Nicholas Flame Bd. 1 Der Unsterbliche Alchemyst
Wagen.« Richard Newman fuhr einen fünf Jahre alten Volvo-Kombi.
Flamel ließ nicht locker. »Könntest du es dazu bringen, dass es funktioniert, wenn du es dir genauer anschaust?«
»Vielleicht.«
»Natürlich kann er. Josh ist ein Genie, wenn es um Computer geht«, verkündete Sophie stolz vom Rücksitz.
»Bei dem Ding hier kann man ja wohl nicht wirklich von Computer sprechen«, murmelte Josh, aber er beugte sich vor und drückte auf den Einschaltknopf. Der rechteckige Bildschirm wurde flackernd hell, und eine sehr strenge Stimme warnte sie davor, während des Fahrens Adressen einzugeben. Dann wurde der Benutzer angewiesen, auf OK zu drücken und damit zu bestätigen, dass er die Warnung gehört und verstanden hatte. Josh tat es und sofort erschien auf dem Bildschirm die Position des Hummers auf einer namenlosen Nebenstraße. Der Mount Tamalpais stand als kleines Dreieck am oberen Rand und Pfeile zeigten nach Süden Richtung San Francisco. Der schmale Weg zu Hekates Schattenreich war nicht eingezeichnet.
»Wir müssen Richtung Süden«, sagte Flamel.
Josh drückte ein paar Knöpfe, bis er im Hauptmenü war. »Okay, jetzt brauche ich eine Adresse.«
»Nimm das Postamt an der Ecke Signal Street und Ojai Avenue in Ojai.«
Scatty protestierte vom Rücksitz aus. »Oh nein, nicht Ojai. Bitte sag, dass wir nicht nach Ojai fahren.«
Flamel drehte sich zu ihr um. »Perenelle hat gesagt, wir sollen Richtung Süden fahren.«
»L.A. liegt im Süden, Mexiko liegt im Süden und selbst Chile ist südlich von hier. Es gibt jede Menge hübscher Orte, die südlich von…«
»Perenelle hat mir gesagt, ich soll die Zwillinge zur Hexe bringen«, erklärte Flamel geduldig. »Und die Hexe wohnt in Ojai.«
Sophie und Josh warfen sich einen kurzen Blick zu, sagten aber nichts.
Scatty lehnte sich zurück und seufzte theatralisch. »Würde es etwas ändern, wenn ich dir sage, dass ich da nicht hin will?«
»Überhaupt nicht.«
Sophie rutschte ein Stück in die Mitte, damit sie den Kopf zwischen die Vordersitze stecken und auf den Bildschirm schauen konnte. »Wie weit ist es bis dahin? Wie lange brauchen wir?«
Josh beugte sich wieder über den Bildschirm. »Wir wären fast den ganzen Tag unterwegs.« Als sein Haar das seiner Schwester streifte, knisterte es, und winzige Funken sprühten. »Zuerst müssen wir auf den Highway One. Über die Richmond Bridge…«, er fuhr mit dem Finger die bunten Linien nach, »… dann auf die I-580, die irgendwann in die I-5 übergeht.« Er blinzelte überrascht. »Darauf fahren wir dann über 270 Meilen.« Er drückte wieder auf einen Knopf und Fahrzeit und Streckenlänge wurden angezeigt. »Die gesamte Strecke ist etwas über vierhundert Meilen und dauert mindestens sechseinhalb Stunden. Die weiteste Strecke, die ich bisher gefahren bin, waren ungefähr zehn Meilen.«
»Nun, dann kannst du heute wunderbar üben«, meinte Flamel lächelnd.
Sophie schaute von Flamel zu Scatty. »Wer ist diese Hexe, zu der wir fahren?«
Flamel ließ seinen Sicherheitsgurt einrasten. »Wir fahren zur Hexe von Endor.«
Josh startete den Wagen. Er schaute im Rückspiegel auf Scatty. »Ist das wieder jemand, mit dem du dich geprügelt hast?«
Scathach zog eine Grimasse. »Schlimmer. Sie ist meine Großmutter.«
KAPITEL EINUNDDREISSIG
D as Schattenreich brach zusammen. Im Westen waren die Wolken verschwunden und große Teile des Himmels waren bereits nicht mehr da. Die blinkenden Sterne und der übergroße Mond hingen noch an einem schwarzen Firmament, doch einer nach dem anderen erloschen die Sterne und der Mond wurde blasser und undeutlicher.
»Wir haben nicht mehr viel Zeit«, bemerkte die Morrigan, als sie den Himmel betrachtete.
Dee kauerte auf dem Boden und sammelte so viele Eissplitter von Hekate auf, wie er finden konnte. Schwang da etwa Angst in der Stimme der Morrigan mit? »Wir haben Zeit«, erwiderte er gelassen.
»Wir müssen hier weg sein, wenn das Schattenreich untergeht«, fuhr sie fort, und an der Art, wie sie den Umhang aus Krähenfedern über die Schultern zog und festhielt, merkte er, dass sie tatsächlich nervös war.
»Was würde denn passieren?«, fragte er. So hatte er die Krähengöttin noch nie erlebt und er genoss ihr Unbehagen.
Die Morrigan hob den Kopf und betrachtete die sich ausbreitende Dunkelheit. In ihren schwarzen Augen spiegelten sich die winzigen Sternenpünktchen. »Wir würden ebenso verschwinden wie diese Sterne. Würden eingesaugt ins Nichts.« Sie beobachtete,
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