Niccolòs Aufstieg
nähere Erklärungen weiter zu komplizieren. In Schottland war Monsignore recht erfolgreich gewesen. Der König hatte sich gerührt gezeigt, und der Bischof hatte eine ansehnliche Summe für den Bruder von Monsignore gesammelt. Der andere Teil der Mission des Griechen war weniger erfolgreich verlaufen. Wie alle anderen Menschen im Osten wünschte auch er einen neuen Kreuzzug zur Befreiung Konstantinopels.
Doch die Herrscher der Christenheit hatten schon Schwierigkeiten genug, auch ohne sich auf derlei einzulassen.
Eine Unterhaltung auf italienisch entspann sich. Adorne spürte Katelina van Borselens Mißbehagen, nahm jedoch keine Rücksicht darauf. Felix, ebenfalls ausgeschlossen, kaute an seinen Nägeln. Das Wort »Grieche« fiel.
Der Edelmann aus Boudonitza musterte Felix und wandte sich schließlich in äußerst langsam gesprochenem Griechisch an ihn. »Euer Freund sagt, Ihr interessiert Euch für Pferde.«
Das hatte eine überraschende Wirkung. Felix wurde tiefrot und krampfte die Hände ineinander. Dann begann er zu sprechen. Wer auch immer in Löwen Griechisch lehrte, beherrschte diese Sprache nicht eben meisterlich, und Felix war mit Sicherheit nicht der sprachbegabteste. Doch nach Pferden war er offenbar verrückt, und das Acciajuoli-Gestüt war berühmt. Er geriet ins Stottern, öffnete staunend den Mund und hörte zu.
Katelina van Borselen mischte sich ein. »Und jetzt, worüber reden sie jetzt?«
Anselm Adorne sagte es ihr. Aus den Augenwinkeln sah er, daß seiner Frau unbehaglich war. Er verhielt sich heute nicht wie ein guter Gastgeber.
»Ich fürchte«, fuhr Katelina van Borselen fort, »ich kann die Zeit für einen Vortrag über Pferde, noch dazu auf griechisch, nicht erübrigen. Darf ich Euch behelligen, Margriet? Ich habe meinem Vater versprochen, dabeizusein, wenn er einige Freunde aus Schottland empfängt. Den Bischof. Lord Simon.«
»Da hört Ihr Euch doch besser eine Lektion über Pferde auf griechisch an«, sagte Claes.
Anselm warf ihm einen Blick zu, zögerte kurz und wies ihn dann zurecht. »Die Schotten sind Verbündete unseres Herzogs. Du befindest dich hier unter gesitteten Leuten. Verhalte dich also demgemäß.«
Vielleicht ließ dieses kurze Geplänkel den Griechen das mühsame Gespräch mit Felix abbrechen. Aber ihm war auch ein Name und ein Ausdruck aufgefallen. Er wandte sich auf italienisch unmittelbar an Claes. »Du kannst wohl den eleganten Simon nicht leiden, du frecher Bursche? Bist du vielleicht eifersüchtig auf ihn? Auf den wohlgekleideten Edelmann, der das Wort an schöne junge Damen wie diese hier richtet? Aber er kann kein Italienisch, Kinder nicht zum Lachen bringen und ist nicht um seine Freunde besorgt, so wie du. Warum ihn also ablehnen?«
Der junge Lehrling sah den Griechen mit wachem Blick an und überlegte. »Ich lehne niemanden ab«, sagte er schließlich.
Adorne ergriff das Wort. »Aber du verletzt die Menschen. Du machst sie lächerlich. Ahmst sie nach. Gestern und auch heute hast du die edle Katelina beleidigt.«
Claes wandte ihm den Blick zu. »Aber sie beleidigen mich doch auch, und ich beklage mich nicht. Die Leute sind nun einmal so, wie sie sind. Bei einigen fällt es schwerer, Mitleid zu haben, als bei anderen. Felix würde sich gern wie Lord Simon kleiden; aber er ist ja erst siebzehn und ändert sich noch. Lord Simon ist keine siebzehn mehr, benimmt sich jedoch wie ein Flegel und hat, so könnte man sagen, die Talente eines Mädchens; er muß doch eine Schande für seinen Vater sein. Allerdings spricht er, glaube ich, schon Italienisch, Meester Adorne, denn er hat in dieser Sprache einen Witz über Euch gemacht. Demoiselle Katelina erinnert sich bestimmt daran.«
Noch ehe sich Adorne wieder gefaßt hatte, griff Messer de’ Acciajuoli ein.
»Es ist wohl Zeit für Claes, sich auf den Heimweg zu machen, sofern die Auswirkungen seiner Prügelstrafe dies zulassen«, meinte der Grieche und legte dem Lehrling bedachtsam die manikürte Hand auf den Arm. »Vielleicht könnten seine Freunde sich darum kümmern. Aufrichtigkeit ist eine Tugend, die nicht überall willkommen ist, Messer Adorne. Jedenfalls bin ich froh, sie hier kennengelernt zu haben, und will sie keinesfalls bestraft sehen.«
»Sie ist bereits bestraft worden«, erklärte Adorne. »Aber Ihr habt recht. Wir haben in den letzten fünf Minuten über das schlechte Wetter gesprochen. Meester Julius, Ihr könnt gehen.«
Allerdings konnte er die Kinder nicht davon abhalten, Claes in den Hof
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