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Nicholas Dane (German Edition)

Nicholas Dane (German Edition)

Titel: Nicholas Dane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melvin Burgess
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Scheiße, was will denn der hier?«, fragte sie und verschwand im Schlafzimmer, ohne die Antwort abzuwarten. Auch Davey wollte sich verdrücken, aber Sonnschein hob einen Finger.
    »Zwei gegen einen ist besser, Davey. Lass mich hier nicht allein, okay?«
    Davey blickte ihn scharf an, dann setzte er sich wieder. Sonnschein ließ sich langsam auf der anderen Seite des Tisches nieder. So saßen sie, die Köpfe zur Tür gewandt, und warteten auf Jones.
    Sonnschein nahm die Karten auf.
    »Spielen wir eben noch ’n bisschen, oder?«
    Davey schnaubte nur, nahm seine Karten auf und die beiden taten, als spielten sie.
    Die Dielen knarrten und die Tür ächzte vom Wind. Es dauerte nicht lange. Wie immer platzte Jones herein, als sie noch nicht mit ihm rechneten, so plötzlich, dass beide vor Schreck zusammenzuckten.
    Jones sah schrecklich aus – unrasiert, kreidebleich, schwarze Ringe unter den Augen, das Gesicht von ständiger Furcht und Anspannung verzerrt. Er stank – nach saurem Schweiß und fauligem Atem. Der Geruch der Angst. Seit er die Frau, die er liebte, getötet hatte, war er auf der Flucht.
    Er stand vor ihnen, glotzte sie an und zog den Mantel um sich zusammen. Dann schlug er ihn plötzlich auf, nur ganz kurz, aber doch lange genug, dass sie die abgesägte Flinte sehen konnten. »Ich hab das hier«, sagte er. »Falls jemand was zu melden hat.«
    »Schon gut«, konterte Sonnschein. »Was soll das, Mahn, Jones? Du brauchst hier keine Knarre. Wir haben gedacht, du bist längst im Ausland, Mahn.«
    »Da wollt ich auch hin.«
    »Und – was ’s passiert, Mahn?«
    Jones’ Gesicht verkrampfte sich erst vor Wut und Scham, dann guckte er die beiden an. »Mein Pass«, sagte er. »Hab mein’ Pass vergessen.«
    Schweigen. Jones behielt Davey und Sonnschein genau im Auge, um auch die leiseste Andeutung von Spott aufzuspüren, aber sie zeigten keine Regung. Tatsächlich war das Einzige, was die beiden verspürten, Angst. Jones umklammerte das Gewehr unter seinem Mantel fester.
    Plötzlich machte Jones ein paar hastige Schritte durch den Raum. Er bewegte sich wie jemand, der ständig eine neue Entscheidung trifft, sie aber sogleich wieder verwirft. Er machte den Kühlschrank auf und stopfte sich Käse und Brot in den Mund.
    »Haben sie sie schon für die Beerdigung freigegeben?«, nuschelte er mit vollem Mund.
    »Nicht, dass ich wüsste«, sagte Sonnschein.
    »Wie können die sie nur so lange bei sich behalten?«, murmelte Jones halblaut. Jedes Mal, wenn er die Augen schloss, sah er Stella vor sich. In seinem Wahn meinte er, sie würde ihn nicht mehr verfolgen, wenn sie erst mal begraben oder verbrannt wäre.
    Aus der Gegensprechanlage dröhnte ein gewaltiges Krachen. Jones erstarrte. Sonnschein hob die Arme in die Luft. Es krachte noch einmal.
    »Die Polizei!« Jones riss das Gewehr unter dem Mantel hervor und zielte direkt auf Sonnscheins Gesicht. »Du hast sie gerufen. Du Arschloch hast die Bullen gerufen!«
    »Nein, nein, Jones, nein …«
    »Ich schwöre bei Gott, das hat er nich, Jonesy«, bestätigte Davey. »Keiner von uns.«
    »Die haben bestimmt das Haus überwacht«, jammerte Sonnschein.
    Jones starrte ihn an und packte die Flinte fester.
    »Ich schwöre bei Gott«, sagte Sonnschein leise. »Die müssen gesehen haben, wie du ins Haus bist. Ich wusste, dass sie irgendwann kommen würden. Du hast sie selber hergelockt, Mahn.«
    Jones zog eine Grimasse. Er blickte sich um.
    »Auf den Dachboden!«, sagte Sonnschein. Jones drehte sich um und rannte aus der Küche zu den Eisentritten, die zur Luke führten. Sein langer Mantel flatterte beim Hochklettern.
    Auf halber Strecke hielt er inne.
    »Ich hör jedes Wort«, sagte er. Er klopfte auf das Gewehr und verschwand auf dem Dachboden.
    »Du hast ihn zu Nick geschickt, du Idiot«, zischte Davey. Wie zur Antwort scharrte und schlurfte es über ihnen.
    Durch die Gegensprechanlage hörten sie, wie die Eingangstür nachgab und jede Menge Füße die Treppe heraufpolterten. Die Polizei wusste ebenfalls den Weg. Nur eine Minute später bummerte es an der Tür.
    »Polizei«, sagte eine Stimme.
    »Is offen«, sagte Sonnschein.
    »Machen Sie die Tür auf, Sonnschein. Sofort!«, sagte die Stimme.
    Betont langsam erhob sich Sonnschein und öffnete die Tür. Davor stand ein bewaffneter Polizist, der Sonnscheins Körper als Deckung nutzte und seine Blicke durch den Raum streifen ließ. Sobald er sich davon überzeugt hatte, dass niemand weiter dort war, schob er Sonnschein ins

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