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Nicht alles Kraut ist grün

Nicht alles Kraut ist grün

Titel: Nicht alles Kraut ist grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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bezahlt«, zeichnete die Quittung ab und reichte sie mir. »Legen Sie die zu der anderen, dann geht die Sache in Ordnung.«
    Ich bedankte mich herzlichst und verschwand.
    Nanncie Armstrong hatte einen Greyhound-Bus genommen. Sie hatte als Adresse hauptpostlagernd Calexico angegeben. Sie hatte keinen eigenen Wagen. Colburn Hale war spurlos verschwunden. Wenn man einigermaßen logisch kombinierte, lag man vermutlich ziemlich richtig mit der Annahme, daß er und Nanncie Beaver ein Treffen verabredet hatten.
    Ich fuhr zurück in meine Wohnung, packte einen Koffer, warf ihn in unsere Firmenkutsche und machte mich auf den Weg nach Calexico.
     

3
     
    Ich fuhr durch den Beaumont und Banning-Paß. Links von mir erhoben sich die Berge von San Gorgonio, und hoch zu meiner Rechten reckte sich San Jacinto.
    Wir berechnen unseren Klienten fünfzehn Cents pro Meile für die Benutzung der Firmenkutsche, und während die Räder die Meilen fraßen, stellte ich mir die Gesichter von Bertha und unserem Klienten vor, wenn sie erfuhren, wie ich die hübschen Fünfzigdollarscheinchen von M. Calhoun buchstäblich auf die Straße warf.
    Bertha jammerte immer, wir sollten die Spesen niedrig halten, denn das käme letzten Endes unserem Gesamthonorar zugute. Die Fahrt nach Calexico mit dem Kilometergeld und meinen Tagesspesen würde ein großes Loch in die dreihundertfünfzig Dollar unseres Klienten reißen.
    Auf den Nordhängen des San Jacinto, die sich mehr als dreitausend Meter über dem Meeresspiegel erheben, lag noch Schnee, aber unten im Tal war es heiß, .und hinter Indio, als die Straße unter den Meeresspiegel absank, kam ich mir vor wie in einem Brutkasten. Bertha war allen meinen Vorstellungen gegenüber, wir sollten uns eine Kutsche mit Klimaanlage anschaffen, bisher taub geblieben. Sie behauptete, wir seien doch sowieso hauptsächlich in der Stadt unterwegs, und dort sei eine Klimaanlage eher lästig als nützlich.
    Ich hatte Bertha nicht verraten, wohin die Reise gehen sollte. Wahrscheinlich würde sie toben. Aber die Spur nach Calexico war bisher mein einziger Anhaltspunkt.
    Es war später Nachmittag, als ich in Calexico ankam.
    Calexico und Mexicali sind Zwillingsstädte. Calexico liegt im Norden, Mexicali im Süden. Zwischen ihnen verläuft die Grenze zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko.
    Nanncie hatte keinen Wagen, sondern war mit dem Bus gefahren. Offenbar war sie nicht gut bei Kasse, es war also kaum anzunehmen, daß sie in dem exklusiven De Anza Hotel abgestiegen war. Andererseits wußte ich ja nicht einmal genau, ob sie überhaupt in Calexico war. Der einzige Hinweis war die Bemerkung »hauptpostlagernd Calexico«. Vielleicht war sie inzwischen schon über die Grenze nach Mexicali gegangen.
    Ich sah eine Menge Routine-Arbeit auf midi zukommen.
    Ich hatte einen Scheinumschlag mitgebracht, den ich an Nanncie Armstrong, hauptpostlagernd, adressiert hatte. Den versenkte ich jetzt in einem Briefkasten.
    Die Post spuckt keine Informationen über ihre Kunden aus — es sei denn, es kommt ein Kriminalbeamter vom FBI. Der Scheinumschlag ist daher ein gutes Hilfsmittel, um sich in einer nicht allzu großen Stadt die Informationen zu beschaffen, die man braucht.
    Der Scheinumschlag ist eine Spezialanfertigung — er ist so groß, daß man ihn unmöglich in einer Hosentasche oder Damenhandtasche verschwinden lassen kann. Außerdem ist er mit roten und grünen Streifen geschmückt und daher ebenso auffällig wie ein knallroter Schlips auf einer Beerdigung. Man steckt den Umschlag in einen Briefkasten und parkt den Wagen so, daß man den Eingang zur Post im Auge behalten kann.
    Wenn das Opfer am Schalter für postlagernde Sendungen nach Post fragt und den Scheinumschlag bekommt, kann es — als Mann — ihn nicht in die Anzugtasche stopfen oder — als Frau — in die Handtasche versenken. Der oder die Unglückliche kommt also mit dem Umschlag in der Hand heraus und bleibt meist auf der Straße stehen, um ihn aufzumachen.
    Der Umschlag enthält eine Werbeschrift über günstige Grundstücksangebote, und der Empfänger denkt — wenn er überhaupt etwas denkt — nur, daß Postwurfsendungen doch eine lästige Einrichtung sind.
    Der Detektiv, der in der Nähe des Postamtes wartet, hat inzwischen Gelegenheit, sich sein Opfer gründlich anzuschauen und die Verfolgung aufzunehmen.
    Nachdem ich meinen Umschlag expediert hatte, nahm ich die Hotels und Pensionen in Calexico unter die Lupe, wenn auch ohne viel Hoffnung. Irgendwie

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