Nicht die Bohne!
zittert ein wenig. Ob er Angst hat, dass ich sie ihm nicht gebe? Beherzt reiche ich das kleine Bündel rüber, und Simon nimmt sie mit gekonntem Griff entgegen. So weit kommt es noch. Schon in der ersten Stunde Gluckenmutter-Anzeichen. Wehret den Anfängen, sag ich da nur.
Tatsächlich schlafe ich ein wenig, und als ich wieder aufwache, sitzt Simon mit der Bohne auf dem breiten Fensterbrett und erklärt ihr die Welt. Er ist gerade bei dem komplizierten Verhältnis von Mensch und Natur angekommen, und ich lausche erschöpft seiner Stimme.
Jetzt war er doch dabei, und alles war anders als geplant. Er scheint allerdings nicht weiter traumatisiert zu sein.
Mit einer Hand fahre ich über meinen wabbeligen Bauch, der immer noch die Größe eines Fußballs hat. Ich kann nicht glauben, dass sie da drin war. Und dass ich sie gerade eben geboren habe. Das grenzt alles an ein Wunder. Aber das größte Wunder ist, dass mein Körper genau wusste, was zu tun ist. Phänomenal.
Ich bin stolz auf meinen Körper, auf die Bohne, auf Simon und die Welt. Außerdem fühle ich mich jetzt langsam fähig, die vermutlich immer noch wartende Menschenhorde vor dem Kreißsaal in Empfang zu nehmen. Schließlich hat die Bohne das Glück, jetzt schon verdammt viele Fans zu haben.
Epilog
So klein die Bohne auch ist, sie vermag die Welt um sie herum zu den seltsamsten Dingen zu veranlassen. Die Menschen schleichen, flüstern, lachen oder weinen in ihrer Gegenwart. Alle. Sogar Olaf schleicht, flüstert, lacht und weint, als er sie am nächsten Tag im Arm hält.
Die Bohne heißt jetzt auch nicht mehr Bohne. Obwohl ich den Projektnamen lieb gewonnen habe, hat das Kind doch auch einen anständigen Namen verdient. Vielleicht gewährt mir der Standesbeamte ja »Bohne« als zweiten Vornamen. Einen Versuch wäre es wert. Dann würde die Bohne nämlich Florentine Bohne Schmidt heißen.
Florentine klingt nach Freiheit und Sonne. Und Lachen und Freude. Meine neue Entschlussfreudigkeit hat das innerhalb von fünf Minuten entschieden, nachdem Simon irgendwann mit einer langen Namensliste neben dem Bett herumsaß und grübelnd aus dem Fenster starrte. Offenbar hoffte er auf eine kosmische Erleuchtung.
Florentine ist jetzt drei Wochen alt. Seit sie da ist, frage ich mich an manchen Tagen ernsthaft, warum Menschen freiwillig Kinder bekommen. Gut, die Frage klärt sich von selbst: Weil sie keine Ahnung haben. Bleibt noch die Frage: Warum tun sie es dann wieder? Es gibt ja auch Serientäter, die hören gar nicht mehr auf damit.
An anderen Tagen frage ich mich, wie ich es so lange ohne Florentine in meinem Leben ausgehalten habe. Das hängt immer davon ab, wie viel Schlaf ich in der Nacht zuvor bekommen habe. Denn auch wenn manche Menschen der Überzeugung sind, die Notwendigkeit von Schlaf werde vollkommen überbewertet, kann ich persönlich das nicht bestätigen.
Das Projekt Dad-Sharing, ausgehandelt zwischen Simon und Olaf, funktioniert bisher gut, und auch die Mitglieder meiner Öko-Gang haben in den letzten drei Wochen starke Ambitionen zur Brutpflege entwickelt. Sogar Harry, der anfangs große Angst hatte, Florentine überhaupt zu berühren, trägt sie mittlerweile mit einem leisen Lied auf den Lippen durch die Küche und schaukelt sie sanft in seinen starken Armen.
Wenn ich nicht gerade stille, wickle, schlafe oder esse, bin ich verliebt. Bis über beide Ohren. Und mich beschleicht das Gefühl, dass ich das Bohnen-Projekt noch nicht abgeschlossen habe.
Vielmehr glaube ich, es hat gerade erst angefangen.
Danksagung
Ich liebe Danksagungen! Denn sinnvollerweise schreibt man sie am Ende des Buches und hat somit die Chance, den ganzen Prozess des Schaffens noch einmal zu erleben. Dann wird die Autorin (ich) ganz rührselig, isst sehr viel Schokolade und erinnert sich an die Menschen, ohne die »Das Bohnen-Projekt« niemals hätte geschrieben werden können. In seiner Gänze führt diese Situation (Rührseliges-vor-dem-Computer-Herumgesitze) dazu, dass ich unter immensen Kreativitätsanfällen leide, die entweder in einem neuen Roman enden oder eben in einer Danksagung wie dieser (dies ist übrigens die extrem stark verkürzte Version).
Erst mal wie immer: Danke an meine wunderbaren und kreativen Plot- und Autoren-Freundinnen Birte & Claudia. Die Welt wäre sehr langweilig ohne euch!
Danke an Kris Alice, dass du an die Bohne und an Paula geglaubt hast!
Danke an den Sommer, dass du so beschi…, äh, bescheiden warst. Bei Regen schreibt es sich viel
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