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Nicht alles Kraut ist grün

Nicht alles Kraut ist grün

Titel: Nicht alles Kraut ist grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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daß diese Bemerkung auf meine Brieftasche zielte, und reagierte daher nicht.
    Nach einer Weile meinte er: »Es war komisch mit der Señorita, die ich ins MapleLeaf Motel gebracht habe.«
    »Ja?« sagte ich.
    »Ja«, bestätigte er.
    Dann schwiegen wir beide eine Weile. Diesmal war das Schweigen eindeutig; ich zückte noch einen Fünf-Dollar-Schein.
    Er steckte ihn erfreut ein. »Ich habe viele Sorgen zu Hause. Vier Kinder, ein fünftes ist unterwegs, und die Lebenshaltungskosten sind sehr hoch.«
    »Auch für mich sind die Lebenshaltungskosten hoch«, sagte ich. »Was war so komisch an der Señorita?«
    »Sie spricht kein Spanisch«, sagte er. »Der Kellner rief mich. Er sagte mir, er hätte einen Fahrgast, der über die Grenze wollte. Dann erzählte er mir, daß die Señorita in das Café gekommen ist und einen Drink bestellt hat. Sie hat gewartet und gewartet und gewartet. Dann hat sie noch einen Drink bestellt. Und gewartet und gewartet und gewartet. Dann hat sie Essen bestellt und es sehr, sehr langsam gegessen, Señor. Sie wartete auf jemanden, der nicht gekommen ist. Hilft Ihnen das weiter, Señor?«
    »Möglich«, sagte ich.
    Plötzlich hielt er an. »Bitte steigen Sie aus und gehen Sie das kurze Stück über die Grenze zu Fuß. Ich warte dort auf Sie. Es ist besser so — ich kann keine Scherereien gebrauchen.«
    Ich stieg an der Ecke aus. Es hätte mich nicht gewundert, wenn mein Taxifahrer inzwischen auf Nimmerwiedersehen verschwunden wäre, aber er wartete tatsächlich drüben auf mich und fuhr mich die vier Blocks zum Monte Carlo Café.
    Es war — überraschend nach dem bescheidenen Eingang — ein verhältnismäßig großes Restaurant, zwei Räume mit einer Verbindungstür, im Hintergrund eine Bar. Beide Räume waren recht gut besetzt.
    Hauptsächlich waren es Familien, die dort aßen. Das Restaurant war ruhig, gediegen und konservativ, und der Essengeruch war so appetitanregend, daß ich beschloß, auch etwas für meinen knurrenden Magen zu tun.
    Nachdem ich meine Bestellung aufgegeben hatte, suchte ich mir ein Telefon und rief Bertha in ihrer Wohnung an.
    »Da treibt’s einem doch die Haare durch den Hut«, fauchte sie. »Du verschwindest immer länger und machst immer weniger Berichte. Wo, zum Teufel, steckst du jetzt?«
    »In Mexicali.«
    »In Mexicali?« schrie sie außer sich. »Was treibst du denn da?«
    »Ich verfolge Spuren.«
    »Du wirst das ganze Vorschußhonorar für Spesen aus dem Fenster werfen«, beklagte sie sich.
    »Da kannst du recht haben — eine Menge ist schon weg«, bestätigte ich.
    »Eben! Du tust immer so, als ob man die Dollars bloß von den Bäumen zu pflücken braucht. Warum hast du keinen Bericht gegeben?«
    »Weil es bisher noch nichts zu berichten gibt.«
    »Unser Klient beißt sich vor Ungeduld schon in den Hintern.«
    »Hat er sich denn inzwischen wieder gemeldet?«
    »Du machst mir Spaß! Einmal ist er dagewesen, und dreimal hat er angerufen. Das letztemal vor einer halben Stunde. Er sagt, ich sollte ihn verständigen, wenn du dich vor Mitternacht meldest. Ich soll dir seine Nummer geben, und du solltest ihn sofort anrufen.«
    »Ich verfolge einen Hinweis, der mich über die Grenze geführt hat«, erklärte ich. »Das ist alles, was ich ihm sagen kann. Ruf ihn an und erzähle ihm, daß ich auf einer heißen Spur bin. Wenn ihm so viel an der Sache liegt, könntest du doch versuchen, ihm nochmal hundertfünfzig Mäuse aus der Nase zu ziehen.«
    »Im Augenblick hat er nicht gerade die Spendierhosen an«, meinte Bertha. »Dazu ist er viel zu kribbelig. Am besten rufst du ihn selber an. Die Nummer ist sechs-sieben-sechs-zwei-drei-null-zwei.«
    »Na gut, kann man ja machen. Ich wohne in Calexico. Ich habe eine heiße Spur nach Mexicali verfolgt und denke, daß ich morgen früh etwas Konkretes sagen kann.«
    »Fünfzehn Cents pro Meile«, rügte Bertha.
    »Die fünfzehn Cents pro Meile sind bares Geld für uns«, erinnerte ich sie.
    »Nicht, wenn sie von unserem Vorschuß abgehen«, widersprach Bertha. »Ermittlungen zu fünfzig Dollar pro Tag schluckt der Klient leichter als Autofahrten zu fünfzehn Cents pro Meile.«
    »Dann sagen wir eben dem Kunden, daß der Fall komplizierter ist als zunächst zu übersehen war, und daß wir die Spesen extra berechnen müssen.«
    »Wo kann ich dich heute abend erreichen, Donald?«
    »Im MapleLeaf Motel in Calexico, Bungalow sieben. Ich erwarte, daß der Mann, den wir suchen, innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden hier

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