ein Holzbein«, bestätigte sein Gegenüber. »Und ohne Holzbein fällt mir das Aufstehen schwer. Selbst mit ihm ist mir das Sitzen lieber als das Stehen. Wenn mein Gastgeber gestattet, würde ich gern neben der jungen Dame Katelina sitzen, einzig ihre Anwesenheit machte unsere Reise erträglich.« Er setzte sich. »Und nun stellt mich diesen drei jungen Männern vor.«
    Adorne nannte ihm ihre Namen. Sodann führte er, auf flämisch, seinen einbeinigen Gast ein.
    Er erwartete nicht, daß sie den Namen der Fürsten von Athen kannten, und stellte daher ihren Abkömmling lediglich als Nicholai de’ Acciajuoli vor, der derzeit durch die Christenheit reise, um genügend Gold als Lösegeld für seinen Bruder aufzutreiben. Dieser war bei der Eroberung Konstantinopels durch die Türken gefangengenommen worden. Adorne verzichtete darauf, das Ganze durch

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