Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer
durch den Wagen, der Motor begann zu stottern und ging dann aus.
»Ich glaube, ich will lieber nicht wissen, wovon sie sich ernähren«, sagte Josh.
»Ist auch besser so«, meinte seine Schwester.
KAPITEL FÜNFUNDDREISSIG
N iten?« Flamel sah den Japaner fragend an.
»Die Batterie ist leer.« Der Unsterbliche drehte den Zündschlüssel um, doch es machte nur Klick .
Flamel wollte das Deckenlicht einschalten, aber nichts tat sich. »Das Schattenreich hat die Batterie entladen.«
»Und was machen wir jetzt?«.
»Wir warten«, antwortete der Alchemyst.
Mit wachsender Sorge beobachtete Sophie, wie die Tongestalten sich immer dichter um den Wagen scharten. Wo immer sie ihn berührten, hinterließen sie erdige Streifen auf dem glänzenden Metall. Ein wedelnder Arm malte eine Schmutzspur auf die Windschutzscheibe und als eines der Wesen sich an die Tür lehnte, war anschließend die ganze Scheibe mit braungrauem Schlamm verschmiert. Mit einem dumpfen Schlag landete etwas auf dem Wagendach. Dann schaukelte das Taxi hin und her, als die schweren Körper sich dagegen drückten.
»Was geschieht jetzt?«, fragte Josh. Seine Stimme zitterte.
Eine der Gestalten robbte über die heiße Motorhaube des Wagens. Die Hitze trocknete den weichen Ton aus und ganze Brocken blieben an dem Metall kleben.
»Niemand öffnet ein Fenster«, sagte Sophie plötzlich mit brüchiger Stimme. Sie klang anders als sonst – alt und heiser. Und sie sprach mit einem starken, undefinierbaren Akzent. »Sie dürfen uns nicht berühren.«
Aoife drehte sich mit einem Ruck zu ihr um. Misstrauisch kniff sie die Augen zusammen. »Woher weißt du das?«
»Die Hexe hat es mir gesagt«, antwortete Sophie leise. Ihre blauen Augen flackerten silbrig und färbten sich dann für einen winzigen Augenblick grasgrün. Sie drehte sich zum Fenster um. Eines der tönernen Wesen hatte sich heruntergebeugt und sein Gesicht war nur Zentimeter von ihrem entfernt. Sie sah ihr eigenes Gesicht, das sich in der Scheibe spiegelte und die ausdruckslose Maske überlagerte, und wich erschrocken zurück. Ihr war klar, was die Wesen angelockt hatte und was sie wollten. »Unsere Auren ziehen sie an«, sagte sie sehr langsam und immer noch mit diesem fremden Akzent. »Sie bewegen sich zwar, doch ihnen fehlt der Funke, der echtes Leben verleiht. Eine Berührung genügt und sie können uns die Aura wegsaugen. Wenn sie sich dann darin einwickeln, können sie sich selbst den Anschein von Leben geben.«
Aoifes ohnehin helle Haut war totenbleich geworden. Ihre Sommersprossen auf Wangen und Nase glichen Blutströpfchen. »Du klingst wie … wie …« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das ist unmöglich.«
Sophie drehte sich zu ihr um, strich sich ein paar Strähnen ihres blonden Haares aus dem Gesicht und blickte die Kriegerin an. Sie konzentrierte sich und ihre blauen Augen färbten sich nach und nach heller, bis sie fast weiß waren und endlich silbrig wurden. Ein ganz leichter Glanz überzog sie und im Wagen roch es plötzlich nach Vanille.
»Wer bist du?«, fragte Aoife. » Was bist du?«
Als Sophie nicht antwortete, setzte Flamel sich auf und berichtete: »Sophie wurde von Hekate erweckt und deine Großmutter hat sie anschließend in der Magie der Lüfte unterwiesen. Gleichzeitig hat die Hexe ihr ihre Erinnerungen übertragen. Sophie weiß alles, was die Hexe wusste.«
Aoife rückte von Sophie ab. Ihr Gesicht war plötzlich ausdruckslos. »Das glaube ich nicht.«
»Es stimmt aber«, sagte Josh.
»Was erschreckt dich so daran?«, fragte Sophie. Erinnerungen strömten in ihr Bewusstsein, und sie nickte bedächtig, während sie sich die Frage selbst beantwortete: »Du hast Angst vor dem, was ich weiß.«
»Ich habe vor nichts Angst«, widersprach Aoife rasch.
»Ich glaube, du hattest dein ganzes Leben lang Angst.«
»Das ist doch irgend so ein Trick«, zischte Aoife mit einem winzigen Zittern in der Stimme. »Du bist bei Flamel oder der Zauberin in die Lehre gegangen.« Fetzen ihrer hässlichen grauen Aura stiegen wie Wasserdampf von ihrem Körper auf und ringelten sich aus Nase und Ohren. »Wenn du wirklich alles weißt, was die Hexe von Endor wusste, dann sag mir ihren richtigen Namen, ihren geheimen Namen.«
»Zephaniah«, flüsterte Sophie. Im selben Augenblick begann ihr Herz wild zu hämmern, als lebhafte Erinnerungen über sie hereinbrachen. Sie schloss die Augen und holte tief Luft …
KAPITEL SECHSUNDDREISSIG
Zephaniah holte tief Luft, öffnete die Augen und
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