Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer

Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer

Titel: Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
Vom Netzwerk:
Rillen. Obwohl das Alter der Stadt in Jahrtausenden bemessen werden konnte, waren die Metallteile nicht verrostet, und auch wenn die Vegetation an den gläsernen Wänden ihre Spuren hinterlassen hatte, war nicht eine einzige Scheibe zerbrochen.
    »Hier, glaube ich …« Prometheus blieb vor einer riesigen Stufenpyramide aus Glas stehen. Die gesamte Fassade war mit kunstvollen Spiralen und Wellenlinien bedeckt. Allein der Anblick machte ihn schon schwindelig. Er kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. »Sieh auf der Karte nach.«
    Zephaniah zog die Karte aus der Metallröhre, hielt sie hoch und verglich die über der Tür eingeritzten Symbole mit dem Muster auf dem Pergament. Sie waren identisch. »Das ist die Bibliothek«, verkündete sie und legte den Kopf in den Nacken, um die Spitze der Pyramide sehen zu können. Sie hatte einen Überzug aus massivem Gold. Plötzlich fiel ihr etwas auf. »Die Proportionen stimmen nicht.« Sie trat ein paar Schritte zurück und besah sich die Türen genauer. »Die Griffe sitzen zu weit oben und die Türen selbst sind ungewöhnlich hoch.«
    Prometheus nickte. »Die Stufen dagegen sind zu flach.«
    »Diese Stadt wurde nicht für unsresgleichen gebaut«, stellte Zephaniah fest.
    »Aber für wen oder für was dann?«
    »Für die Erstgewesenen?«, vermutete Zephaniah.
    »Das glaube ich nicht. Sie waren uns bis zu einem gewissen Grad ähnlich. Der Legende nach wurde die Stadt für die Fürsten der Erde gebaut.«
    »Wie sahen die aus?«
    Prometheus zuckte mit den Schultern. »Das weiß niemand. Die letzte Schlacht hat keiner von ihnen überlebt und sämtliche Hinweise auf sie wurden aus der Geschichte gelöscht.« Er zog zwei kurze Doppeläxte aus seinem Gürtel, ging die Stufen zu der Tür aus schwarzem, undurchsichtigem Glas hinauf und drückte fest dagegen, da er annahm, dass sie nach all den Jahrhunderten klemmte.
    Sie schwang geräuschlos auf.
    Prometheus trat rasch ein und stellte sich mit dem Rücken zur Wand, bis seine Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten. Zephaniah blieb draußen und griff nach dem metallenen Stiel einer Peitsche, deren Schnüre sie sich um die Hüfte geschlungen hatte. Falls da drin etwas lauerte, wollte sie ihrem Bruder nicht im Weg stehen, aber es war ihre Pflicht, ihn zu beschützen.
    »Ich weiß nicht, ob wir hier richtig sind.« Prometheus’ Stimme klang hohl. »Es gibt keine Bücher hier, nur Statuen. Hunderte, nein, Tausende von Statuen.«
    Eine Bewegung am Waldrand erregte Zephaniahs Aufmerksamkeit. Ein Ast hatte sich sacht bewegt, aber eher gegen den Wind als mit ihm. »Ich glaube, wir haben Gesellschaft bekommen«, berichtete sie leise. Dann bebten ihre Nasenflügel, als sie eindeutig Anisgeruch wahrnahm, den Auraduft ihres Bruders. »Prometheus?«
    »Statuen«, wiederholte er.
    »Prometheus … ?«
    »Sie sehen aus, als seien sie aus Ton …« Seine Stimme wurde immer leiser, da er sich offenbar von der Tür entfernte.
    Der Anisduft dagegen war jetzt intensiver, und als sie über die Schulter schaute, sah Zephaniah in dem dunklen Gebäude den matten roten Schimmer der Aura ihres Bruders. Aber wie war das möglich? Weder sie noch er waren in den letzten Tagen in der Lage gewesen, ihre Auren zum Leuchten zu bringen. Die Peitsche fest in der rechten Hand, ging sie rückwärts durch die offene Tür, drehte sich dann rasch um … und blieb entsetzt stehen.
    Prometheus stand in der Mitte eines riesigen Raumes. Seine Äxte lagen auf dem Boden, er hatte die Arme weit ausgebreitet und den Kopf in den Nacken geworfen. Seine Aura loderte, feurige Flammen stiegen von seiner Haut auf, Haar und Bart knisterten von elektrischer Energie. Um seine Füße hatte sich eine Pfütze aus flüssigem Feuer gebildet und aus seinen gespreizten Fingern schossen winzige Blitze. Seine Augen brannten wie glühende Kohlen.
    Und er war umgeben von Statuen.
    Ihre Körper waren mit vielen Details kunstvoll aus Ton gearbeitet und das Farbspektrum reichte von Tiefschwarz bis Reinweiß. Die Gesichter dagegen wirkten unfertig; sie waren nicht viel mehr als ovale Gebilde, ohne Augen, Ohren, Nase oder Mund. Männer und Frauen standen nebeneinander, alle in derselben Haltung. Groß, elegant und dieser Welt entrückt. Sie waren den Älteren oder sogar den legendären Archonen äußerlich nicht unähnlich, dennoch handelte es sich ganz offensichtlich um eine andere Rasse.
    Und jeder Zentimeter ihrer Tonkörper war mit denselben geschwungenen Schriftzeichen bedeckt, die

Weitere Kostenlose Bücher