Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin

Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin

Titel: Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
Vom Netzwerk:
gelockt haben. Das war die Lösung! Perenelle wurde ganz aufgeregt. Wenn etwas sie hergelockt hatte, würden sie sich auch wieder weglocken lassen. Was würde Millionen von Fliegen anziehen?
    Was mochten Fliegen?
    Perenelle lächelte hinter ihrem dünnen Schleier. Zu ihrem
    500. Geburtstag am 13. Oktober 1820 hatte Scathach ihr einen wunderschönen Anhänger geschenkt, einen Skarabäus aus Jade. Scatty hatte den Stein vor über 3000 Jahren für den jungen König Tutanchamun aus Japan mitgebracht, aber der Junge war einen Tag, nachdem sie ihn ihm geschenkt hatte, gestorben. Da Scathach Anchesenamun, die Frau Tutanchamuns, nicht leiden konnte, wollte sie nicht, dass die ihn bekam. Sie brach in der Nacht, bevor der Kinderkönig einbalsamiert wurde, in den Königspalast ein und holte sich den Stein zurück. Als Scathach ihr den Jadeanhänger überreicht hatte, hatte Perenelle gewitzelt: »Du schenkst mir einen Mistkäfer.«
    Scathach hatte ernst genickt. »Mist ist wertvoller als jedes Edelmetall. In Gold kannst du keine Nahrung anbauen.«
    Und Fliegen wurden von Mist angezogen.
    Doch es gab keinen Misthaufen auf der Insel, und wenn die Fliegen darauf reagieren sollten, würde sie einen ausgesprochen strengen Geruch kreieren müssen. Sofort fielen Perenelle die wunderschönen Pflanzen der Aronstabgewächse ein. Einige davon stanken bestialisch nach Mist. Da gab es die Aasblume, ein kaktusähnliches Wüstenkraut, das herrlich anzusehen war, aber nach Verwestem stank. Außerdem den Amerikanischen Stinktierkohl und die größte Blütenpflanze der Welt, die Riesenrafflesie mit ihrem fauligen Geruch nach verwesten Kadavern. Wenn sie diesen Geruch künstlich erzeugen konnte, würde es ihr vielleicht gelingen, die Fliegen wegzulocken.
    Perenelle wusste, dass das A und O bei der Magie die Fantasie war. Diese Gabe, sich intensiv auf etwas konzentrieren zu können, zeichnete die mächtigsten Magier aus. Bevor sie einen großen Zauber angingen, mussten sie das Endergebnis deutlich vor Augen haben. Bevor sich Perenelle also auf den Geruch konzentrierte, musste sie sich einen Ort ausdenken, den sie sich in allen Einzelheiten vorstellen konnte. Verschiedene Plätze zogen vor ihrem geistigen Auge vorbei. Orte, an denen sie gewohnt hatte, die ihr vertraut waren. Im Laufe ihres langen Lebens hatte sie die Möglichkeit gehabt, so viel von der Welt zu sehen. Aber was sie jetzt brauchte, war ein Ort, der nicht allzu weit weg war, den sie gut kannte und wo nicht zu viele Menschen wohnten.
    Die Müllkippe von San Francisco.
    Erst vor Kurzem war sie dort gewesen. Vor einigen Monaten hatte sie einem früheren Angestellten ihrer Buchhandlung beim Umzug geholfen. Im Anschluss daran waren sie zur Müllkippe an der Recycle Road gefahren, die im Süden der Stadt Richtung Monster Park lag. Mit ihrem guten Geruchssinn war Perenelle bereits, als sie in die Tunnel Avenue einbogen, der ausgesprochen stechende – wenn auch nicht ganz und gar unangenehme – Geruch der Müllhalde aufgefallen. Beim Näherkommen hatte der Gestank in den Augen gebrannt und die Luft war erfüllt gewesen vom Geschrei zahlloser Seevögel.
    Diese Erinnerung holte Perenelle jetzt wieder hervor. Sie ließ die Müllkippe klar und deutlich vor ihrem geistigen Auge entstehen. Mittendrin stellte sie sich eine riesige Gruppe nach Tierkadavern stinkender Pflanzen vor und danach einen Wind, der den fauligen Gestank nach Norden Richtung Alcatraz trug.
    Der Geruch nach etwas längst Verwestem zog über die Insel und durch die Masse der Fliegen ging ein Zittern.
    Perenelle konzentrierte sich. Sie stellte sich die weitläufige Müllhalde mit Blumen gesprenkelt vor: Calla und Aasblumen wuchsen aus den Abfallbergen, riesige, rotweiß getupfte Rafflesien blühten im Müll, und die Luft war bald erfüllt von den üblen Gerüchen, die sich mit dem typisch ekligen Gestank der Müllkippe mischten. Dann stellte sie sich einen Wind vor, der die Gerüche nach Norden trug.
    Der faulige Gestank, der über die Insel wehte, trieb einem das Wasser in die Augen. Der dicke Teppich aus Fliegen begann zu pulsieren. Etliche Tiere erhoben sich summend in die Luft und flogen ein paar Mal ziellos im Kreis herum, landeten dann aber wieder auf Areop-Enap.
    Perenelle wurde müde, und sie wusste, dass sie von der Anstrengung alterte. Sie holte tief Luft und versuchte es ein letztes Mal. Sie musste die Fliegen vertreiben, bevor der zweite Schwarm dazukam. Sie konzentrierte sich so stark auf den üblen Gestank, dass

Weitere Kostenlose Bücher