Nicht alles Kraut ist grün
hatte ich das Gefühl, daß Nanncie Beaver schon nach Mexiko hinübergekreuzt war und sich höchstens noch ihre Post hierher nachschicken ließ.
Ich notierte mir die Namen der Hotels. Dann hängte ich mich ans Telefon.
Jedesmal betete ich den gleichen Reim her. »Hier ist die Acme Krechtgesellschaft. Bei Ihnen wohnt eine Dame, die nicht mit dem eigenen Wagen, sondern mit dem Taxi kam. Sie heißt Deborah Smith. Können Sie mir sagen, in welchem Bungalow sie wohnt?«
Dreimal zog ich eine Niete, aber im MapleLeaf stieß ich unerwartet auf Gold.
»Wir haben einen weiblichen Gast, auf den Ihre Beschreibung zutrifft«, sagte die Stimme am anderen Ende der Leitung. »Sie kam mit dem Taxi und hatte zwei Koffer bei sich. Aber sie heißt nicht Deborah Smith.«
»In welchem Bungalow wohnt sie?« fragte ich.
»Nummer Zwölf.«
»Die Dame, die ich suche, ist etwa zweiundsechzig«, fuhr ich fort, »und kommt aus New York. Sie ist etwa eins siebenundsechzig groß, ziemlich schlank —«
»Nein, nein, nein«, unterbrach mich die Stimme. »Diese Dame ist etwa sechsundzwanzig. Sie hat kastanienfarbenes Haar, ist mittelgroß, gut gewachsen —«
»Das kann sie nicht sein. Die Dame, die ich suche, ist, wie gesagt, in den Sechzigern, etwas über mittelgroß, ziemlich dürr —«
»Nein, so einen Gast haben wir nicht...«
»Vielen herzlichen Dank«, sagte ich und legte auf.
Ich stieg in die Firmenkutsche, fuhr zum MapleLeaf, trug mich ein und bekam Bungalow Nummer 7 zugewiesen.
Es war ein recht nettes Hotel mit einem kleinen Swimmingpool, einem Patio und Liegestühlen um den Pool herum.
Ich zog meine Badehose an, ging zum Swimmingpool und überlegte, ob ich in die kühlen Fluten tauchen sollte. Statt des-
sen machte ich es mir in einem Liegestuhl gemütlich, von dem aus ich Bungalow 12 im Auge behalten konnte.
Ich hatte kein Glück.
Es wurde dunkel. Die Badenden verließen das Becken, und mir wurde langsam kühl. Ich ging auf mein Zimmer, zog midi an, hockte mich in meinen Wagen und starrte Bungalow 12 an.
Zwanzig Minuten nach neun kam mein Opfer.
Ich erkannte Nanncie Beaver, bevor sie noch den Schlüssel in die Tür von Unit 12 gesteckt hatte. Das Mädchen war ausgesprochen hübsch. Sie kam per Taxi und machte einen niedergeschlagenen Eindruck.
Ich wartete, bis sie im Bungalow verschwunden war, dann startete ich den Firmenwagen, überholte das Taxi, das der Grenze zurollte, und winkte es an den Straßenrand.
Am Steuer saß ein Mexikaner, der ein fixer Bursche zu sein schien. »Ist das ein mexikanisches Taxi?« fragte ich.
Er nickte.
»Ich möchte gern über die Grenze«, sagte ich, »aber ohne meinen Wagen. Kann ich ihn hierlassen und mit Ihnen hinüberfahren?«
»Es ist verboten, auf der Rückfahrt einen Fahrgast aufzunehmen«, wandte er ein.
»Ich komme doch aus Mexicali«, sagte ich. »Erinnern Sie sich nicht?«
In der Dämmerung sah ich seine weißen Zähne aufblitzen. »Richtig! Jetzt fällt’s mir wieder ein! Steigen Sie ein!«
Ich parkte, verschloß meinen Wagen und stieg in das Taxi.
»Wir müssen einen kleinen Umweg machen, um über die Grenze zu kommen«, erklärte er. »Aber ich berechne Ihnen einen Pauschalpreis. Wohin wollen Sie?«
Er betrachtete die fünf Dollar, die ich ihm reichte.
»Sie haben eben eine junge Dame ins MapleLeaf Hotel gebracht«, sagte ich. »Wo haben Sie sie aufgenommen?«
»Aha — Detektiv?« fragte er.
Ich grinste ihn an. »Sagen wir: Ein Caballero, der sich einsam fühlt. Ich würde sehr gern dieser jungen Dame näherkommen, aber ich fürchte, mit der üblichen Taktik komme ich bei ihr nicht weit.«
»Sie ist am Monte Carlo Café in Mexicali eingestiegen«, sagte der Fahrer.
»Dorthin fahren Sie mich jetzt«, bestimmte ich.
Wieder blitzten seine weißen Zähne in einem breiten Lächeln auf. »Aber gewiß, Señor«, sagte er.
Zu Fuß kommt man auf dem kürzesten Wege über die mexikanische Grenze. Autos müssen einen Umweg machen. Der Verkehr an der Grenze wird durch Ampeln geregelt. Dadurch blieb mir Zeit für einen kleinen Plausch mit dem Fahrer.
»Als mexikanischer Taxifahrer dürfen Sie also Fahrgäste in die USA hinüberfahren, ja?«
»Si, señor. Und amerikanische Taxis dürfen Fahrgäste nach Mexicali bringen. Aber es ist offiziell nicht erlaubt, daß Mexikaner Fahrgäste aus den USA nach Mexiko fahren.« Er zuckte die Schultern. »Unter Umständen kann es dabei Ärger geben. Wenn ich Pech habe, kriege ich eine Geldstrafe.«
Ich hielt es für möglich,
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